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Townstories

Stand:


WO ICH MICH ZU HAUSE FÜHLE : Meine Orte

Gabriella Belviso
Übersetzung im Rahmen des Deutschkurses "Traduzioni in partenariato europeo" von Dagmar Palm an der UPTER in Rom

Es gibt zwei Orte, wo ich mich besonders wohl fühle: einen im Winter, einen im Sommer. Der geistige Ort stimmt nicht immer mit dem realen Ort überein, aber mein sommerlicher "Ort" ist das Meer bei S. Nicola, wo sich an einem Strand Überreste einer römischen Villa aus dem 2. Jahrhundert n. Ch. die Pompeus genannt wird befinden. Seit mehr als dreißig Jahren gehe ich jeden Morgen von ca. 7 Uhr bis 9 Uhr mit den Füßen im Wasser am Strand entlang spazieren. Das ist der Moment, wenn mein Geist und Körper die Harmonie erreichen, die mir erlaubt zu denken, nachzudenken, Kindheitserlebnisse wieder zu erleben, mich über die aktuelle politische Lage zu ärgern. Aber vor allem kann ich mich selbst so weit analysieren, dass ich es manchmal geschafft habe, den Grund für einige meiner Marotten, für meine vielen Charakterschwächen und kleinen Ängste zu finden. Nach dem täglichen Spaziergang, fühle ich mich befreit, ermutigt, beruhigt, weil ich oft eine Lösung meiner Probleme finde, indem ich einige Ereignisse objektiviere und einen Einklang zwischen Seele, Geist, Herz und Körper finde.

Ich habe Angst vor der Masse, mir gefallen die Menschen aber mir geht es auch allein sehr gut. Diese meine Widersprüche störten mich bis vor einiger Zeit, da ich das ganze Leben lang versucht habe, kohärent mit meinem politischen und ethisch moralischen Idealen zu sein -auch wenn ich es nicht immer geschafft habe, obwohl ich zum Gluck nicht zu viele Kompromisse machen musste. Mit dem Alter toleriere ich diese Widersprüche, ohne viele Probleme damit zu haben.

Mein winterlicher Ort ist jedoch die Einsamkeit unter der Leute, das heißt der Autobus. Viele Jahre lang musste ich morgens, um zur Arbeit zu fahren, den Bus 81 nehmen, der vom Piazza Risorgimento und bis zur Casilina fährt und dabei ganz Rom vom Norden zu Süden durchquert. Ich stieg an den Endhaltstellen ein und fand so immer einen Sitzplatz. Da ich zum Gluck nicht an Reisekrankheit leide und über eine bemerkenswerte große Konzentrationsfähigkeit verfüge, habe ich also täglich 3 Stunden (11/2 Stunden pro Tag) unzählige Bücher gelesen, nachgedacht, während meine Augen durch das Fenster die unvergleichbare Schönheit meiner Stadt betrachteten. Paradoxerweise erreichte ich in der Masse die gleiche Harmonie zwischen Seele und Körper, die ich erzielte, wenn ich allein am Strand entlang spazieren ging.

Zwei reale und gegensätzliche Orte, die mein geistiger "Ort" geschafft hat, miteinender zu verschmelzen. Es kommt mir ein Zweifel, dass der wirkliche "Ort" immer unser Gehirn ist.