Das Haus, in dem ich geboren bin und in dem ich heute noch wohne, ist nämlich in Macomer, in Via Roma. Via Roma ist eine Strasse der Altstadt, nicht sehr antik aber eine der schönsten und wichtigsten Strassen, es ist die einzige, die nicht geteert sondern gepflastert ist.
In dieser Strasse ist mein ganzes Leben und sind all meine Erinnerungen. Es reichte, aus dem Fenster zu schauen, um diese kleine Welt zu sehen, in der man alles Nötige fand, was man zum Leben brauchte.
Von Corso Umberto heraufkommend, konnte man durch die gewöhnlich offene Tür den Schuster erspähen. Er machte Arbeitsschuhe für die Bauern und Stiefel für die Schaefer. Ich beobachtete fasziniert, wie seine geschickten Hände das Leder bearbeiteten.
Weiter vorn befand sich das erste Kino "Il Verdi", das ich schon als Kind besuchte. Während des Karnevals fungierte es als Ballsaal. In dieser Zeit war Via Roma der Laufsteg fuer die Masken .
Gegenüber vom Kino war ein Restaurant, durch dessen Fenster man die Spezialitäten der Saison erblicken konnte, so z.B. die Karnevalskrapfen die die Strasse mit ihrem charakteristischen Duft erfüllten.
Noch etwas weiter vorn befindet sich das Schulgebäude, das in den Zwanzigern erbaut worden ist.
Wir nannten es "lo scholastico" (das Schulische). Auf seinem, von Bäumen gesäumten Platz spielen auch heute noch die Kinder, sicher vorm Straßenverkehr der.
Mit wachsender Bevölkerungsdichte sind Kino, Restaurant und Carabiniere-Kaserne umgezogen; es gibt den Schuster und das kleine Geschäft nicht mehr. Man riecht nicht mehr die typischen Düfte jener Zeit, aber für mich ist und bleibt es die wichtigste und schönste Strasse Macomers, denn sobald ich sie einschlage, fühle ich mich zuhause. Hier ist mein vergangenes, mein gegenwärtiges und hoffentlich auch mein zukünftiges Leben.