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End-Kriegszeit. Ostoberschlesien (Polen) November 1944.
Eine Inventarisierung
Dünne Bretter der Holzbaracken mit großen eisernen Öfen, um die abends die feuchten Kleidungsstücke gehängt werden. Topfebenes Land, strenges Verbot nachts über den Hof zur Toilette zu gehen. Stattdessen ein kleiner stinkender Vorraum an jeder Schlafbaracke mit einem großen Kübel. Stricktes Verbot das Lager alleine zu verlassen. Die Pistolen der Führerinnen. Über den Zaun geworfene Steine - aber auch Äpfel und Bonbons der männlichen Dorfjugend. Las "Wasserpolnisch" der Dorfbewohner: "Nu da Maidka kommen Sie". Tägliches Feuermachen mit mühsam gesammelten Zigarettenpapier, Briefumschlägen, winzigen Zettelchen und feuchtem Holz. Weite weiße viereckige Nachthemden, die wir Obertruppführerhemden nannten. Mein 17. Geburtstag am 1. Advent. Eine pechschwarze Küche im Stallgebäude einer Bäuerin, die mit der flachen Hand Butter auf einem großen, dünnen Kuchen verteilte.
Immer Näherrücken der Kanonendonner. Zeitungsartikel aus Deutschland mit Berichten über Vergewaltigung und schrecklichem Vorgehen der russischen Kampftruppen. Der Wegweiser vor dem Lager: Tschenstochau 36 km. Die Nachricht aus dem Volksempfänger, daß Tschenstochau gefallen sei.
Abkommandierung zur Ausbildung an Scheinwerfern nach Bergstadt Kreis Groß-Strehlitz. Das neue Barackenlager mit den Ausbildern der Luftwaffe. Stricktes Verbot sich den Baracken der Männer zu nähern oder gar zu betreten. Mein Befehl im Führerinnenhaus Kaffee zu servieren. Mein Schock über die, auf den Schößen der Ausbilder sitzenden Führerinnen.
Immer angstvolleres Hinhören auf die täglich bedrohlicher klingenden Nachrichten.
Rebellion gegen den angeordneten Dienst: Ordnungsübungen - meint Exerzieren. Die gereizte Stimme einer Kameradin zur Führerin "Warten sie nur auf den telefonischen Befehl zum Fliehen wenn alle Leitungen zerstört sind."
Umwandlung des Befehls zum Packen.
Herstellen einer Kartoffelsuppe aus sämtlichen vorhandenen Vorräten, die dann mehr aus Wurst, Speck und Schinken bestand denn aus Kartoffeln.
Unser mitternächtlicher Zug über Schnee und Eis mit umgedrehten Holzschemeln als Schlitten, zum nächsten Bahnhof.
Meine dicken, schmerzenden, erfrorenen Zehen in den hohen Schnürstiefeln.
Eva Schott / Okt. 1999