Web 2.0
ViLE
bewegt sich
von Clemens Thelen
„So richtig aber weiß
keiner, was der Begriff „web 2.0“ eigentlich bedeuten soll“ sagt der
Begründer des WWW, Tim Berners-Lee. Viele Kritiker meinen, der Begriff
sei eine Marketingblase, da Web 2.0 lediglich konsequente
Weiterentwicklungen im WWW verallgemeinert. Außerdem suggeriert der
Begriff Web 2.0 das Internet sei interaktiver geworden, obwohl es schon
seit den Anfängen rege Usenet-Gemeinden gibt.
Eine Lesegrundlage
für das Web 2.0 kann das Sonderheft SPIEGEL SPECIAL „Leben 2.0 – Wir
sind das Netz“ sein, welches Ende Juni 2007 erschienen ist. Der Autor
stellt hier (seine) wesentliche(n) Erkenntnisse daraus vor.
Mitmachnetz
Am
Web 2.0, der neuen Generation des Internets, scheiden sich die Geister.
Die einen rühmen die Fülle an Informationen und Kontakten im
Mitmachnetz, die “Weisheit der Massen” und die Abschaffung alter
Autoritäten, das kreative Chaos und den “Bürger-Journalismus”. Die
anderen mokieren sich über “digitalen Narzissmus”, freiwillige
Selbstentblößung im Netz, viel pubertäres Geschwätz und rüpelhaften Ton
auf den Community-Plattformen. Anhänger wie Kritiker sind sich aber
einig: Es ist ein Massenphänomen entstanden, dessen Auswirkungen bislang
nur zu erahnen sind. (aus
der Spiegel Hausmitteilung)
Die Themen im Sonderheft werden insgesamt interessant abgehandelt: Es
geht um die Datensicherheit, neue Lebensgefühle oder aber den Konflikt
über alte Medien gegen neue Medien.
Mitmachinternet
Internet zum Mitmachen, Schluss mit der
Einbahnstraße, Jedermann-Experten auf dem Vormarsch. So oder so ähnlich
lauten die Überschriften für das Web 2.0. Es wird auch Kritik laut am
Internet der zweiten Generation: Datenklau, Anonymität und
Kommerzialisierung. Nicht nur bloß herunterladen, nicht nur einfach
konsumieren, sondern Inhalte aktiv mitgestalten, lautet die Devise des
Web 2.0. Ein typisches Beispiel ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia,
die es jedem Nutzer erlaubt, Artikel anzulegen, bestehende zu löschen
oder „Fehler“ zu korrigieren.
SPIEGEL SPECIAL
Das SPIEGEL SPECIAL „Web 2.0 - Die schöne neue Welt des Internet“
zeigt die schnelle und facettenreiche Entwicklung des World Wide Web,
diskutiert über Anarchie im Netz, deckt Sicherheitsmängel auf und
analysiert den fast unbegrenzten Zugang zu Information sowie deren
Qualität (Spiegel). Die technologische Revolution verändert
Kommunikationswege und Informationskanäle. Internet-Nutzern bietet die
virtuelle Welt eine zweite Identität in „Second Life“, Laien werden zu
Medienmachern und verbreiten über Blogs und Communities alles, was ihnen
in den Sinn kommt. Der User wird zum Akteur.
“Wie das
neue Internet die Gesellschaft verändert”. Auf
138 Seiten werden folgende Aspekte des neuen Internet / Web 2.0
behandelt: das Mitmachnetz, alte und neue Medien, Anarchie im Netz,
Tatort Internet, virtuelle Welten. Das SPIEGEL SPECIAL steht dem Web 2.0
überwiegend kritisch gegenüber, die Darstellung im Heft ist
aufreißerisch, die meisten Darstellungen sind negativ. Die möglichen
positiven Seiten des web 2.0 werden nachgeordnet, häufig nicht deutlich
genug dargestellt.
Inhalt (Auszug)
- "Fernsehen war gestern
Eineinhalb Jahre nach dem Start von Youtube fürchten TV-Sender die
wachsende Konkurrenz aus dem Netz. Millionen selbst gedrehter
Web-2.0-Videos bilden eine Mischung aus Schwachsinn und Kreativität“.
- "Die entleibte Bibliothek
Vor zwei Jahren begann die Internet-Firma Google damit,
Hunderttausende Bücher zu scannen und ins Netz zu stellen. Steht jetzt
das Ende der alten Bibliothek bevor?"
- "Alles nur geklaut
...Ob Musik, Filme oder Videospiele - Raubkopieren ist zum
Volkssport geworden..."
