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Townstories

Stand:


WO ich mich am zufriedensten fühle

von Ladislav Pýcha

Ich habe schon einmal das kreative Erzählen nicht traditionell behandelt, und zwar den Text über die Moldau aufs Thema "Der Fluß in der Stadt, in der ich lebe", so geschrieben, wie diesen Fluß der Künstler-Musiker in seiner Komposition gesehen hat und ich kann sagen, daß dieses Erzählen gefallen hat. Das haben mir einige Zuhörer bestätigt. Sie haben mich dann noch nach Details gefragt.

Ich will auch dieses Erzählen so auffassen. Und das heißt statt "wo ich mich zu Hause fühle" "wo ich mich am zufriedensten fühle". Ich muß 75 oder 76 Jahre zurückkehren, wo das alles angefangen hat (jetzt bin ich über 80). Ich habe damals in einer selbstständigen Gemeinde etwa 10 km weit von Prag gewohnt (jetzt schon ein Teil vom "Großen Prag"). Etwa 200m von meinem Heim führte die Schnellzugeisenbahnstrecke Prag-Pardubice-Brünn. Entlang dieser Strecke befand sich ein großer Nadelwald, je näher zur Strecke, desto dichter.

Etwa 100m von meinem Heim gab es einen schönen und dichten Wald auf der Fläche von cca 2 ha. Das war unser Eldorado, mein und noch von 3 bis 4 fünfjährigen Jungen, meinen Freunden. Gegen Mittag hörte man unsere Mütter: "Karle, Jirko, Láďo, kommt zum Essen".

Und am Nachmittag wieder in den Wald, aber diesmal schon mit ein Paar älteren Jungen (cca acht bis neunjährigen), von denen wir einige Spielarten gelernt haben, z.B. Indianerspiele, Kriegsspiele mit Zapfen und andere. Dann haben wir von den älteren Jungen auch die Namen von Winnetou, oder Old Shatterhand, die auch heutigen Jungen sehr bekannt sind, erfahren. Die älteren haben schon die Bücher von Karl May gelesen, wir noch nicht. Damals hat es keine Filme über den legendären Indianer und seinen weißen Bruder gegeben. Heute kann man viele andere Filme aus dem wilden Westen sehen, wie z.B. "Die glorreichen sieben".

So verliefen unsere schönen Tage, sie waren einander ähnlich, nur die Abenteuer unterschieden sich ein bißchen. Manchmal gab es auch Schrammen und Beulen, und auch Tränen und Fluchten zur Mutter fehlten nicht.

In dieses ehemalige Paradies habe ich auch beide meinen Töchter und noch später meine Enkelkinder geführt. Ich glaube, ich weiß es sogar, daß es auch ihnen gefallen hat. Mein Paradies ist heute schon viel kleiner als damals, weil die Zivilisation unaufhaltsam mit dem Aufbau von Häusern fortschreitet.

Aber ich kehre immer noch sehr gern dorthin zurück und fühle mich dort am zufriedensten. Ich hoffe, daß ich diesen Platz noch mehrmals besuchen und mich über ihn und über die Erinnerungen an ihn freuen kann.