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Townstories

Stand:


Der Tiber und Raphael

von Renata Lolli

Was schuldet Rom dem Tiber ?
Und was schuldet der Tiber Rom ?

Dieser aus dem Fumaiolo-Berg im Tosco-Romagnolischen Apennin entspringende Fluss kann sich kaum am Anfang entscheiden, ob er seinen Kurs in Richtung Toskana oder Latium lenken soll. Aber dann, weil sich sein Vetter Arno, der ganz nah aus dem Falterona-Berg entspringt, nach der Toskana ausrichtet, entscheidet sich der Tiber: Latium wird es sein !
Und Latium bedeutet Rom.
Eine ausgezeichnete Entscheidung !
Wer kann den Tiber besser als die Römer aufnehmen?
Wer kann ihm besser als die Römer Ruhm verleihen ? (Obwohl der Arno ebenfalls ruhmvoll ist.)
Er fließt durch grüne, wellige Strecken, er kreuzt sich mit kleinen Strömen, die seinen zukünftigen Ruhm genießen wollen.

Endlich kommt er in Rom an !
Zuerst sieht er schüchtern aus, wie alle frisch in Rom Angekommenen, aber dann wird er immer mehr selbstbewusster, auch wegen seiner Aufnahme durch die Einwohner der Ewigen Stadt: Er mündet ins Tyrrhenische Meer, deshalb benutzt man ihn mit Schiffen, Handel, Kunst. Und Ruhm dazu.
Er war auch mit seinem Spitznamen „blond“ zufrieden.

Wie viele Ereignisse hat er beim Durchfließen gesehen: Zuerst die Ausbreitung des römischen Reiches, dann seinen Untergang. Jedesmal, wenn ich am Lungotevere Sanzio entlang vorbeifahre, fällt mir eine Geschichte ein, in der der Tiber die Hauptrolle spielt. Diese Geschichte (oder sollte man von Legende reden) hat eine besonders enge Beziehung zu der Farnesina, dem sogenannten Raphaels Haus.
Im August 1519 feierte Agostino Chigi, ein unter den römischen Prinzen, in seiner eigenen Villa seinen Geburtstag. Er hatte ein Festmahl angeboten, das in die Geschichte einging.
Dieses Festmahl hatte er vor allem organisiert, um seinen lieben Raphael zu verehren. Dem anwesenden Papst, zwölf Kardinälen und der sehr edlen, wunderschönen Kurtisane Imperia, Chigis Geliebten, wurde ein prachtvolles Festmahl serviert.
Das silberne Geschirr wurde mit jedem Gang gewechselt.
Herr Chigi, den man den Prachtvollen nannte, war tatsächlich so prachtvoll, dass dieses Abendessen außerordentlich prunkhaft war: wenn das neue Geschirr auf dem Tisch lag, warf er das alte in den unten vorbeifließenden Tiber hinab. Und so machten es auch die anderen Gäste.
Herrlichkeit des Reichtums !
Jedoch, nach dem Festmahl, nachdem die Gäste die Farnesina verlassen hatten, zogen Chigis Diener mit seit langem vorher eingerichteten besonderen Hebevorrichtungen verschiedene Netze aus dem Tiber heraus und holten das in den Fluss geworfene Geschirr wieder nach oben.
Jedes Mal, wenn ich den Tiber an dieser Stelle anschaue, denke ich deshalb: wer weiß, ob etwas auf dem Grunde des Flusses übriggeblieben ist ?

Man könnte noch mehr erzählen, nicht wahr ?

Kontrolle der Übersetzung: Dagmar Palm