Viel angenehmer waren unsere Ausflüge in der Schulzeit nach Oberspree. Dort war eine wilde Badestelle an der Spree. Meistens am Wochenende machten wir uns barfuß, nur mit der Badehose bekleidet, auf den 3/4stündigen Weg. Mit einer Decke unter dem Arm und Kartoffelsalat in der Blechkanne zogen wir los, um den Tag unter den Kiefern zu verbringen. Ich machte meine ersten Schwimmversuche und fühlte mich im Wasser so wohl, dass ich immer erst heraus kam, wenn meine Schwester, die nicht solche „Wasserratte“ war, sagte: „Du hast ja ganz blaue Lippen!“ Na und wenn die Jungen Krebse gefangen hatten und uns Mädchen damit zwicken wollten, suchten wir auch schnell das Weite.
Auf der anderen Seite von Johannisthal führt der Teltowkanal vorbei. Er war die Grenze zu Westberlin. Als 1961 die Mauer gebaut wurde, gab es einen 100 m breiten Grenzstreifen, den wir nicht betreten durften. Die Brücken über den Teltowkanal werden jetzt nach und nach saniert, denn 28 Jahre wurden sie nicht benutzt und waren mehr oder weniger verrostet. Obwohl die Mauer nun schon über 13 Jahre nicht mehr dort steht, benutze ich die Brücken über den Teltowkanal aus alter Gewohnheit ziemlich selten.
Dagegen steht ein Ausflug zum Großen Müggelsee zu allen Jahreszeiten auf meinem Programm. Mit der S-Bahn fahren wir bis Wilhelmshagen. Dort laufen wir durch den Ort nach Neu-Venedig. Das ist eine kleine Siedlung mit Wochenendhäusern und vielen kurzen Kanälen. Die wichtigste Straße ist der Rialtoring – man kann von Venedig träumen. Es gibt nur eine versteckte Brücke über die Müggelspree, sie zu finden ist immer wieder abenteuerlich. Dann geht es durch den Wald zum Kleinen Müggelsee, im Sommer wird eine kurze Badepause am weißen Sandstrand eingelegt. Zur Stärkung meist mit einem schmackhaften Fischgericht bieten sich die Gaststätten „Müggelhort“ oder „Neu-Helgoland“, das nach einem Brand wieder geöffnet hat, an. Am Großen Müggelsee entlang laufen wir bis zum Spreetunnel, der für jeden Besucher eine Attraktion ist. Es ist ein Fußgängertunnel unter der Spree. Irgendwie ist die Vorstellung immer ein wenig unheimlich, dass er vielleicht einmal einbrechen könnte, wenn wir gerade hindurchlaufen. Von Friedrichshagen geht es dann mit der Straßenbahn über die schon lange wieder aufgebaute Treskow-Brücke nach Hause. Auch im Winter ist so ein Spaziergang wunderschön.
Liebe Townstorie-Freunde, wenn ihr im nächsten Jahr nach Berlin kommt und wir Zeit dazu haben, lade ich euch zu dieser Wanderung ganz herzlich ein.
10.08.2003