Ausgabe Nr. 39   Sept. 2007                         Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Web 2.0
ViLE bewegt sich

                                                                    von Clemens Thelen


„So richtig aber weiß keiner, was der Begriff „web 2.0“ eigentlich bedeuten soll“ sagt der Begründer des WWW, Tim Berners-Lee. Viele Kritiker meinen, der Begriff sei eine Marketingblase, da Web 2.0 lediglich  konsequente Weiterentwicklungen im WWW verallgemeinert. Außerdem suggeriert der Begriff Web 2.0 das Internet sei interaktiver geworden, obwohl es schon seit den Anfängen rege Usenet-Gemeinden gibt.
Eine Lesegrundlage für das Web 2.0  kann das Sonderheft SPIEGEL SPECIAL „Leben 2.0 – Wir sind das Netz“ sein, welches Ende Juni 2007 erschienen ist. Der Autor stellt hier (seine) wesentliche(n) Erkenntnisse daraus vor.

Mitmachnetz
Am Web 2.0, der neuen Generation des Internets, scheiden sich die Geister. Die einen rühmen die Fülle an Informationen und Kontakten im Mitmachnetz, die “Weisheit der Massen” und die Abschaffung alter Autoritäten, das kreative Chaos und den “Bürger-Journalismus”. Die anderen mokieren sich über “digitalen Narzissmus”, freiwillige Selbstentblößung im Netz, viel pubertäres Geschwätz und rüpelhaften Ton auf den Community-Plattformen. Anhänger wie Kritiker sind sich aber einig: Es ist ein Massenphänomen entstanden, dessen Auswirkungen bislang nur zu erahnen sind. (aus der Spiegel Hausmitteilung)
Die Themen im Sonderheft werden insgesamt interessant abgehandelt: Es geht um die Datensicherheit, neue Lebensgefühle oder aber den Konflikt über alte Medien gegen neue Medien.


Mitmachinternet
Internet zum Mitmachen, Schluss mit der Einbahnstraße, Jedermann-Experten auf dem Vormarsch. So oder so ähnlich lauten die Überschriften für das Web 2.0. Es wird auch Kritik laut am Internet der zweiten Generation: Datenklau, Anonymität und Kommerzialisierung. Nicht nur bloß herunterladen, nicht nur einfach konsumieren, sondern Inhalte aktiv mitgestalten, lautet die Devise des Web 2.0. Ein typisches Beispiel ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia, die es jedem Nutzer erlaubt, Artikel anzulegen, bestehende zu löschen oder „Fehler“ zu korrigieren.


SPIEGEL SPECIAL


Das SPIEGEL SPECIAL „Web 2.0 - Die schöne neue Welt des Internet“ zeigt die schnelle und facettenreiche Entwicklung des World Wide Web, diskutiert über Anarchie im Netz, deckt Sicherheitsmängel auf und analysiert den fast unbegrenzten Zugang zu Information sowie deren Qualität (Spiegel). Die technologische Revolution verändert Kommunikationswege und Informationskanäle. Internet-Nutzern bietet die virtuelle Welt eine zweite Identität in „Second Life“, Laien werden zu Medienmachern und verbreiten über Blogs und Communities alles, was ihnen in den Sinn kommt. Der User wird zum Akteur.
“Wie das neue Internet die Gesellschaft verändert”. Auf 138 Seiten werden folgende Aspekte des neuen Internet / Web 2.0 behandelt: das Mitmachnetz, alte und neue Medien, Anarchie im Netz, Tatort Internet, virtuelle Welten. Das SPIEGEL SPECIAL steht dem Web 2.0 überwiegend kritisch gegenüber, die Darstellung im Heft ist aufreißerisch, die meisten Darstellungen sind negativ. Die möglichen positiven Seiten des web 2.0 werden nachgeordnet, häufig  nicht deutlich genug dargestellt.


Inhalt (Auszug)
- "Fernsehen war gestern
Eineinhalb Jahre nach dem Start von Youtube fürchten TV-Sender die wachsende Konkurrenz aus dem Netz. Millionen selbst gedrehter Web-2.0-Videos bilden eine Mischung aus Schwachsinn und Kreativität“.
- "Die entleibte Bibliothek
Vor zwei Jahren begann die Internet-Firma Google damit, Hunderttausende Bücher zu scannen und ins Netz zu stellen. Steht jetzt das Ende der alten Bibliothek bevor?"
- "Alles nur geklaut
...Ob Musik, Filme oder Videospiele - Raubkopieren ist zum Volkssport geworden..."
"Fremde Federn
Hemmungslos kupfern Studenten und Forscher aus wissenschaftlichen Arbeiten ab..."
- "Letztes Stöhnen
Die Stimmen, Killerspiele zu verbieten, werden lauter. Dabei hat Deutschland den besten Jugendschutz. Bei genauem Hinsehen tun sich in der Praxis jedoch Abgründe auf."


