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Townstories

Stand:


Der Tiber in Rom

von Fernanda Sacchieri

Ich habe den Tiber in der Schule kennengelernt. In den Geographiestunden erfuhr ich, dass er von den alten Römern TIBERIS und noch früher ALBULA genannt wurde. Dass er dem Monte Fumaiolo in der Emilia Romagna entspringt und dann, nachdem er die Toskana durchquert hat, der Grenze zwischen Umbrien und Lazio entlang fließt. Ein kurzes Stück führt ihn durch die Provinz Viterbo, wo er die Stadt Orte berührt, bevor ihm von links die Nera (mit dem Velino) zufließt. Von da beginnt ein windungsreicher Weg, der zunächst die Grenze zwischen den Provinzen Terni und Viterbo markiert, dann die zwischen Viterbo und Rieti und schließlich zwischen Reatina und Rom, welche Provinz er südlich von Fiano Romano durchquert.
Nachdem er sich wieder nach Süd-Westen gewendet hat, fließt der Tiber durch die römische Campagna und erreicht die Stadt Rom am Zusammenfluß mit dem Aniene. Er durchmisst Rom in Längsrichtung und bildet dabei die Insel Tiberina. Schließlich mündet er zwischen Fiumicino und Lido di Ostia zweiarmig ins Tyrrhenische Meer und bildet dabei die Insel Sacra.

Später, als Erwachsene, habe ich mich für die Geschichte dieses Flusses begeistert, ausgelöst durch die Bilder des bekannten Aquarellisten der römischen Campagna, Franz Rösler, der sich in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ganz der Kunst verschrieb und den Tiber und seine Ufer so darstellte, wie er vor den bereits damals begonnenen Eingriffen war. Auf diese Weise hat er uns die bemerkenswertesten Tiberansichten überliefert. Insbesondere diejenigen zwischen Farnesina und Ponte Emilio, heute Ponte Rotto. Dieser Teil des verschwundenen Roms ist in Dutzenden von Aquarellen verkörpert.
Wie es eben dieser Künstler erzählte, waren es gerade die Arbeiten an der Regulierung des Tibers, die ihn dazu trieben, sich der schwierigen Aufgabe zu unterwerfen, so viele Ansichten des einstigen Roms wie er nur konnte, mit der Kraft seines Pinsels zu konservieren und damit die radikale Veränderung, die im Gange war, unsterblich zu machen.
In dieser langen, verschlungenen Ansammlung alter Häuser entlang des Tiber, die die Grenze zwischen Fluss und Stadt bildeten, wuchsen Generationen von Römern auf: echte Römer, Tiberianer , die in Symbiose mit „ihrem Fluss“ lebten. Und dennoch war es schließlich ihr Schicksal, dass sie sich – ausgelöst durch den Bau der Schutzmauern (gegen die Überschwemmungen)entlang des Tibers neue Wohnungen suchen und sich an neue Lebensumstände gewöhnen mussten. Heute ist das Befahren des Tibers in Rom eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Geschichte der Stadt Revue passieren zu lassen und sie von einem anderen Gesichtspunkt kennenzulernen.

Traduzione dall’italiano di Hanns Hanagarth

Terrasse der Farnesina-Gärten - Roesler Franz