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Townstories

Stand:


Freilichtmuseum an Kaunas/ Wo ich mich zuhause fühle?

Vida Olechnovičienė

Um zu fühlen, was das Zuhause bedeutet, muss man daraus weg. Der Begriff "das Zuhause" wirkt auf mich relativ: je weiter ich davon weg bin, desto größere Räume ich wie das Zuhause betrachte. Wenn man vom Maximum beginnt: in einem anderen Planet würde ich mich nach der Erde sehnen, in einem anderen Kontinent - nach Europa, in einem anderen Land - nach meiner Heimat, und in der Heimat - nach einem kleinen, für andere Leute vielleicht unwichtigen Ort. Da ich kaum weiter als in einen anderen Europastaat gereist bin, kann ich meine Gedanken nicht bestätigen.

Ich komme aus einem kleinen herzförmigen Land, welches an der Ostsee zwischen Poland und Lettland liegt. Seiner Flache nach ist es größer nur als Dänemark, Holland, die Schweiz oder Belgium. Es ist nicht so reich und modern wie die Lander, die schon lange Zeit in europäischen Union sind, aber hier bei uns kann man auch viele herzliche und freundliche Menschen zusammentreffen, sich mit ihnen bekannt machen, und sich so allmählich hier wie zuhause fühlen beginnen. Das ist Litauen.

Ich wohne und arbeite nicht weit von der Stadt Kaunas. Diese Stadt befindet sich etwa in der Mitte des Landes, 100 km von der Hauptstadt Vilnius in westliche Richtung. Nach der Vilniusbesetzung durch Polen 1920 (bis zum zweiten Weltkrieg) wurde Kaunas zur "vorlläufigen" Hauptstadt Litauens. Das ist die zweitgrößte Stadt unseres Landes und einzige Stadt in der Welt… welche im Tal des Zusammenflusses der zwei größten litauishen Flüsse Nemunas und Neris liegt. Da gibt es etwa 0,5 Mln. Einwohner.

Archeologen haben festgestellt, dass hier schon im IV. - V. Jh. eine Siedlung war. In schriftlichen Quellen wurde Kaunas 1030 zum ersten Mal erwähnt. Die Altstadt von Kaunas, welche auch im Tal des Zusammenflusses liegt, ist zweitgrößte in Litauen. Wenn man Reise von Zusammenfluss nach Westen an Nemunas macht, kommt man an Kaunasser Meer. Das ist künstlich geschaffenes Meer - Kaunasser Stausee. Er entstand, als im Jahre 1958 "Vater der litauischen Flüsse" Nemunas (Memel) gedammt wurde und Kaunasser Hydrokraftwerk errichtet wurde. Das Kaunasser Meer - ist der größte Süßwasserbehälter in Litauen. Die Fläche vom Stausee beträgt 63,5 km², die Tiefe 22 m, die Länge 93 km, die Breite 3,3 km.

Da werden Dampschiffahrten am Kaunasser Meer organisiert. An Ufern vom Kaunasser Stausee befinden sich wertvolle Naturkomplexe: architektonische Ensemble von Pažaislis und Freilichtsmuseum Litauens.

Pažaislis-Kloster ist im XVII. Jh gebaut. Das ist ein der schönsten Barockbauten in Litauen. Das ist ein gesamteuropäisches Kunstwerk: die Kirche wurde mit Hilfe der italienischen Architekten Karlo und Piero Putini gebaut, die Skulpturen wurden vom deutschen Bildhauer M. Wollscheid geschaffen, die Glocken vom Franzosen De la Mars, die Uhr wurde 1665 in Preußen hergestellt, der Gipsstück von dem Lombarden Giovanni Merli, die Fresken und großen Leinwandbilder schufen die Italiener Archangelo Poloni, Fernando della Croce. Ab Jahre 1996 finden hier in drei Sommermonaten Konzerte von Pažaislis-Festival statt. Pažaislis Festival ist in Europa bekannt.

Nicht weit von dem Kloster befindet sich ein Anlegeplatz. Von diesem Punkt kann man mit dem Dampschiff zum für meinen Herzen besonders wichtigen Ort - Freilichtmuseum Litauens kommen. Die Reise dauert nur eine Stunde, aber man gelingt in einen andere Zeitraum - 200 Jahre zurück. Das ist das litauische Dorf Ende des XVIII. Jh. bis Anfang des XX.Jh.

Das Freilichtmuseum Litauens ist Ausstellung unter dem offenen Himmel. Das sind meistens Wohn- und Haushaltsgebäude, die aus allen Regionen Litauens - Aukštaitija, Suvalkija, Dzūkija, Žemaitija, Mažoji Lietuva - zusammengebracht worden sind. Diese Gebäude sind in Komplexe gruppiert: Gehöfte, kleine Dörfer, kleine Städte. Umgebung der Gebäude ist auch wiederhergestellt worden: Zäune, Grünanlagen, Sakraldenkmäler. In vielen Gebäuden sind Interjerausstellungen mit zeitentsprechenden Details (Möbel, Gewebe, Küchesachen, Arbeitswerkzeuge) eingerichtet worden. Es gibt auch Arbeitsprozessaustellungen (z.B. Töpfern, Flechten, Bernstein-, Holz-, Metallbearbeitung).

Das Museum wurde 1966 eingerichtet. Die Besucher sind seit 1974 willkommen. Man kann das Museum auch per Autobahn erreichen, die zwei große Städte Litauens Vilnius und Kaunas verbindet. Von Vilnius ist das Museum 79 km entfernt, von Kaunas - nur 25 km. Als ich vor 19 Jahren das Geschichtestudium an der Vilniusser Universität (die 1579 gegründet wurde) abgeschlossen hatte, kam ich diese Autobahn zu diesem Ort an. Dorthin kam ich, um zu arbeiten. Aber da fand ich mein Zuhause. Nicht viele Leute erleben in der Arbeit solchen Zustand, als ob sie zuhause wären. In der Arbeit realisiere ich mich selbst, da fühle ich mich gut unter meinen Kameraden, die ähnliche Gedanken und Gefühle entwickeln. Sie werden sagen: das ähnelt einer Krankheit: Drogen-, Alkohol-, Arbeitssucht. Vielleicht ist es so, aber diese Sucht ist der Menschheit sehr nützlich. Meine Arbeitsstelle - das Museum - ist den Ausländern interessant nicht nur wie eine Sehenswürdigkeit, sondern auch wie ein Ort, der vieles im Bereich des Aufsatzthemas erzählen kann. Die Ausstellung schafft eine Möglichkeit zu beobachten, wie sich historisch gesehen die Architekturformen, Interjerdetails u.a. des Hauses von einem Litauer verändert haben. Dieselbe Ausstellung bestätigt, dass das Zuhause unabhängig vom Formenwechsel immer dasselbe blieb. Das Zuhause ist dem Menschen heilig, und da fühlt er sich sicher, da ist es wohl der menschlichen Seele, man will dorthin immer wieder zurückkehren. Die litauische Volksweisheit sagt: "Es gibt kein Zuhause ohne Rauch" oder "Zuhause ist Hölle, ohne Zuhause ist es schlimm". Aber auf edr Spitze der Redewendungen bleibt dies: "Es ist gut überall, aber zu Hause ist es besser". So eine Festung habe ich in meiner Arbeit - im Freilichtmuseum Litauens. Es ist fast unmöglich das Museum wie auch das Zuhause zu beschreiben. Man muss es spüren.