Gestern nach dem Mittagessen, es wird drei Uhr gewesen sein, lag ich auf meinem Bett und bin eingenickt. Ich war müde, denn wie es bei mir zuhause üblich war, hatte ich für sieben Personen den Tisch gedeckt, und für zehn Personen gekocht und serviert, so groß war der Hunger von den vier Freunden meines Sohnes, zwanzigjährige Nervensägen wie er. So lag ich nun im gemütlichen Halbdunkel meines Zimmers, die Augen geschlossen und auf einem Arm, der aus dem Bett hing, bis er von jemandem berührt wurde. Ich öffnete di Augen und im Halbdunkel sah ich, dass Ugo neben mir stand und mich anstarrte. "Ugo, du weißt doch, dass du nicht in mein Zimmer kommen darfst", rief ich. "Geh zurück ins Bett!". Als Antwort zerrt mich Ugo am Ärmel wie er es macht, wenn er will, dass ich ihm folge.
"Ugo, kannst du mir sagen, was du willst? Möchtest du auf die Terrasse?". In diesem Moment erinnerte ich mich, dass ich ihn morgens, als ich rausging, ausgesperrt hatte mit einem Spiel und seinem Bettchen, wie ich es immer mache, wenn ich rausgehe, denn sonst würde die Alarmanlage angehen, wenn jemand zuhause bliebe. Dann beruhigte ich ihm: "Ich habe verstanden, ich hab vergessen, dir dein Bett wieder reinzubringen. Aber ist es möglich, dass du nicht in der Lage bist, dich in der Zwischenzeit irgendwo anders hinzulegen und mich fünf Minuten in Frieden zu lassen?".
Er starrte mich mit seinen schönen intelligenten Augen an. "Das Bettchen ist mein zuhause. Was mache ich ohne es?" sagte er. Und ich antwortete: "Aber bitte, dein Haus, dein Haus wird so groß sein wie unsere Wohnung, nie wie dein Bett...". Er hingegen: "Ich ein kleines Haus und ein großes Haus...". Und ich:" Mein Gott, ich hab diese Geschichte schon gehört, brr...vielleicht das große Vaterland, das kleine Vaterland, und sie brachten sich um...Aber hier hält man sich auf! Zum Schluss: Wenn wir aufs Land nach Ronciglione fahren, hast du auch ein anderes Haus!". Und im Dialekt von Ronciglione antwortete er mir: "In Ronciglione hab ich mein Bett. Ich weiß es, nur da fühle ich mich zuhause. Mein Bett gehört mir und keiner kann sich darauf legen. Es steht vor dem Kamin, wo du kochst und mir leckere Bissen zuwirfst. Ich schlafe und esse da. ": Ich fragte ihn. "Sag mal, wieso sprichst du im Dialekt? Du weißt doch, dass ich das nicht gut verstehe...". Und er diesmal auf Italienisch sprach weiter: "Wenn ich von meiner Heimat spreche, muss ich meine Sprache sprechen. Ich bin in Ronciglione geboren, da sind meine Ursprünge, da fühle mich wirklich zuhause". "Ich habe verstanden", antwortete ich. "Iss wie du sprichst (italienisches Sprichwort), meine Sprache ist schönste der Welt...Ich kenne diese Geschichten...".
