Religion im Alltag
von Dr. Erna Subklew
Die Schüler der 11. Klasse der Realschule St. Ursula in
Attendorn haben im evangelischen Religionsunterricht eine Befragung zur
Religiosität im Alltag durchgeführt. Ziel war es zu erkunden, wie
religiös die heutigen Menschen sind. Als Ausgangspunkt wählten sie zwei
englische Lieder, die sie den Probanden in deutscher Sprache vorlegten
und zu denen sich die Probanden äußern sollten.
Verlauf des Projekts
Zunächst stellten die Schüler einen Arbeitsplan auf und besprachen die
Bedingungen unter denen das Projekt laufen sollte. So sollte es zu dem
jeweiligen Lied eine Befragung geben, danach sollten Gottesbild und
Jesusbild herausgearbeitet und die Bedeutung von Jesus beschrieben
werden. Die Antworten sollten in einer Zusammenfassung ausgewertet
werden.
Erste Befragung
Mithilfe eines Aufnahmegerätes wurden Mitschüler, Freunde und Bekannte,
aber auch Passanten in der Fußgängerzone von Attendorn befragt. Sie
sollten sich zu dem Text des 1. Liedes: „Wenn Gott einen Namen hat , wie
würde er lauten“, äußern. (Liedtext am Ende.) In der Fußgängerzone
wurden ein älterer Mann und eine Frau um die vierzig Jahre befragt. Der
ältere Mann äußerte sich sehr weitschweifig und nicht immer konkret zu
den Fragen des Liedes. Die Frau beantwortete die Fragen genauer und
zügiger, wobei sie auch sagte, dass sie Gott ansprechen würde, er in
der Fußgängerzone auftauchen würde. Ihr Gottesbild war konservativ:
Alter Mann mit Bart.
Zweite Befragung
Diese Befragung orientierte sich am Text des Liedes Jesus Freak
(Text leider nicht dokumentiert.) Die Befragung von zwei Personen von
ca. 20 Jahren wird angeführt. Während der eine die Fragen präzise
beantworten konnte, sich aber dennoch nicht als Jesus-Freak bezeichnen
wollte, konnte der andere mit der Bezeichnung „Krippenfreund“ nicht das
Jesuskind in der Krippe erkennen, geschweige denn den anderen Aussagen
einen Sinn entnehmen. Allerdings erkannte er, dass - durch die direkte
und krasse Ausdrucksweise - das Lied zum Rock zu zählen sei.
Dadurch, dass der Videorecorder in der Fußgängerzone ausfiel, wurden
anschließend einzelne Probanden noch direkt befragt. Sie sollten zu
Dingen, die in beiden Liedern angesprochen wurden, Stellung nehmen.
Fragen und Ergebnisse
Die Fragen lauteten:
- Wie stellst du dir Gott vor, wie sieht er für dich aus?
- Glaubst du an Jesus?
- Wie stellst du dir einen Jesus-Freak vor?
Die Antworten zur ersten Frage wurden in einer Skala mit 8 Punkten
dargestellt und lauten:
3x - Gott ist ein Geist, 7x - ist ein alter Mann, 1x -
zwischenmenschlich, 1x - hat einen Heiligenschein, 2x - gibt es nicht,
4x - himmlischer Vater, 3x - ist allmächtig und groß, 3x - man soll sich
kein Bild von ihm machen.
Die Ergebnisse zur zweiten Frage „Glaubst du an Jesus“ wurden in einem
Kreis dargestellt, (20 Antworten = 100%).
Davon antworteten 14 mit ja, 3 mit nein, 2 mit Gott ja, Jesus?, 1 mit
gelegentlich.
Die dritte Frage „Was ist ein Jesus-Freak“ (19 Antworten = 100%) wurden
so beantwortet:
5x - Jesus-Freaks tragen Sandalen, 4x - sind gutherzig, 3x - haben lange
Haare, 2x - sind bibeltreu, 3x - sind wie St. Martin, 1x - sind sozial,
1x - sind individuell.
Zusammenfassung
Die Schüler kamen bei der Befragung zu folgendem Ergebnis:
- Die Religion ist im Alltag in Liedern, aber auch sonst präsent.
- Gott und Jesus werden mit dem Leid der Welt in Zusammenhang gebracht,
jedoch niemand dankt für das „Funktionieren“.
- Religion wird beachtet. Ob sie ernst genommen wird, kann nicht
festgestellt werden.
- Die Vorstellung von Gott hat sich nicht geändert.
Überlegungen zum Projekt
Bei aller Unzulänglichkeit bei der Durchführung und Verschriftlichung
des Projektes, es fehlen die Fragebögen oder die Gesprächsleitlinien,
die konkrete Anzahl der Befragten usw., es wird auch nicht geklärt,
warum diese Lieder genommen wurden, und warum der zweite Liedtext nicht
vorgestellt wurde, war ich doch fasziniert von der Ernsthaftigkeit mit
dem die Schüler dieses Projekt bearbeitet haben.
Natürlich sind durch die geringe Zahl der Personen und der weiteren
fehlenden Angaben die Folgerungen in keiner Weise für weitere Forschung
relevant. Wenn man aber davon ausgeht, dass die 17 -18jährigen Schüler,
sich wahrscheinlich über ihren Glauben auch noch nicht im reinen sind,
halte ich es für ein großes Engagement, dass sie dieses Projekt
durchführten.
Es wäre zu wünschen gewesen, dass die Schüler bei ihrem Projekt mehr
professionelle Hilfe bekommen hätten.
Vielleicht aber regt das Projekt andere Gruppen an, in einer ähnlichen
Richtung zu forschen und dann unter besserer Hilfe und besseren
Voraussetzungen.
Lied
Alanis Morisette
1. Wenn Gott einen Namen hätte, wie würde er lauten?
Würdest du ihn damit auch ansprechen,
wenn du dann mit all seiner Ehre konfrontiert würdest?
Was würdest du ihn fragen, wenn du nur eine Frage hättest?
Gott ist großartig - Gott ist gut.
Refrain: Was wäre, wenn Gott einer von uns wäre,
nur ein Sklave wie wir.
Nur ein Fremder im Bus auf dem Weg nach Haus.
2. Wenn Gott ein Gesicht hätte, wie würde er aussehen?
Und würdest du es sehen wollen,
wenn Gott sehen bedeutet, an Dinge wie den Himmel,
Jesus, die Heiligen und Propheten glauben zu müssen?
Refrain.
3. Wie ein heiliger rollender Stein
geht er zum Himmel zurück, ganz allein.
Niemand ruft ihn an,
außer vielleicht der Papst in Rom.
http://www.st-ursula-attendorn.de/Klassen/Religion/RelAlltag/Jesus.htm
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