Die Schwäbische Zeitung schieb am 31.März 2005:

 

Broschüre des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm
Zeitzeugen berichten über die Nachkriegszeit in Ulm
ULM (hib) - Wie hat sich die ameri­kanische Militärregierung auf den Alltag der Menschen in Ulm und Neu-Ulm ausgewirkt? Genau 60 Jahre nach dem Einmarsch der US-Truppen erscheint eine Broschüre, die sich mit der unmittelbaren Nachkriegszeit in der Doppelstadt beschäftigt.
Die Verfasser waren damals zwischen acht und 13 Jahre alt. „Diese Zeit ist ein wichtiger Teil unseres Lebens, auch wenn wir noch Kinder waren", sagt Alois Link von der Autorengruppe. Der Zeitzeugen-Arbeitskreis möchte „der Geschichte Gesichter geben", nennt Mitherausgeberin Carmen Stadelho-fer vom Zentrum für Allgemeine Wis­senschaftliche Weiterbildung der Uni­versität Ulm (Zawiw) das übergrei­fende Motto für die Arbeit der Gruppe. Die 13 Männer und Frauen haben zu ganz unterschiedlichen Fra­gestellungen in Archiven gegraben und Interviews geführt - entspre­chend ihren persönlichen Vorlieben, Interessen und eigenen Erfahrungen.
Herausgekommen ist ein umfang­reiches Werk, das viele Facetten des Alltagslebens beleuchtet. Hans Scherb beschreibt beispielsweise die Schwie­rigkeit, einen geordneten Schulunter­richt zu halten: Lediglich die Wagner-und die Friedrichsauschule waren na­hezu unbeschädigt geblieben, die meisten Buben und Mädchen drück­ten die Schulbank in Gaststätten, Ba­racken oder anderen Provisorien. Zur Raumnot kam der eklatante Lehrer­mangel.
Und dann gab's da noch den Ver­such der Amerikaner, das Baseball-Spiel an den Schulen einzuführen, wie Scherb berichtet. Immer wieder stieß die Arbeitsgruppe bei ihren Recher­chen auf Kurioses oder bisher wenig beachtete Entwicklungen. Brigitte Nguyen-Duong beschäftigte sich zum Beispiel mit dem Überparteilichen
Frauenarbeitskreis (ÜFAK) und stellte fest, dass die Frauen damals sozial und politisch eine ganze Menge bewegt haben.
Persönliche Erinnerungen
Die Mitglieder des Arbeitskreises, der bereits seit 1997 besteht, forsch­ten sehr viel in Archiven, wo noch un-aufgearbeitetes Material aus dieser Zeit schlummert. Durch dieses Quel­lenstudium unterscheidet sich die neue Broschüre auch stark von dem ersten Band über die „Besatzungs­zeit", den die Autoren vor zwei Jahren herausgegeben hatten. Trotzdem ist auch das neue Werk keine staubtro­ckene wissenschaftliche Angelegen­heit. Denn auch diesmal fließen per­sönliche Erinnerungen ein, viele histo­rische Fotos und Illustrationen machen die Vergangenheit anschaulich.
Beim Sichten des Materials wur­den so manche kleine Schätze gebor­gen, sagt Mitherausgeberin Margit Stephan. Nicht alles konnte in den Band einfließen. „Wir haben eine Grundlage geschaffen für weitere For­schungen." Eine Basis, die Gesprächs­stoff bietet, Alt und Jung zusammenb­ringt und vielleicht dazu anregt, in der eigenen Familie nach Zeitdokumen­ten zu suchen. Das Zawiw und das Stadtarchiv, das die Arbeit der Gruppe unterstützt und wissenschaftlich be-­gleitet hat, sind auch interessiert an solchen Funden.
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Die Broschüre „Nach­kriegszeit in Ulm 1945-1949" ist erhältlich bei Veranstaltungen zum 60, Jahrestag des Kriegsendes oder kann direkt be­stellt werden beim Zawiw, Universi­tät Ulm, Albert-Einstein-Allee 11, 89069 Ulm, Telefon 0731/502-3193, Fax 0731/502-3197 oder per E-mail unter info@zawiw. de.
Die neue Broschüre des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiter­bildung der Uni Ulm beschäftigt sich mit der Nachkriegszeit. SZ-Foto: repro