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Heinz Görlich, Jg. 1932 |
Heinz Görlich als ca.16-jähriger |
Aus dem Brief meines Freundes Dieter Kriener vom 19.9.48 aus Kiel
(Ostsee):
Durch die Währungsreform hat sich hier viel geändert. Es
gibt wieder alles zu kaufen, aber man hat kein Geld dafür. Auch ich
habe mich sehr verändert.
Als Kontrast, Auszüge aus dem Briefwechsel, den ich im März
1947 mit einem anderen Freund führte:
Ich schrieb etwa Mitte März, "...der Arzt hat festgestellt, daß
ich stark untergewichtig bin. Ich wiege mit Winterzeug 71 Pfund, müßte
aber für mein Alter 96 Pfund wiegen. Er hat mir eine kleine Zulage,
bestehend aus 31,5 g Butter, 125 g Nährmittel und 2000 g Brot pro
Woche, sowie 15 Höhensonnen und 4 Darmbäder (für meine Würmer)
verschrieben. Die Bäder hab ich jetzt gottseidank hinter mir...".
Aus der Antwort meines Freundes Helmut Forth, 15 Jahre vom 25.3.47 (Norddeutschland): "...ich bekomme jetzt auch Zulage und zwar 62,5 g Butter, 125 g Nährmittel und ¼ l Milch in der Woche. Es ist zwar nicht viel, aber immerhin kann man etwas zunehmen. Wir haben immer noch Kohlenferien, am 27.3. fängt die Schule wieder an. In diesen langen Ferien hat man fast alles verlernt. Osterferien werden gekürzt auf 4, die Pfingstferien auf 2 Tage und die Sommerferien auf 4 Wochen, sie sollten 8 Wochen dauern."
Meine Erinnerung an die Währungsreform 1948 beschränkt sich auf die Tatsache, daß über Nacht die Schaufenster gefüllt waren und viel Ungerechtigkeit trotz des sog. Kopfgeldes Einzug hielt. Es gab die Besitzenden, die ihre lange gehorteten Waren jetzt für gutes Geld anboten und die Normalverbraucher, die, wie mein Freund schrieb, kein Geld hatten. Die paar Mark Kopfgeld waren ja angesichts des ungeheuren Nachholbedarfs - allein an Kleidung, Schuhwerk - innerhalb weniger Tage ausgegeben. Und dann? Ein Freudentag für mich, als ich mir 1949 von meinem ersten selbstverdienten Geld ein Paar Traumschuhe (Rieker, zwiegenäht, seitlich zu schnüren) leisten konnte.
Heinz Görlich, November 1998
Kohlenferien: Wegen fehlenden Heizmaterials (Kohle) schlossen die Schulen
wochenlang.