70% der Kursteilnehmer sind über 65 Jahre alt, d.h. sie sind pensioniert und – wie sich im Lauf der Gespräche zeigte – ein guter Teil von ihnen hat mit der Pensionierung eine sinnvolle Beschäftigung gesucht – und gefunden.

Bei den Antworten auf die Frage nach der Motivation für eine solche Suche gab es natürlich eine bunte Palette von Antworten. Von „Ich möchte endlich Kunstgeschichte studieren“ über „Ich will eine aktive Oma für meine Enkelkinder sein“ bis zu „Es gibt so viele Menschen, denen es schlechter geht als mir, da will ich mich engagieren“.

Die Diskussion wurde noch interessanter, wie der Ausdruck „Sinnvolle Beschäftigung“ definiert werden sollte. Gleichzeitig wurde natürlich auch besprochen „Wo liegen meine Begabungen? Wo finde ich Aufgabengebiete, die meinen Talenten entsprechen?“

Nicht immer gelingt es, Menschen aus der Reserve zu locken, manche möchten einfach in Ruhe gelassen werden. Aber im Verlauf der Gespräche ergab sich doch ein breites Spektrum an persönlichem Engagement und ich möchte im Folgenden einige bemerkenswerte Beispiele freiwilliger Tätigkeiten nennen:

Eine pensionierte evangelische Ordensschwester macht einen 2-jährigen Kurs in Sterbebegleitung.

• Eine frühere Gymnasiallehrerin kümmert sich um einen afrikanischen Flüchtling, der zwar inzwischen Asylstatus hat aber damit ist die Betreuung nicht zu Ende.
• Eine pensionierte Volksschullehrerin arbeitet bei einer großen Organisation, die u. a. Hausaufgabenbetreuung vor allem für Kinder von Zuwanderern anbietet.
• Eine ehemalige Musiklehrerin engagiert sich an einer Musikschule für Kinder.
• Eine frühere Polizei-Sekretärin erleichtert einer querschnittgelähmten Frau die Mobilität außerhalb der Wohnung.
• Eine pensionierte Fluglotsin hilft in einer Pfarre bei der Abgabe von preiswerten Lebensmitteln und Hygieneartikeln an Bedürftige.

Die Liste ist hier nicht zu Ende. Betätigungsfelder und Notwendigkeiten gibt es unendlich viele und ich möchte mir wünschen, dass die Klassendiskussionen als Anerkennung und auch als Ermunterung gesehen werden.

Magdalena Braumüller, Kursleiterin für Englisch an der Wiener Volkshochschule Alsergrund, Währing, Döbling

beruflich bin ich als behindertenbetreuerin im teilbetreuten wohnen tätig

derzeit mache ich keine ehrenamtliche tätigkeit mehr als 20 jahre war ich als ehrenamtliche bewährungshelferin engagiert ganz sicher werde ich in meiner pension, die ich in 1 1/2 jahren antreten werde, wieder einer ehrenamtlichen beschäftigung nachgehen

 wesentlich für meine entscheidung ehranamtlich tätig zu werden war das soziale engagement in meinem elternhaus und das bewusstsein durch das aufwachsen in einer friedlichen und liebevollen umgebung gegenüber vielen anderen menschen privilegiert zu sein. Andere, in gewisser form, daran teilhaben zu lassen war das ziel

 der kontakt mit mir bis dahin nicht bekannten lebensumständen hat mein verständnis und meine toleranz stark verbessert

 ich habe meine ehrenamtliche tätigkeit immer als persönliche bereicherung erlebt, da andere herangehensweisen an probleme immer ein überdenken und infrage stellen meiner strategien bewirkt haben

 die möglichkeit des wachsens, die erweiterung des eigenen horizonts, das in frage stellen von beurteilungen und sichtweisen sind sicher ein wesentlicher grund für ehrenamtliche tätigkeit. Dabei auch die eigenen guten erfahrungen an andere weiter geben zu können ist eine zusätzliche motivierung

 da mein derzeitiger beruf auch mit sozialen kompetenzen und unterstützung verbunden ist decken sich ehrenamtliche aufgaben grossteils mit beruflichen

 über den eigenen tellerrand hinaus zu schauen, das gefühl nicht nur an der eigenen entwicklung interessiert zu sein, mir wichtige werte an andere weiter geben zu können und vielleicht einen schritt zur erreichung gerechterer lebensumstände beizutragen sind für mich befriedigend

 nicht ganz unbemerkt möchte ich lassen, dass ich eine gewisse gefahr darin sehe ehrenamtliche tätigkeiten könnten funktionen übernehmen die zu den aufgaben des staates gehören, auf die menschen ein recht haben und nicht auf das soziale engagement einzelner reduziert werden sollen als erweiterung halte ich ehrenamtliche tätigkeiten für positiv