Positive Erkenntnisse
Kann man aus all dem (im Spiegel) Gelesenen überhaupt etwas Positives herausfiltern? Ja, man kann! Das entscheidend Neue am Web 2.0 ist das gestalterische Mitmachen. Lassen sich überhaupt SeniorInnen bewegen, das Netz selber mitzugestalten? Ich denke, ein Versuch ist es wert, ein kleiner Schritt vielleicht, wenn auch zu bedenken sein wird, dass die spontane Aktivität und öffentliche Preisgabe der Jugendlichen wohl kaum erreichbar, wahrscheinlich auch nicht empfehlenswert ist. Im Übrigen werden sich die SeniorInnen auch nicht stundenlang im Netz bewegen wollen. Vernetzung funktioniert allerdings kaum ohne Öffentlichkeit. Darin liegen auch die wesentlichen Kritikpunkte, die dem Web 2.0 und seinen Möglichkeiten entgegengebracht werden.


Wir sind das Netz


Auch ViLE bleibt in Bewegung – viele Senior-Lernende gehen mit der Zeit! Zweifellos gibt es wohl große Bedenken, sich ungeprüft dem weiten Netz des Web 2.0 hinzugeben. Aber auch positive Aspekte des Web 2.0 können ausgemacht werden. Inwieweit das Netzwerk ViLE e.V. sich dies zu Eigen macht, wird derzeit untersucht. Unter anderem sollen auch mögliche Erkenntnisse für das Netzwerk ViLE auf dem Kongress „web4seniors“ des ZAWiW der Universität Ulm  im Herbst 2007 vorgestellt werden. ViLE bewegt sich!


ViLE – was nun?
Das Lern- und Kompetenznetzwerk ViLE hat mehrere Möglichkeiten, die „alten“ Angebote den „neuen“ Web 2.0 Anwendungen anzupassen und dabei den spezifischen Lernvoraussetzungen der SeniorInnen, den Interessen und einem erträglichen Maß an Neuerung gerecht zu werden.
Beispielhaft lassen sich Projekte wie “Digitale Bildbearbeitung” mit Flickr und Blog verknüpfen, „GemeinsamLesen“ mit Blogs, Wikis, virtuellen Bibliothekslisten und Buchempfehlungslisten aus dem eigenen virtuellen Buchregal. Hilfreich für alle Lern- und Kommunikationsangebote bei ViLE ist die Recherche per “Social Bookmarking” und durch gemeinsame Nutzung weiterer Web 2.0 Anwendungen das “Neue Mitmachen” zu erproben (Community-Bildung).


Bewege Dich!
Wie gesagt, Web 2.0 bietet einiges, ohne die Kritik zu verharmlosen. Alleine sich mit seiner Vielfalt zu beschäftigen halte ich für empfehlenswert. Und wer zu der Überzeugung kommt, das brauche ich nicht, dem sei gesagt, ich halte es für interessant, sich damit auseinanderzusetzen, besser kann man die jüngere Generation nicht verstehen lernen. Wer im Bereich der Kommunikation auch in Zukunft fit sein will, dem rate ich, beschäftige Dich mit dem Web 2.0 – bewege Dich!  


Links  (Auswahl)
http://twozero.uni-koeln.de/content/e14/index_ger.html
Geschichte und Beginn des Web 2.0
Universität Köln, c/o Zentrum für angewandte Informatik

http://web-zweinull.de/index.php/was-ist-web-2/
Informationen rund um das Web 2.0
insight-infonet ist das Blog-Netzwerk zu Themen rund um IT,
Unterhaltungselektronik und Telekommunikation, Neubiberg

http://www.webthreads.de/2006/04/was-ist-web-20/
Weblog (23.4.2006) mit zahlreichen Kommentaren zum Thema Web 2.0
von Markus Kühle (Beispiel für eine private Homepage)

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,411147,00.html
web 2.0 – Zerreiß mich, kopier mich!  (Spiegel Online Netzwelt)

http://www.web2.0-kongress.de/
Web 2.0 Kongress am 9./10.10.2007 in Berlin (Fachkongress)

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