Ausgabe Nr. 39  Sept. 2007                       Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Onliner und Verweigerer
Zum (N)ONLINER Atlas 2007 und zur Teilhabe Älterer an der Informationsgesellschaft
                                                                        von Ursula Fritzle

Birgit Kampmann, Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Technik – Diversity - Chancengleichheit e.V., sagte bei der Präsentation des (N)ONLINER Atlas in Berlin im Juni 2007: „Die Ergebnisse des Online-Jahres 50plus und des Kongresses ‚Ist das Internet reif für die Älteren?’ zeigen, dass Produkte und Dienstleistungen rund um das Internet mit der demografischen Entwicklung nicht Schritt halten. …Zusätzlich braucht es gemeinsame Initiativen politischer und privatwirtschaftlicher Partner, die wirksam ältere Erwachsene an das neue Medium heranführen und bei der Erschließung neuer Entwicklungen unterstützen.“ Das klingt differenzierter als die sonst so gängige Beschreibung des fröhlichen 50plus-Menschen, der eifrig den PC benutzt für Freizeit und Hobby, Verein und Ehrenamt. Grundlegend für eine Problemlösung ist dabei die Frage: auf welche Daten kann man bei der Internetnutzung oder Nichtnutzung zurückgreifen?

TNS Infratest und die Initiative D 21
Eine der bekanntesten jährlichen Publikationen ist der,

herausgegeben von der durch Politik und Wirtschaft gegründeten Initiative D 21 und dem Marktforschungsinstitut TNS Infratest. Als freundliche Unterstützer werden u.a. genannt: die Deutsche Telekom AG, Fujitsu Siemens Computers, Intel GmbH und das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Die Initiative D 21 will die Informationsgesellschaft im Deutschland des 21. Jahrhunderts stärken. Die Webseiten von D 21 sind gemäß dem Anliegen unterteilt in „Digitale Integration“, „Digitale Kompetenz“ und „Digitale Exzellenz“.  Das ebenfalls beteiligte Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit e.V. untersucht Gender-Aspekte. Im September 2007 soll eine Sonderauswertung Gender + Diversity des (N)ONLINER Atlas 2007 erscheinen.


Statistisches Bundesamt
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden veröffentlicht jährlich eine Erhebung über Private Haushalte in der Informationsgesellschaft. Schwerpunkte sind Art, Häufigkeit und ausgewählte Zwecke der Internetnutzung. Gefragt wird auch nach Bedenken und Hindernissen, die von der Nutzung neuer Technologien abhalten. Da diese Erhebung in allen Mitgliedstaaten der EU durchgeführt wird, liegen europaweit vergleichbare Daten vor. Als Hauptnutzer sind die Europäische Kommission und nationale Bundesministerien und die Amtliche Statistik angegeben. Vielleicht blüht diese Veröffentlichung deshalb eher im Verborgenen. Ihre Vorteile sind: Klare Definitionen, Informationsstatistikgesetz als Rechtgrundlage, Verpflichtung zur Objektivität, Neutralität und zur wissenschaftlichen Unabhängigkeit.


(N)ONLINER Atlas im Netz
Auf der Internetseite können Interessierte eine Fülle von Informationen finden, Pressemitteilungen, Audiodateien und Volltexte, auch Printversionen kann man anfordern. Der (N)ONLINER Atlas 2007 kann als pdf (88 Seiten) heruntergeladen werden, ebenso seine Vorgänger zurück bis 2001. Aus statistischen Gründen sind vorher einige wenige Angaben und eine E-mail-Adresse auszufüllen. Daraufhin wird via Mail ein Link zum Herunterladen geschickt. Liebhaber der Statistik können dann im Methodensteckbrief schwelgen und sich genauestens informieren über Grundgesamtheit, Stichprobe, Repräsentative Erhebung und Durchführung. Im Mittelpunkt der Studie stehen die Zahlen der Internetnutzung nach Bundesland, Regierungsbezirk, Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildungsstand und Beschäftigung. Aussagekräftig sind auch die beiden Sonderteile über „Best Ager“ und „Sicher Surfen“.


Zentrale Ergebnisse

Quelle: Präsentation des (N)ONLINER Atlas 2007 (hrsg. von TNS Infratest und der Initiative D 21) auf der Pressekonferenz in Berlin 25.06.2007. Grafik von Birgit Kampmann, Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit e.V.

