Townstories
Stand:
Auf einem Bahnsteig in Madrid
Agnes Kirst (Berlin)
31.03.2003
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Auf einem Bahnsteig in Madrid
fragten Karin, Barbara und Käthen
wie sie nach Toledo kämen
"No capito" war die Antwort, denn
das Spanisch unserer Damen
war noch jung
"Und was nun?"
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Da! Die Treppe laufen runter
Vater, Mutter und ein Kind mit Eis
Und der Vater, so ein Netter
der versteht die Damen und
beschreibt ihnen geduldig
den gewünschten Weg,
"So ein Glück!"
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"Mit der Metro fünf Minuten.
In Alvaro umgestiegen,
dann der Bus Nummero 7.
Bis Toledo nur drei Stunden."
"Was, drei Stunden?!" unsere Damen debattieren,
schließlich ist es schon nach eins
"Lohnt denn das"?
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Kommt die Metro voller Menschen
schiebt der Vater Frau und Kind
Und dann auch unsere Damen
ins Abteil - "Bitte, bleiben sie bei mir!
Dann liegt nächste estacione
gleich der Ausgang hier bei Ihnen".
"So ein Netter!"
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Und so fahren unsere drei
stehen wie die Ölsardinen -
eine Hand am Haltegriff
und die Taschen zugepresst.
Tropft es plötzlich von der Decke
und Papa, ganz Gentleman
reicht ein Taschentuch
"So ein Engel!"
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Und sie wischen sich und reiben
und es schleicht sie unbehaglich an
Da, der Bahnsteig! Rettung !
Aus der Metro quellen unsere Helden
hocherfreut und - bald erbost
Haben Schäden zu vermelden
"Was ist das?!!"
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Reißverschlüsse, Schnallen, Schlaufen
gähnen offen und betroffen
registrieren sie die Schlitze in den Taschen.
Plötzlich fügt sich alles rund
Vater, Mutter, Eis und Kind,
die sich kümmerten so lieb,
war Familie Taschendieb!
"So ne Pleite!"
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Unser Käthen schickt sich an:
"Strolch, wenn ick Dir kriejen kann!
doch die Metro fährt schon weiter
und der Zorn wird alsbald heiter:
Stand es bestens für die Gauner, alles gut -
war die Zeit, die "estacione", schlicht zu kurz.
Offene Taschen - prallgefüllt -
"Gibt's doch nicht! Wer glaubt denn das?"
rufen Karin, Barbara und Käthen:
"Glück (Schwein) gehabt!"
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