Mit vor Stolz geblähter Brust fuhr er fort: "Ich hab das Glück gehabt in einem der schönsten Plätze der Welt zwischen Haselnusssträuchern geboren zu werden, von der wertvollsten Sorte, die es gibt, da hab ich zum ersten Mal Pipi gemacht... und meine Mutter war blond, genauso wie ich, weil wir aus dem Norden sind, wir stammen von den Engländern ab, von der Familie Cairn...". Ich sagte: "Es ist wahr, dass du blond bist, vielleicht etwas rötlich, aber was soll das heißen? Auch diejenigen, die schwarz oder weiß sind gehen gut, groß, klein, aus dem Norden, aus dem Süden alle gehen gut". Er beeilte sich mir zu antworten: " Das sagst du, aber bei mir zu Hause will ich die nicht: Go home! Sie sollen zuhause bleiben. Übrigens wenn du mich in Rom in den Park von Piazza Venezia bringst, erkenne ich sie am fremden Geruch wieder... Das hängt davon ab, was sie fressen. Ich hab nie verstanden, was die indischen Hunde, die vegetarische Besitzer haben, fressen, aber sie stinken nach Curry". "Aber, bitte", unterbrach ich ihn, sie fressen Trockenfutter genauso wie du, vielleicht die Marke Friskes, wie deine", und er: "Verdammt, ich hätte fast vergessen, dass dank dieser Globalisierung wie alle gleiche essen. Aber ich rette mich: manchmal lege ich mich auf mein Bettchen und knabbere eine Erdnuss, so leckere wie die in meiner Heimat gibt es in aller Welt nicht. Ach ich fühle mich in meiner Heimat so wohl!":
Als ich nach einer halben Stunde von Bett aufstand, war Ugo verschwunden. "W...W...Wo fühle ich mich eigentlich zuhause?",
fragte ich mich während im Wohnzimmer der Klang eines Menuetts zu hören war, da saß nämlich mein Musikfixierter Mann, der
sich Tag und Nacht mit seiner Musik austobte. "Und ich wo fühle ich mich zuhause?", fragte ich mich nun, während ich mir
in der Küche einen guten Kaffee kochte, nach dem kleinen Mittagsschlaf, in dem Ugo mir seine Ideen geäußert hatte.
Inmitten des guten Duftes, der aus der kochenden Kaffeekanne kam, und in den Geschmack des ersten Schluckes süßen, warmen
Kaffees versunken, wie ein Astronaut, der auf einen Planeten der Wonne geschleudert wird, kam ich zu dieser
Schlussfolgerung: "Verdammt, am Ende ähnle ich diesem Mischling von Ugo. Ich fühle mich im Schlafzimmer und in der
Küche zuhause, wenn ich mich nicht täusche, sind das die einzigen Räume, wo der Machthunger des Mannes der schöpferischen
Begabung der Frau einen Platz erlaubt hat. Die Plätze, wo eine Frau dem Fließen des Lebens folgt:
Phantasterei und Schöpfung, sein und machen, erlaubt und unerlaubt, selbst leben und woanders leben.
Und die Geschichte von dem kleinen und großen Haus? Mein Gott, auch ich genauso wie Ugo habe ein kleines Haus, das, oder vielmehr diejenigen, in denen ich wohne, in Rom und in Ronciglione, und dann hab ich ein großes Haus und das große Haus sind alle Häuser, wo ich in meinem Leben gewohnt habe, und alle die, die ich hätte haben wollen in meinen wirklichen oder eingebildeten Reisen. Stellt euch mal vor, viele Jahre lang habe ich mich im Palast von Cäsar Oktavian August auf dem Paladin zuhause gefühlt. Ich kochte ihm frittierte Fischchen, die ihm sehr gut schmeckten, während Virgil uns die Anäis vorlas und Horaz seine Oden aufsagte: "Vides ut alta stet nive candidum Soracte...": Und es ist in Erinnerung meines Dichterfreundes, dass ich mir im Friedhof von Ronciglione, oben auf der Talebene wo am Horizont der Soratte Berg steht, mein letztes Haus habe bauen lassen: "Siehst du, wie der schneeweiße Soratte Berg sich scharf abzeichnet...". Nach dem Paladin wohnte ich bei Voltaire, und er hat meinen Geist geformt, und Französisch ist zu meiner zweiten Sprache geworden: Wie viele Debatten hatte ich mit Friedrich, dem Zweiten, aus Preußen, als wir bei ihm in Berlin waren... Und dann hatte ich ein Haus in Russland bei Peter dem Großen, als er mit seinen Händen ein Schiff baute, und wie hold das russische war, dass er mir beibrachte wenn er "ià vas liubliù" sagte. Und wie konnte man das Haus in Niamey vergessen, das rote, auf dem Niger, ein so breiter Fluss, dass man nicht mit einem Blick von einem Ufer zum anderen rein gucken konnte, mit all den lachenden Kindern, die mir immer hinterherliefen... Und es war nie Krieg.
Wau. Wau! Ugo rief mich wieder zur Ordnung. Ich hatte ihm versprochen sein Bettchen hineinzuholen - Entschuldigung - sein Haus.