Arbeitskreis Forschendes Lernen
"ZeitzeugenArbeit"
am ZAWiW der Universtät Ulm

 

Versuch von Antworten auf die Fragen:

Wer wir sind und was wir wollen


1. Wir

2. Ziel: Der Geschichte Gesichter geben

3. Arbeitsweise

4. Lückenbüßer?


1. Wir...

sind eine Gruppe von ca. 15 älteren Menschen, die sich über das ZAWiW der Universität Ulm im November 1997 zu einem Arbeitskreis "Forschendes Lernen" zusammengefunden haben unter der Leitung von Frau AOR Carmen Stadelhofer. Ausgangspunkt war eine Arbeitsgruppe während der Herbstakademie 1997, in dessen Rahmen wir das vom Bundesbildungsministerium geförderte Modellprojekt "Zeitzeugenbörse" kennenlernten und gemeinsam darüber nachdachten, ob und was "die Alten" noch zu sagen haben und wie sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen weitergeben könnten. Wir treffen uns seitdem regelmäßig und arbeiten gemeinsam an dieser Fragestellung.

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Gemeinsamer Ausgangspunkt:

Voraussetzung

Wir tun etwas für uns selbst und tauschen uns aus mit anderen über Erfahrungen im ersten Lebensdrittel.

Warum?

Um unsere Erfahrungen aufzuarbeiten (falls möglich) und wenn dies annähernd gelingt, sie weiterzugeben an alle, die sie hören wollen.

Wie?

Dies geschieht so, daß wir

1. uns darüber verständigen, was nicht nur von persönlichem Wert, sondern für andere hörenswert und informativ ist, die zu jung sind, um unsere Jugenderlebnisse mit eigenen Eindrücken vergleichen zu können. Zu diesen Menschen gehört auch der Großteil der heutigen Lehrergeneration.

2. Wir bereiten uns so vor, daß wir in unseren Gruppen zunächst das Unwesentliche vom Wesentlichen trennen. Wir probieren aus, wie eine "Geschichte aus unserem Leben" von etwa drei bis fünf Minuten Vortragslänge (frei erzählt) auf die Gruppenmitglieder wirkt.

3. Wir geben subjektiv Erlebtes weiter und ziehen dabei Lehren aus der Vergangenheit im Blick auf die Zunkunft. Unsere Bericht sind ANGEBOTE, die Interesse wecken wollen und keinesfalls belehrend, moralgetränkt daherkommen sollten. Sie wollen Fragen provozieren und zum Gespräch führen.

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2. Ziel: Der Geschichte Gesichter geben

Was können wir erreichen oder vielleicht ändern? - Als Weltverbesserer und Kriegsverhinderer taugen wir wohl kaum. Nein. Aber wir können Impulse vermitteln, z.B. an junge Menschen wie auch an die mittlere Generation, die Krieg, Hungersnot, Leid und elementare Existenzängste aus eigener Erfahrung nicht kennen. Wir können versuchen, damit Zeichen zu setzen für eine humane Zunkunft.

Wir haben die Chance, auf historisch interessierte Gleichaltrige zuzugehen, (z. B. in Erzähl-Cafés oder in Altenzentren). Wir können in Schulen LehrerInnen und SchülerInnen anbieten: Fragt uns aus, solange es uns gibt! Erste sehr positive Erfahrungen, die wir in einer Ulmer Hauptschule gemacht haben, zeigen, daß Nachfrage besteht nach lebendiger Geschichte, der wir ein Gesicht geben. Wir können aber auch SchülerInnen Hilfestellungen geben und ihnen Mut machen, uns oder andere ältere Menschen zu befragen.

Seit etwa 30 Jahren erforschen Historiker auch die Geschichte der "kleinen Leute", der mittleren und unteren Schichten, der Frauen und aller von Krieg und Frieden Betroffenen.

Auch wir wollen einen Beitrag zur Geschichte der jüngeren Zeit leisten, eben aus der Sicht unserer Erfahrungen und Erkenntnisse.

