Onliner und Verweigerer
Zum (N)ONLINER
Atlas 2007 und zur Teilhabe Älterer an der Informationsgesellschaft
von Ursula Fritzle
Birgit Kampmann,
Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Technik – Diversity -
Chancengleichheit e.V., sagte bei der Präsentation des (N)ONLINER Atlas
in Berlin im Juni 2007: „Die Ergebnisse des Online-Jahres 50plus und des
Kongresses ‚Ist das Internet reif für die Älteren?’ zeigen, dass
Produkte und Dienstleistungen rund um das Internet mit der
demografischen Entwicklung nicht Schritt halten. …Zusätzlich braucht es
gemeinsame Initiativen politischer und privatwirtschaftlicher Partner,
die wirksam ältere Erwachsene an das neue Medium heranführen und bei der
Erschließung neuer Entwicklungen unterstützen.“ Das klingt
differenzierter als die sonst so gängige Beschreibung des fröhlichen
50plus-Menschen, der eifrig den PC benutzt für Freizeit und Hobby,
Verein und Ehrenamt. Grundlegend für eine Problemlösung ist dabei die
Frage: auf welche Daten kann man bei der Internetnutzung oder
Nichtnutzung zurückgreifen?
TNS Infratest und die Initiative D 21
Eine der bekanntesten jährlichen Publikationen ist der,
herausgegeben von der durch Politik und Wirtschaft gegründeten
Initiative D 21 und dem Marktforschungsinstitut TNS Infratest. Als
freundliche Unterstützer werden u.a. genannt: die Deutsche Telekom AG,
Fujitsu Siemens Computers, Intel GmbH und das Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie. Die Initiative D 21 will die
Informationsgesellschaft im Deutschland des 21. Jahrhunderts stärken.
Die Webseiten von D 21 sind gemäß dem Anliegen unterteilt in „Digitale
Integration“, „Digitale Kompetenz“ und „Digitale Exzellenz“. Das
ebenfalls beteiligte Kompetenzzentrum Technik – Diversity –
Chancengleichheit e.V. untersucht Gender-Aspekte. Im September 2007 soll
eine Sonderauswertung Gender + Diversity des (N)ONLINER Atlas 2007
erscheinen.
Statistisches Bundesamt
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden veröffentlicht jährlich eine
Erhebung über Private Haushalte in der
Informationsgesellschaft. Schwerpunkte sind Art, Häufigkeit und
ausgewählte Zwecke der Internetnutzung. Gefragt wird auch nach Bedenken
und Hindernissen, die von der Nutzung neuer Technologien abhalten. Da
diese Erhebung in allen Mitgliedstaaten der EU durchgeführt wird, liegen
europaweit vergleichbare Daten vor. Als Hauptnutzer sind die Europäische
Kommission und nationale Bundesministerien und die Amtliche Statistik
angegeben. Vielleicht blüht diese Veröffentlichung deshalb eher im
Verborgenen. Ihre Vorteile sind: Klare Definitionen,
Informationsstatistikgesetz als Rechtgrundlage, Verpflichtung zur
Objektivität, Neutralität und zur wissenschaftlichen Unabhängigkeit.
(N)ONLINER Atlas im Netz
Auf der Internetseite können Interessierte eine Fülle von
Informationen finden, Pressemitteilungen, Audiodateien und Volltexte,
auch Printversionen kann man anfordern. Der (N)ONLINER Atlas 2007 kann
als pdf (88 Seiten) heruntergeladen werden, ebenso seine Vorgänger
zurück bis 2001. Aus statistischen Gründen sind vorher einige wenige
Angaben und eine E-mail-Adresse auszufüllen. Daraufhin wird via Mail ein
Link zum Herunterladen geschickt. Liebhaber der Statistik können dann im
Methodensteckbrief schwelgen und sich genauestens informieren über
Grundgesamtheit, Stichprobe, Repräsentative Erhebung und Durchführung.
Im Mittelpunkt der Studie stehen die Zahlen der Internetnutzung nach
Bundesland, Regierungsbezirk, Alter, Geschlecht, Einkommen,
Bildungsstand und Beschäftigung. Aussagekräftig sind auch die beiden
Sonderteile über „Best Ager“ und „Sicher Surfen“.
Zentrale Ergebnisse
Quelle:
Präsentation des (N)ONLINER Atlas 2007 (hrsg. von TNS Infratest und der
Initiative D 21) auf der Pressekonferenz in Berlin 25.06.2007. Grafik
von Birgit Kampmann, Kompetenzzentrum Technik – Diversity –
Chancengleichheit e.V.