Gruppe der 50plus fast so stark wie die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen / Weiter steigende Internetnutzung in der Altersgruppe 50plus / nach wie vor 30- bis 49-Jährige mit 44% größte Gruppe / Geschlechterunterschiede verringern sich leicht
Onliner-Anteil:
Zuwachs in allen Altersgruppen
bei den 50- bis 59-Jährigen 1,5 Prozentpunkte
bei den 60- bis 69-Jährigen stärkster Anstieg mit 2,8 Prozentpunkten , der Onliner-Anteil beträgt 35,5 Prozent
Zuwachs bei den über 70-Jährigen: ein Prozentpunkt
3 Bundesländer übertreffen 2007 bei den 50plus-Internetnutzern die 40-Prozent-Marke: Bremen (44 %) Berlin (43%) Hessen (41 %). Die höchsten Offliner-Anteile unter den Best Agern haben das Saarland (69%), Mecklenburg-Vorpommern (68%) und Thüringen (67%).
Breitbandnutzung
50- bis 59-Jährige: Anstieg um 10 Prozentpunkte auf 53%
60- bis 69-Jährige: Anstieg um 12 Prozentpunkte auf 47 %
70-Jährige und älter: Anstieg um 11 Prozentpunkte auf 43 %


Sonderteil „Best-Ager-PC: Altersgerecht ins Internet“
Sponsor des Sonderthemas ist Fujitsu Siemens Computers. 1178 private Nichtnutzer des Internet ab 50 Jahren wurden befragt, ob sie sich mit einem altersgerechten PC den Einstieg ins Internet vorstellen können. Dabei wurde deutlich, dass speziell auf Ältere zugeschnittene PCs mit großen Tasten, großem Bildschirm oder spezielle Betreuung zu Hause gar nicht erwartet werden. Ältere wollen alles genau so, wie es von einem serviceorientierten Paket generell zu erwarten ist.


Sonderteil „Sicher Surfen 2007: Wie schützen sich die deutschen Onliner im Internet?“
Mit Microsoft als Sponsor wurden in dieser Untersuchung die deutschen Onliner nach ihrem Sicherheitsempfinden befragt. 51% halten den Nutzer selbst für verantwortlich in Sachen eigener Sicherheit. Sobald ein Update des Betriebssystems zur Verfügung steht, führen es 56% sofort durch. Dabei ist der schnelle Internetzugang von Bedeutung.


Eine gute und eine schlechte Nachricht
Wir LernCafe-Macher und unsere Lesegemeinde - wir gehören zu den Onlinern. Wir schätzen komfortables Surfen, bemühen uns um Breitbandiges und achten auf Sicherheit im Netz. Das ist die gute Nachricht. Natürlich unterliegen auch wir den in den Studien festgestellten Hürden. Auch bei unserer Teilnahme an der Informationsgesellschaft spielen Bildung, Einkommen, Bundesland, Geschlecht oder Migrationshintergrund eine Rolle. Die schlechte Nachricht ist: die Verweigerer oder Offliner können wir  mit unserem Online-Magazin nicht erreichen.


Fazit: Überzeugen!
Die Datenlage ist durch die amtliche und nichtamtliche Statistik bestens erforscht. Es gibt zahlreiche Initiativen, Verbände und Organisationen, die versuchen, die Offliner zu motivieren, unter ihnen gerade auch die Älteren. Die Statistiken beweisen die zunehmende Internetnutzung der letzten Jahre. Wer das bezweifelt, werfe einen Blick in den ersten (N)ONLINER Atlas von 2001. Er hieß damals noch „Verweigereratlas“. Heute sind wir bei knapp über 60% Onlinern. Es ist wichtig, Offlinern den Nutzen des Internets zu erklären. Auch die Onliner müssen am Ball bleiben und für ihre digitale Kompetenz etwas tun. Damit sie auch wirklich überzeugen können, wenn das nie versiegende Argument auftaucht: „haben-wir-noch-nie-gebraucht, brauchen-wir-auch-jetzt-nicht“.


Titel und Links
(N)ONLINER Atlas 2007. Eine Topographie des digitalen Grabens durch Deutschland.
Nutzung und Nichtnutzung des Internets, Strukturen und regionale Verteilung.
www.nonliner-atlas.de/
Über den sechsten Atlas berichtete das LernCafe 35 vom 01.September 2006:
Salverius-Krökel, Ellen: Internetnutzung in Deutschland bei 58 Prozent
www.lerncafe.de/35/aktuelles/neues/nonliner.htm
IKT-Erhebung des Statistischen Bundesamts
„Private Haushalte in der Informationsgesellschaft - Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)“ für 2006, erschienen am 29.06.2007
https://www-ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath=struktur,vollanzeige.csp&ID=1020562
Initiative D 21
www.initiatived21.de/Home.101.0.html
Kompetenzzentrum Technik – Diversity - Chancengleichheit e.V.
www.kompetenzz.de/vk06

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