Zur Zeit arbeiten wir an verschiedenen Themen. Die Auswahl der Themen hängt mit unseren Erfahrungen zusammen, aber auch mit Überlegungen, über welche Themen wir mit Älteren und Jüngeren, mit Menschen jeden Lebensalters, ins Gespräch kommen können über die Vergangenheit, aber auch die Jetzt-Zeit und die Zukunft. (z.B. "Jugendverführer" früher- "Jugendverführer" heute, "Währungsrefom - Einführung des "Euro", Grenzen räumlich/zeitlich/in den Köpfen- früher und heute).

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3. Arbeitsweise

Im November 1997 und Frühjahr 1998 haben wir durch zwei einführende Kompaktseminare inhaltliches und methodisches Rüstzeug für unsere Arbeit erworben, das in weiteren Kompaktseminaren vertieft werden konnte. Neben der individuellen Arbeit an verschiedenen Themen treffen wir uns derzeit regelmäßig in zwei thematischen Untergruppen und alle zusammen alle 3-4 Wochen im Plenum.

Die Untergruppe "Schule" will mit diesem Thema mit SchülerInnen ins Gespräch kommen zu unterschiedlichen Aspekten des Schulalltags früher - und auch heute. In den Schulen gibt es zunehmend viele Kinder aus anderen Ländern und mit anderer Muttersprache, die Akzeptanz der jeweils "anderen" fällt oft schwer, die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt macht die Jugendlichen oft mutlos . Wir kennen ein solches Lebensgefühl und wollen mit unseren Geschichten den jungen Leuten Mut machen, sich mit den Problemen rechtzeitig auseinanderzusetzen und nach Lösungen zu suchen.

Die Untergruppe "Besatzer und Besetzte in der Region Ulm 1945" ist entstanden, als wir überlegt haben, was bedeutet der Begriff "Grenze" denn heute wohl für junge Menschen, die einerseits problemlos in andere Länder reisen können und andererseits gegenüber "fremden" MitschülerInnen oft "Grenzen" setzen. Daraus ist eine lokalhistorische Fragestellung entstanden. Im Raum Ulm gab es eine französische und eine amerikanische Besatzungszone, deren "Grenzen" an manchen Orten die BewohnerInnen des jeweiligen Ortes durch einen Schlagbaum voneinander trennten. Das ist für junge Leute heute kaum noch vorstellbar. Die TeilnehmerInnen dieser Gruppe wollen einerseits individuelle Erinnerungen zum Thema "Besatzer und Besetzte" sammeln, aber auch subjektive Erfahrungen von 1945- 47 abrunden, sie in Zusammenhang bringen mit "offiziellen Quellen" in Archiven - und damit verschiedene Facetten der Besatzungszeit aufzeigen. Nach unseren ersten Beobachtungen wurden bisher wenig Informationen über diese Zeit gesammelt .Über die Zonengrenze enthält die (Alb-Donau-) Kreisbeschreibung von 1989 knapp drei Zeilen. Anfragen in Kreisgemeinden lösten erstaunte Reaktionen und Suchaktionen aus.

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4. Lückenbüßer?

Sehr groß ist der Anteil der Jugendlichen, die ohne Großeltern aufwachsen. Durch Gespräche in den Schulen (z.B. im Geschichts- oder Deutschunterricht, Schulprojekttagen, etc.) entstehen Kontakte zwischen älteren Erwachsenen und Kindern/Jugendlichen, die neben der Wissensvermittlung und Horizonterweiterung soziale Bedeutung haben können: "Wahlopa"! "Wahloma"!

Wie wichtig solche Kontakte sind, zeigen die Warnungen von Soziologen vor einem in ein bis zwei Jahrzehnten bevorstehenden "Krieg zwischen Jung und Alt" als Folge der Alterspyramide. Dem wollen wir etwas entgegensetzen!

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19.04.1999