Townstories

In Berlin gibt es 2 zoologische Gärten - den Zoo ( ehemals Westberlin ), mitten in der Stadt gelegen und den Tierpark Friedrichsfelde ( damals Ostberlin ), etwas weiter entfernt von der City. Da meine Familie im Süden Berlins wohnt, und wir ehemalige DDR-Bürger sind, war uns nur der Tierpark zugänglich. Er ist sehr schön gestaltet und stets eine Attraktion für " Einheimische " und Besucher, zumal er mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ( U-Bahn und Strassenbahn ) und auch mit dem eigenen Auto gut erreichbar ist. Für uns ist ein regelmässiger Besuch dort Tradition, beliebt auch bei unseren Gästen.

Entstehung des Tierparks
1955 wurde er eröffnet und seit den 60 er Jahren verfolgen wir Aus-, Umbau und Erweiterung des Tierparks. Typisch für ihn sind sehr grosszügig angelegte Landschaftsanlagen, grossräumige Freigehege für viele Tierarten. Inmitten des Parks steht das alte Schloss Friedrichsfelde, restauriert und für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Es ist fast unmöglich, an einem Tag den gesamtem Park mit seinen Grünanlagen und Tiergehegen zu besichtigen, es sei denn, man wäre mit einem Fahrrad oder Skateboard unterwegs.

Besuch zu jeder Jahreszeit
Für meine Familie hat der Tierpark eine grosse Bedeutung - so wurden inzwischen schon 2 Generationen mit ihm bekannt gemacht, denn ein Ausflug dorthin ist zu jeder Jahreszeit ein interessantes Erlebnis. So sind es ab März die Frühjahrsblüher und die ersten Jungtiere, die betrachtet werden. Sommer und Herbst überschütten uns mit einer Fülle von Blumen, vergrösserten Tierfamilien, neuen Tierarten und vor allem mit Besuchern. Es gibt dann echte Probleme einen günstigen Parkplatz zu finden. Aber im Winter, da können wir Ruhe und fast einsame Wege geniessen - es ist viel Zeit für die grossen Häuser, wie, Schlangenfarm, Dickhäuter- und Affenhaus, sowie die Tropenhalle - das Alfred Brehm -Haus.

Unsere Familien-Tour
Wie läuft nun so ein Besuch dort ab ? Es wird ein Tagesaufenthalt und bedarf somit einer gründlichen Vorbereitung , in die jedes Familienmitglied einbezogen wird. Als erstes wird der jährlich erscheinende Wegweiser durch den Tierpark studiert und an Hand des darin befindlichen Lageplanes, die Route festgelegt. Diese Aufgabe dürfen die Kinder übernehmen: Sie bestimmen welcher Eingang benutzt wird und welche Tiere an diesem Tag besucht werden sollen. Es gibt dabei zwei Möglichkeiten : Der Eingang in Schlossnähe führt uns an den Kranichen, Fasanen, Yaks, Wasserbüffeln, Greifvögeln, Eulen, Lamas bis weitestens zu den Giraffen und auf dem Rückweg an den Papageien und Flamingos vorbei. Die zweite Route wäre vom Eingang "Bärenschaufenster" - da begrüssen uns zunächst die Eis- und Brillenbären, dann kommen wir zum beliebten Kinderzoo, Spielplatz, dem Streichelzoo ( ganz wichtig für unsere Kleinen ), dem Alfred Brehm-Haus mit der Tropen-halle, Löwen und Tigern bis weitestens zu den Pinguinen und dann auf dem Rückweg halten wir bei den Elefanten, Wildkatzen, Affen und vielen anderen Tieren an. Übrigens haben die Kinder während der ganzen Zeit, die Aufgabe, die geplanten Wege zu finden und auf den Hinweisschildern die Richtigkeit der Route festzustellen. Der Besuch des Spielplatzes ist fast immer Pflicht. Jeder von uns hat so seine Lieblingstiere. Viel Zeit nehmen wir uns für die Beobachtung des Treibens der Affen und stellen ein paar Ähnlichkeiten mit uns fest. Bei den Dromedaren, Trampeltieren und den Wisenten sind wir dann meist schon sehr entkräftet und bedürfen einer Stärkung.

Eine Pause
Was wäre denn auch so ein schöner Tag ohne den gut gefüllten Proviantsack für die Wanderer. Bereits am Abend vorher wird der kleine Rucksack mit Köstlichkeiten gefüllt: Essen -Trinken - Naschen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Diese Aufgabe übernimmt die Hausfrau und lässt sich Überraschungen einfallen. Die Rast an einem gemütlichen Plätzchen und dabei den Tieren zuzuschauen, übertrifft jeden Gaststättenbesuch. Wenn dann der " Überlebensbeutel " leicht und die Füsse sehr schwer geworden sind, die Augen müde vom Schauen - geht es heimwärts.

Ausklang
Auf der Heimfahrt im Auto wird ausgewertet , was jeder so am lustigsten oder beeindruckendsten fand ( die drolligen Affen, die putzigen Präriehunde, die melancholischen Blicke der Giraffen von hoch oben herab, die jungen verspielten Elefantenkinder oder gar die etwas unheimlichen grossen Schlangen ). Viele schöne Stunden haben wir mit den Kindern und Gästen dort verbracht. In diesem Jahr freuen wir uns besonders darauf, unsere jüngste Enkelin , Anna, mit dem Tierpark bekannt zu machen. Nach dem Mauerfall haben wir natürlich auch den Zoologischen Garten kennen gelernt. Aber unsere grosse Liebe wird immer wieder dem Tierpark Friedrichsfelde gehören, zumal uns mit den Besuchen dort viele schöne Erlebnisse verbinden und wir jahrelang mit kleinen Spenden dazu beigetragen haben, dass neue Tiere angeschafft und die Parkanlagen gepflegt werden konnten.


Elke Weiler, März.2003