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Thilde Battran, Jg. 1925


Thilde Battran als 10 jährige (1935)

 

Die Schülerspeisung – welch ein Duft!

September 1948. 63 ABC-Schützen sitzen zu Dritt in Zweierbänken in einer Kasernenstube (fast alle Schulen waren zerbombt). Die Schultische sind schräg. Jeden Augenblick fällt irgend etwas auf den Boden. Die Tafeln aus Schiefer sind dann entzwei, die Griffel abgebrochen, und der Lärmpegel steigt immerfort.

Aus der Küche von nebenan dringt Essensgeruch ins Klassenzimmer. Dort wird täglich die Schülerspeisung für alle Schüler der Stadt gekocht.

In der Pause schleppen zwei Frauen große Milchkannen ins Klassenzimmer. Heute riecht es nach Suppe – Nudelsuppe mit Ei. Alle Schüler treten der Reihe nach mit ihren Kochgeschirren zum großen Suppentopf. Dort wird jedem Schüler ein Schöpflöffel voll Suppe ausgeschöpft.

Peng, peng ... das erste Kochgeschirr, ein Soldaten Kochgeschirr vom Vater, fliegt auf den Boden. Die blöden schrägen Tische.  ... Peng, peng, peng. So geht es noch oft – und das zweimal am Tag, wenn die andere ABC-Schützen-Gruppe kommt. Die Lehrerin ist mit Wassereimer und Putzlappen unterwegs – die wertvolle Schülerspeisung ist mal wieder im Eimer! So geht es tagaus und tagein. ... Besonders beliebt ist der Grießbrei mit Weinbeerle. Komisch, da fällt nichts auf den Boden. Jeder paßt auf sein Kochgeschirr auf! – Den Grießbrei wollen sie nicht verpassen!
 


Thilde Battran, Januar 1999