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Townstories

Stand:


Auf einer Bank am Ufer

Günter Schöffler

Auf einer Bank am Waldufer der Dahme, die sich hier zum Langen See breit macht. Und die später, nahe beim Rathaus von Köpenick, zur Spree stößt.
Nach einigen Regentagen scheint wieder die Sonne aus einem mit Knäuelwolken drapierten Himmel.

Ein älteres Paar setzt sich zu mir, die Frau musste den Mann zur Bank führen, denn er ist blind, und seine steif gereckte Haltung zeigt, dass er völlig ohne Augenlicht ist.
Berlins Umgebung ist doch wunderschön, sagt die Frau zu mir, und ich weise noch auf die Wolkenbüschel, die sich zum Horizont hin immer dichter stellen, so als wollten sie uns das anmutige Bild durch Begrenzung bewahren. Der blinde Mann schweigt, seine Augen starr. Und da schäme ich mich meiner momentanen Verzagtheit, die mich hierher radeln ließ - es ist schwer, Verhältnismäßigkeit zu wahren, wenn das Ich beteiligt ist.

Wir sind still geworden. Zwei von uns sind in die Landschaft vertieft, der dritte ist im Dunklen allein.

Da sehe ich, wie die Frau mit ihren beiden Händen die Linke des Mannes umfasst. Sie will ihm Wärme geben, die die fehlende Wahrnehmung nicht ersetzt, die dem Blinden aber ein Gefühl des Dabeiseins geben könnte - vielleicht sogar des Miteinanders. Die Hände der Frau sind für ihn, so hoffe ich, wie das Tauwerk jenes Bootes, das nahe beim Ufer vor Anker liegt.

Nach einer kleinen Weile wünschen wir uns einen guten Tag, dann gehen die beiden weiter.

Ich bleibe noch auf der Bank und bin doch nicht allein.