"Fremde Federn
Hemmungslos kupfern Studenten und Forscher aus wissenschaftlichen
Arbeiten ab..."
- "Letztes Stöhnen
Die Stimmen, Killerspiele zu verbieten, werden lauter. Dabei hat
Deutschland den besten Jugendschutz. Bei genauem Hinsehen tun sich in
der Praxis jedoch Abgründe auf."
Positive Erkenntnisse
Kann man aus all dem (im Spiegel) Gelesenen überhaupt etwas
Positives herausfiltern? Ja, man kann! Das entscheidend Neue am Web 2.0
ist das gestalterische Mitmachen. Lassen sich überhaupt SeniorInnen
bewegen, das Netz selber mitzugestalten? Ich denke, ein Versuch ist es
wert, ein kleiner Schritt vielleicht, wenn auch zu bedenken sein wird,
dass die spontane Aktivität und öffentliche Preisgabe der Jugendlichen
wohl kaum erreichbar, wahrscheinlich auch nicht empfehlenswert ist. Im
Übrigen werden sich die SeniorInnen auch nicht stundenlang im Netz
bewegen wollen. Vernetzung funktioniert allerdings kaum ohne
Öffentlichkeit. Darin liegen auch die wesentlichen Kritikpunkte, die dem
Web 2.0 und seinen Möglichkeiten entgegengebracht werden.
Wir sind das Netz
Auch ViLE bleibt in Bewegung – viele
Senior-Lernende gehen mit der Zeit! Zweifellos gibt es wohl große
Bedenken, sich ungeprüft dem weiten Netz des Web 2.0 hinzugeben. Aber
auch positive Aspekte des Web 2.0 können ausgemacht werden. Inwieweit
das Netzwerk ViLE e.V. sich dies zu Eigen macht, wird derzeit
untersucht. Unter anderem sollen auch mögliche Erkenntnisse für das
Netzwerk ViLE auf dem Kongress „web4seniors“ des ZAWiW der Universität
Ulm im Herbst 2007 vorgestellt werden. ViLE bewegt sich!
ViLE – was nun?
Das Lern- und Kompetenznetzwerk ViLE hat mehrere Möglichkeiten, die
„alten“ Angebote den „neuen“ Web 2.0 Anwendungen anzupassen und dabei
den spezifischen Lernvoraussetzungen der SeniorInnen, den Interessen und
einem erträglichen Maß an Neuerung gerecht zu werden.
Beispielhaft lassen sich Projekte wie “Digitale Bildbearbeitung” mit
Flickr und Blog verknüpfen, „GemeinsamLesen“ mit Blogs, Wikis,
virtuellen Bibliothekslisten und Buchempfehlungslisten aus dem eigenen
virtuellen Buchregal. Hilfreich für alle Lern- und
Kommunikationsangebote bei ViLE ist die Recherche per “Social
Bookmarking” und durch gemeinsame Nutzung weiterer Web 2.0 Anwendungen
das “Neue Mitmachen” zu erproben (Community-Bildung).
Bewege Dich!
Wie gesagt, Web 2.0 bietet einiges, ohne die Kritik zu verharmlosen.
Alleine sich mit seiner Vielfalt zu beschäftigen halte ich für
empfehlenswert. Und wer zu der Überzeugung kommt, das brauche ich nicht,
dem sei gesagt, ich halte es für interessant, sich damit
auseinanderzusetzen, besser kann man die jüngere Generation nicht
verstehen lernen. Wer im Bereich der Kommunikation auch in Zukunft fit
sein will, dem rate ich, beschäftige Dich mit dem Web 2.0 – bewege Dich!
Links (Auswahl)
http://twozero.uni-koeln.de/content/e14/index_ger.html
Geschichte und Beginn des Web 2.0
Universität Köln, c/o Zentrum für angewandte Informatik
http://web-zweinull.de/index.php/was-ist-web-2/
Informationen rund um das Web 2.0
insight-infonet ist das Blog-Netzwerk zu Themen rund um IT,
Unterhaltungselektronik und Telekommunikation, Neubiberg
http://www.webthreads.de/2006/04/was-ist-web-20/
Weblog (23.4.2006) mit zahlreichen Kommentaren zum Thema Web 2.0
von Markus Kühle (Beispiel für eine private Homepage)
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,411147,00.html
web 2.0 – Zerreiß mich, kopier mich! (Spiegel Online Netzwelt)
http://www.web2.0-kongress.de/
Web 2.0 Kongress am 9./10.10.2007 in Berlin (Fachkongress)
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