Ausgabe Nr. 37                         Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung älterer Erwachsener
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Lernprojekt Weltreligionen - selbst gestrickt

                                                                    von Ellen Salverius-Krökel

Sie schlagen Ihre Zeitung auf und finden dies: Was Sie schon immer über die Weltreligionen wissen wollten. Unter diesem Titel ist eine neue, lehrreiche Publikation auf den Markt gekommen … So oder ähnlich könnte der Anfang einer Vorstellung eines Buches, einer CD lauten, wenn es sie denn gäbe. Eine dankenswerte Aufgabe wäre das allemal. Sicherlich gibt es auch das ein oder andre dicke Buch dazu – aber geben sie uns tatsächlich auch das, was wir zu diesem Thema wissen wollen? Letztlich müssten wir da wohl eine Menge Bücher lesen und uns das zusammensammeln, was uns interessiert. Mühselig ist das, wiewohl, es geht auch anders.

Lernprojekte selber stricken
Dann eben also solch ein Werk, solch ein Lehrbuch oder Lernprojekt selber stricken, will sagen, selber machen. Das kann, so werden Sie als LeserIn sagen, lange dauern, und: kann ich das denn überhaupt? Ja, das geht, auch wenn ein ganz klein wenig (für interessierte LeserInnen auch etwas mehr) graue Theorie vonnöten ist. Also, nun zu unserem selbst gemachten Lernprojekt, das auch noch den Segen der Pädagogen hat! Und da wir ungern allein lernen und auch mit anderen MitstreiterInnen gerne über unser Thema reden, laden wir solche doch gleich mit ein. Los geht’s.

Unser Werkzeug: Webquest
Bevor wir das Thema der Weltreligionen aufgreifen, müssen ein paar Worte zum Webquest gesagt werden. Es ist nicht schwer zu erraten, dass dieses –quest irgendwas mit Fragen oder Suchen zu tun hat. Ursprünglich soll es aus der Artusdichtung stammen – die Suche nach dem heiligen Gral. So alt sind wir hier natürlich nicht, sondern unser Begriff bezeichnet ein didaktisches Modell, mit der das mittlerweile mehr als reichhaltige Wissen im Internet in Lernprozesse eingebunden werden kann. Ausgedacht hat es sich der Amerikaner Bernie Dodge, Professor an der Universität von San Diego, bereits 1995. Er wollte wissen, wie man das Internet sinnvoll für Schulen nutzen kann. Er entwarf dazu auch eine Struktur, die bis heute jedes Webquest nutzen sollte und dennoch eine Menge Möglichkeiten zur freien Entfaltung bietet.

Was zu tun ist
Ausgangspunkt eines jeden Webquest ist eine Problem- oder Aufgabenstellung, die anhand von Materialien aus dem Internet gelöst werden muss. Also nicht einfach mal ein bisschen Googeln ;-) Dennoch suchen wir natürlich im Internet nach Informationen zu unserem Thema, wenn auch sehr zielgerichtet durch die besagte Struktur. Diese besteht aus sechs Punkten, von denen der erste eine Einführung ist, der zweite die eben genannte Aufgabenstellung, der dritte die Bereitstellung von Ressourcen. Sodann gibt es eine Prozessbeschreibung, also eine mögliche Beschreibung des Lern- und Arbeitsprozesses, eine Auswertung und eine Präsentation.
Es ist nicht schwer sich vorzustellen, dass eigentlich so gut wie jedes Thema so zu bearbeiten ist. Wirklich wichtig ist die Einhaltung der Struktur und ein Einlassen darauf, selbst organisiert zu lernen. Lange Entwicklungszeiten für solch ein Projekt dürfen getrost vergessen werden.

Motivation ist alles
Alle sind am Thema interessiert – und dann macht irgendwann keiner mehr mit: Darum - bevor wir unser Lernprojekt angehen, sollten wir wissen, mit wem wir es in unserer Lerngruppe zu tun haben. Man kann nie einen einheitlichen Wissenstand voraussetzen, aber wissen sollte man schon, dass die Anforderungen nicht zu weit auseinander liegen. Lieber einmal mehr nachfragen. Und dann natürlich klar benennen, welches Ziel die Gruppe sich setzt. Die Ressourcen sind ebenso wichtig – hier sollte schon ein bisschen Vorarbeit geleistet worden sein, damit die Lernenden einen ersten Ausgangspunkt haben. Das können Webseiten, Bilder, Audios, Literaturlisten, Zeitschriften oder Lexika sein. Neues dazu tun kann man natürlich auch. Zur Motivation gehört auch, dass man sich beim Lernen nicht alleine lässt. Wie kann man sich zeitlich organisieren, wie dokumentiert man seine Ergebnisse, wer hilft mit bei schwierigen Fragestellungen? Kommunizieren!

