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Townstories

Stand:


Der Adaja - Sonsoles García

Übersetzung aus dem Spanischen: Christiane Bauer

Der Adaja
Gold ist wichtig für Investoren. Wasser dagegen ist ein Lebenselixier, Zuflucht für das Leben, wo jeglicher Durst gestillt werden kann.
Der Fluss Adaja, der Fluss meiner Stadt, der im Zentralen System entspringt, gehört zum Duero-Becken. Und fast ein wenig neidisch murmelt der Tajo in seinem Lauf: alle Flüsse durchqueren mich, außer der Adaja.
Der Fluss, der Fluss meiner Stadt, mein Fluss, verfügt über eine ganz besondere Eigenheit. Entlang seines Flusslaufes nahm man in einem Bereich von acht Kilometern Untersuchungen seines Bodens und seines Wasser vor. Dabei wurden versteinerte Materialien aus dem Tertiär und Quartär entdeckt. Man sah, dass die Fische, die da leben, eine Art Bitterling, außerhalb ihres Lebensraums nicht verwesten, wenn einer von ihnen den Fischern ins Netz ging. Ich besitze zwei Exemplare, die über dreißig Jahre alt sind.
An der alten romanischen Brücke war eine Tuchfabrik eingepasst. Die Frauen jener Zeit wuschen die Wolle nach der Schafschur und brachten sie zur Fabrik, um sie später zu färben. Aller Wahrscheinlichkeit nach machten sie das in großen Bottichen, die jetzt entdeckt wurden. Nach dem Färben wurden die Tuche gewebt.
Jahrhunderte später ist aus diesem Relikt eine Mehlfabrik geworden, von der heute nur noch ein Teil einer Turbine und die Mühlsteine, in denen die Weizenkörner gemahlen wurden, erhalten sind. Gegenwärtig ist diese Mühle ein Restaurant.
Heute ist scheinbar alles anders geworden ist, sogar die Temperaturen. Meine geliebte Stadt war berühmt für ihre niedrigen Temperaturen im Winter. Das ging soweit, dass das Wasser des Adaja an seiner obersten Schicht und an verschiedenen Abschnitten nachts gefror und manchmal dort, wo keine Sonne hinkam, diese Eisschicht über mehrere Wochen erhalten blieb.
Ich erinnere mich, dass wir in meiner Schulzeit, wenn wir „schwänzten“, zum Fluss gingen, der vollständig gefroren war. Wir zerschlugen das Eis mit Steinen, damit José, ein Schulkamerad, der taub war, im Eiswasser baden konnte. Er erzählte nämlich, dass sein Arzt ihm gesagt habe, er solle in Eiswasser baden, das würde seine Taubheit lindern.
Ich glaube, es war „Angeberei“, dass er da reinsprang, denn viele Jahre später sah ich ihn wieder und er war immer noch taub.
Wir sahen, wie die Frauen ihre Wäsche wuschen und da war ein sehr junges Mädchen, das heftig weinte, wenn der Esel, der die Wäsche trug, ins Wasser ging. Sie dachte, er würde ertrinken, denn ihr Vater hätte gesagt, dass die Esel sich von hinten ertränken würden.
Mein Fluss ist voller Tierleben: Nutria, Schlangen, Karpfen, Bartfische, Kaninchen, Frösche, Spitzmäuse, Schläfer, Wiedehopfe, Elstern und manchmal finden sich Turmfalken und Königsmilane ein.
Die Bäche des Flusses sind mit kleinen Erdhäufchen durchsetzt, die von winzigen Maulwürfen fabriziert werden. Sie graben lange Gänge, die ihnen als Schlupfwinkel dienen. Mein Fluss ist an seinen Ufern durch eine große Anzahl von Eschen, Büschen, Weiden geschützt, die an ihm hängen, als wollten sie ihm Land rauben und die so dem Wasser einen dunkleren und geheimnisvollen Farbton geben und die eine Zeit lang die Auen des Adaja waren.
Das alles trägt dazu bei, das dieser Fluss die große Lunge der Stadt ist.