Gruppe der 50plus fast so stark wie die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen /
Weiter steigende Internetnutzung in der Altersgruppe 50plus / nach wie
vor 30- bis 49-Jährige mit 44% größte Gruppe / Geschlechterunterschiede
verringern sich leicht
Onliner-Anteil:
Zuwachs in allen Altersgruppen
bei den 50- bis 59-Jährigen 1,5 Prozentpunkte
bei den 60- bis 69-Jährigen stärkster Anstieg mit 2,8 Prozentpunkten ,
der Onliner-Anteil beträgt 35,5 Prozent
Zuwachs bei den über 70-Jährigen: ein Prozentpunkt
3 Bundesländer übertreffen 2007 bei den 50plus-Internetnutzern die
40-Prozent-Marke: Bremen (44 %) Berlin (43%) Hessen (41 %). Die höchsten
Offliner-Anteile unter den Best Agern haben das Saarland (69%),
Mecklenburg-Vorpommern (68%) und Thüringen (67%).
Breitbandnutzung
50- bis 59-Jährige: Anstieg um 10 Prozentpunkte auf 53%
60- bis 69-Jährige: Anstieg um 12 Prozentpunkte auf 47 %
70-Jährige und älter: Anstieg um 11 Prozentpunkte auf 43 %
Sonderteil „Best-Ager-PC: Altersgerecht ins Internet“
Sponsor des Sonderthemas ist Fujitsu Siemens Computers. 1178 private
Nichtnutzer des Internet ab 50 Jahren wurden befragt, ob sie sich mit
einem altersgerechten PC den Einstieg ins Internet vorstellen können.
Dabei wurde deutlich, dass speziell auf Ältere zugeschnittene PCs mit
großen Tasten, großem Bildschirm oder spezielle Betreuung zu Hause gar
nicht erwartet werden. Ältere wollen alles genau so, wie es von einem
serviceorientierten Paket generell zu erwarten ist.
Sonderteil „Sicher Surfen 2007: Wie schützen sich die deutschen
Onliner im Internet?“
Mit Microsoft als Sponsor wurden in dieser Untersuchung die
deutschen Onliner nach ihrem Sicherheitsempfinden befragt. 51% halten
den Nutzer selbst für verantwortlich in Sachen eigener Sicherheit.
Sobald ein Update des Betriebssystems zur Verfügung steht, führen es 56%
sofort durch. Dabei ist der schnelle Internetzugang von Bedeutung.
Eine gute und eine schlechte Nachricht
Wir LernCafe-Macher und unsere Lesegemeinde - wir gehören zu den
Onlinern. Wir schätzen komfortables Surfen, bemühen uns um Breitbandiges
und achten auf Sicherheit im Netz. Das ist die gute Nachricht. Natürlich
unterliegen auch wir den in den Studien festgestellten Hürden. Auch bei
unserer Teilnahme an der Informationsgesellschaft spielen Bildung,
Einkommen, Bundesland, Geschlecht oder Migrationshintergrund eine Rolle.
Die schlechte Nachricht ist: die Verweigerer oder Offliner können wir
mit unserem Online-Magazin nicht erreichen.
Fazit: Überzeugen!
Die Datenlage ist durch die amtliche und nichtamtliche Statistik
bestens erforscht. Es gibt zahlreiche Initiativen, Verbände und
Organisationen, die versuchen, die Offliner zu motivieren, unter ihnen
gerade auch die Älteren. Die Statistiken beweisen die zunehmende
Internetnutzung der letzten Jahre. Wer das bezweifelt, werfe einen Blick
in den ersten (N)ONLINER Atlas von 2001. Er hieß damals noch
„Verweigereratlas“. Heute sind wir bei knapp über 60% Onlinern. Es ist
wichtig, Offlinern den Nutzen des Internets zu erklären. Auch die
Onliner müssen am Ball bleiben und für ihre digitale Kompetenz etwas
tun. Damit sie auch wirklich überzeugen können, wenn das nie versiegende
Argument auftaucht: „haben-wir-noch-nie-gebraucht,
brauchen-wir-auch-jetzt-nicht“.
Titel und Links
(N)ONLINER Atlas 2007. Eine Topographie des digitalen Grabens durch
Deutschland.
Nutzung und Nichtnutzung des Internets, Strukturen und regionale
Verteilung.
www.nonliner-atlas.de/
Über den sechsten Atlas berichtete das LernCafe 35 vom 01.September
2006:
Salverius-Krökel, Ellen: Internetnutzung in Deutschland bei 58 Prozent
www.lerncafe.de/35/aktuelles/neues/nonliner.htm
IKT-Erhebung des Statistischen Bundesamts
„Private Haushalte in der Informationsgesellschaft - Nutzung von
Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)“ für 2006, erschienen
am 29.06.2007
https://www-ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath=struktur,vollanzeige.csp&ID=1020562
Initiative D 21
www.initiatived21.de/Home.101.0.html
Kompetenzzentrum Technik – Diversity - Chancengleichheit e.V.
www.kompetenzz.de/vk06
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