Das Thema ist nicht alles

Screenshot eines Webquest-Beispiels

Ob nun in einem langen oder einem kurzen Webquest-Projekt – nur zum Thema allein lernen wir nicht. Ungeordnetes Wissen wird strukturiert, Informationsflut bewältigt, Techniken zur Erarbeitung auch umfangreicher Themen erlernt, Lernprozesse selber organisiert und gestaltet. Arbeiten in der Gruppe und ein Ergebnis produzieren gehören ebenso dazu. Und ganz nebenbei wird man auch sattelfest in der Nutzung der neuen Kommunikationstechnologien. Einige Beispiele kann man im Internet finden und sich so manche Anregung holen (s.u.).
Eines davon, nun endlich, ist das zu den Weltreligionen. Das Thema behandelt alle Weltreligionen, außer dem Christentum – man kennt sich aus, oder? Auch das Judentum kommt hier vielleicht etwas mehr im Überblick nur vor, wird es doch immer wieder auch im christlichen Religionsunterricht thematisiert. Aber das ist ganz nach Belieben.

Suchen und Finden
Natürlich kann sich eine jede Lerngruppe auch in Untergruppen organisieren – die Weltreligionen sind ein weites Feld. Die grundlegenden Schritte des Suchens und Findens, der Suchwortbildung und der Einbindung unterschiedlicher Medien sowie erster Ideen zur Ergebnisgestaltung sind eher technischer Natur. Thematisch kann man sich für alle Weltreligionen gleiche Parameter vorgeben: Entstehung, Überlieferung, Gottes- und Menschenbild, heutige Darstellung. Interessant wäre es also, wenn die Lerngruppe die Weltreligionen unter sich aufteilt und ihre Ergebnisse den anderen Gruppen zur Verfügung stellt. Es sollen schließlich Informationen und auch Aufgaben zur Verfügung gestellt werden, so dass es anderen gelingt, ohne weiter gehende Recherchen wesentliche Fragestellungen zu lösen. Eine Besonderheit kann noch dergestalt eingebaut werden, dass sich die jeweiligen Gruppen zu jeder Weltreligion eine Besonderheit auswählen und damit dem Lernprojekt ein paar Überraschungseffekte geben.

Besonderheiten, ja bitte
Sicherlich kommt hier auch der Einwand, dass wir alle unsere Lektionen zum Thema erhalten haben. Wirklich? Ist die eine oder andere Auffrischung nicht doch ganz wertvoll? Wer dennoch nicht mehr in den Grundlagen stöbern will und auch nicht den Wunsch nach dem einen oder anderen Aha-Erlebnis hat bezüglich wunderbarer Internetseiten zu Altbekanntem, dem kann geholfen werden. Es ergeben sich aus unserem Thema eine ganze Reihe aktueller oder weniger aktueller Fragestellungen: Warum hat der Buddhismus im Westen eine solche Konjunktur? Wo treffen sich Judentum und Christentum? Wo gibt es eigentlich überall den Islam? Religionsstifter, besondere Kulturformen, uvm. Können zum Unterthema werden.

Präsentieren!
Natürlich besteht kein Zwang zum Präsentieren. Aber wer möchte nicht die Frucht seiner (gemeinsamen) Arbeit in ansehnlicher Form anderen und sich selbst zeigen? Die Form der Präsentation kann jede Arbeitsgruppe für sich entscheiden oder man stimmt sich im Vorfeld in der ganzen Gruppe ab. Der Möglichkeiten gibt es viele: eine Webseite (ist wirklich nicht mehr nur für Cracks) oder auch eine kleine Broschüre, Texte, Karten, Diagrammen oder gar eine Zeitung. In der heimischen Stadtbibliothek lässt sich vielleicht auch eine Ausstellung organisieren.  Manchmal ruft ein Thema schon nach einer ganz bestimmten Präsentationsform. Aber wie gesagt, man muss das nicht machen, man kann solch ein Webquest auch einfach um des Lernens Willen machen.

Fazit
Sicherlich  kann man zu diesem Thema auch anders lernen, aber es scheint dann doch eine sehr gute Methode zu sein, das Internet sinnvoll zu nutzen, andere Medien mit einzubeziehen (je nach Geschmack der Teilnehmenden), einzeln oder in Gruppen zu arbeiten und auf unterschiedlichen Niveaus, die kommunikativen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und das auch noch im virtuellen Raum. Letztlich aber ist allein entscheidend, dass das Ziel des Projektes klar benannt ist. Am Ende steht dann nicht nur das Ergebnis, die Wissensvermehrung, die Kompetenzerweiterung, sondern auch endlich der Beweis, dass das Internet sinnvoll genutzt werden kann.

Links
Zur Methode Webquest gibt es eine ganze Reihe von Informationen im Internet:
www.webquest.org
www.webquests.de – mit einer Kurzanleitung für Eilige
Von hier aus gibt es auch weitere Informationen

http://www.wild.unizh.ch/lynx/d/ - Beispielseite

Zum Thema gibt es auch ein Buch:
Heinz Moser, Abenteuer Internet. Lernen mit WebQuests, Auer Verlag, Zürich 2000

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