|
||||
Broschüre des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm
Zeitzeugen berichten über die Nachkriegszeit in Ulm
|
||||
|
||||
ULM (hib) - Wie hat sich die amerikanische Militärregierung auf den Alltag der Menschen in Ulm und Neu-Ulm ausgewirkt? Genau 60 Jahre nach dem Einmarsch der US-Truppen erscheint eine Broschüre, die sich mit der unmittelbaren Nachkriegszeit in der Doppelstadt beschäftigt.
Die Verfasser waren damals zwischen acht und 13 Jahre alt. „Diese Zeit ist ein wichtiger Teil unseres Lebens, auch wenn wir noch Kinder waren", sagt Alois Link von der Autorengruppe. Der Zeitzeugen-Arbeitskreis möchte „der Geschichte Gesichter geben", nennt Mitherausgeberin Carmen Stadelho-fer vom Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm (Zawiw) das übergreifende Motto für die Arbeit der Gruppe. Die 13 Männer und Frauen haben zu ganz unterschiedlichen Fragestellungen in Archiven gegraben und Interviews geführt - entsprechend ihren persönlichen Vorlieben, Interessen und eigenen Erfahrungen.
Herausgekommen ist ein umfangreiches Werk, das viele Facetten des Alltagslebens beleuchtet. Hans Scherb beschreibt
beispielsweise die Schwierigkeit, einen geordneten Schulunterricht zu
halten: Lediglich die Wagner-und die Friedrichsauschule waren nahezu
unbeschädigt geblieben, die meisten Buben und Mädchen drückten die
Schulbank in Gaststätten, Baracken oder anderen Provisorien. Zur
Raumnot kam der eklatante Lehrermangel.
Und dann gab's da noch den Versuch der Amerikaner, das Baseball-Spiel an den Schulen einzuführen, wie Scherb
berichtet. Immer wieder stieß die Arbeitsgruppe bei ihren Recherchen
auf Kurioses oder bisher wenig beachtete Entwicklungen. Brigitte
Nguyen-Duong beschäftigte sich zum Beispiel mit dem Überparteilichen
|
Frauenarbeitskreis (ÜFAK) und stellte fest, dass die Frauen damals sozial und politisch eine ganze Menge bewegt haben.
Persönliche Erinnerungen
Die
Mitglieder des Arbeitskreises, der bereits seit 1997 besteht,
forschten sehr viel in Archiven, wo noch un-aufgearbeitetes Material
aus dieser Zeit schlummert. Durch dieses Quellenstudium unterscheidet
sich die neue Broschüre auch stark von dem ersten Band über die
„Besatzungszeit", den die Autoren vor zwei Jahren herausgegeben
hatten. Trotzdem ist auch das neue Werk keine staubtrockene
wissenschaftliche Angelegenheit. Denn auch diesmal fließen
persönliche Erinnerungen ein, viele historische Fotos und Illustrationen machen die Vergangenheit anschaulich.
Beim
Sichten des Materials wurden so manche kleine Schätze geborgen, sagt
Mitherausgeberin Margit Stephan. Nicht alles konnte in den Band
einfließen. „Wir haben eine Grundlage geschaffen für weitere Forschungen." Eine Basis, die Gesprächsstoff
bietet, Alt und Jung zusammenbringt und vielleicht dazu anregt, in der
eigenen Familie nach Zeitdokumenten zu suchen. Das Zawiw und das Stadtarchiv, das die Arbeit der Gruppe unterstützt und wissenschaftlich be-gleitet hat, sind auch interessiert an solchen Funden.
|
|
||
Die Broschüre „Nachkriegszeit in Ulm 1945-1949" ist erhältlich bei Veranstaltungen zum 60, Jahrestag des Kriegsendes oder kann direkt bestellt
werden beim Zawiw, Universität Ulm, Albert-Einstein-Allee 11, 89069
Ulm, Telefon 0731/502-3193, Fax 0731/502-3197 oder per E-mail unter info@zawiw. de.
|
||||
Die
neue Broschüre des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche
Weiterbildung der Uni Ulm beschäftigt sich mit der Nachkriegszeit.
SZ-Foto: repro
|
||||
|
||||