Unterhaltende, unterhaltene Verbindung
                                    von Anne Pöttgen
Die Beschäftigung mit dem Internet verbindet uns - sechs ältere Erwachsene - in zweifacher Hinsicht. Wir alle verbringen viel Zeit im Internet und damit, anderen die Vorzüge des Mediums zu vermitteln. Aber wir sitzen auch leibhaftig zusammen.

Wer sind wir?
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Internetccafé Leverkusen, Foto Egon Kolk


Egon und Siegfried sind Herren über neun Computer in einer Begegnungsstätte der Diakonie in Leverkusen. Technik ist für sie kein Fremdwort. Egon muss nebenher unbedingt noch ein weiteres Internetcafé betreuen, vielleicht hat er sonst Langeweile? Nadja als Fachfrau – Diplom-Informatikerin - hat wesentlich zum Aufbau des „girlspace“ in Köln beigetragen, ein Internetcafé nur für weibliche Besucher, wie der Name schon sagt. Elke betreut im PC-Treff „Caritashaus International“ Damen und Herren im Alter von 60 bis 80 Jahren und macht sie mit den ersten, zweiten und dritten Schritten in der PC-Welt vertraut. Marie-Luise ist im Senioren-Computer-Club Willich für die Einführung in die Geheimnisse des Word-Programms zuständig. Ich, Anne, schreibe Artikel für das Lerncafé und habe bis vor kurzem auch Kurse im Internetcafé eines Netzwerkes gegeben.
Wir treffen uns regelmäßig reihum in den „öffentlichen“ Räumen oder bei uns zu Hause. Da wird gefachsimpelt und natürlich auch ein bisschen getratscht.

In Leverkusen
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Foto Egon Kolk


Im Internetcafé „Am Aquilapark“ in Leverkusen geht es immer lebhaft zu. Das liegt einmal daran, dass neun PCs zur Verfügung stehen, zum anderen daran, dass die Atmosphäre, die hier herrscht, zum Wiederkommen verleitet. Das Café ist eingebettet in die Begegnungsstätte der Diakonie und so stehen  die sozialen Aspekte im Vordergrund.
Das Lernkonzept von Egon und Siegfried und ihren Mitstreitern besteht aus den Komponenten „Kurse“ und „Freies Weiterlernen“. Neben den klassischen Einsteigerkursen: Surfen und Einführung in die Office-Programme wird verstärkt die Technik der Bildbearbeitung vermittelt. Alles nach dem Motto „So wenig wie möglich, soviel wie nötig“.
Eine Besonderheit ist das „MouseMobil“. Mit diesem Projekt werden PC- und Internetschulungen für Senioren angeboten, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können. Auch in diesen Fällen kommt die Zeit für persönliche Gespräche nicht zu kurz.

Auf dem Lande
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Durch Mund zu Mund Propaganda kommen immer mehr Senioren in das Internetcafé der Begegnungsstätte des Deutschen Roten Kreuzes in Bergisch Neukirchen, einem ländlichen Ortsteil von Leverkusen.
Im Internetcafé können die Besucher frei surfen, aber dann auch Schnupperkurse besuchen, zu denen ihnen umfangreiche Lernmaterialien zur Verfügung gestellt werden. Die sind von Egon erarbeitet worden, der auch vor sechs Jahren die Vermittlung der neuen Medien in der Begegnungsstätte für Alt und Jung maßgeblich mit initiiert hat.
Bildbearbeitung, sogar Homepageerstellung stehen neben der Einführung ins Officeprogramm auf der Wunschliste einiger fortgeschrittener Besucher.
Ihnen stehen Rechner mit aktuellen Betriebssystemen zur Verfügung: WIN XP und Vista. DVD Brenner, Card Reader und Scanner sind ebenfalls vorhanden. Also auf dem Lande alles auf dem neuesten Stand.

In Köln
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Im Girlspace, Foto Nadja Wiebe


Nadja hat jahrelang im „girlspace“ in Köln mitgemacht. Sie ist Ende 2001 aus Russland nach Köln gekommen und konnte auf Grund ihrer Ausbildung als Diplom-Informatikerin bei vielen Aufgaben helfen.
Das „girlspace“ wurde 1999 als medienpädagogisches Internetcafé für Mädchen und junge Frauen gegründet, aber seit 2003 haben auch Frauen ab 50 Jahren die Möglichkeit, sich stressfrei mit der Computerwelt vertraut zu machen.
Mädchen und Frauen lernen mit- und voneinander und werden dabei von einem kompetenten Team aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen unterstützt. Die Nutzung des Internets ist kostenlos, sie wird vom örtlichen Anbieter Netcologne gesponsert. Das Angebot ist so konzipiert, dass auch sozial Benachteiligte und Migrantinnen angesprochen werden.  Nadja war auch gern Ansprechpartnerin für private Sorgen, besonders für ausländische Besucherinnen. Sie stellte den Kontakt zu den Gästen des „girlspace“ her, die sich über die Besonderheiten dieser Einrichtung informieren wollten.

In Neuss am Rhein
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Die Zeiten, in denen eine ältere Dame oder ein ergrauter Senior ins Internetcafé kamen und zunächst einmal lernen mussten, die Tastatur und die Maus zu bedienen, sind vorbei. Heute haben beim PC-Treff des Netzwerks Neuss Mitte im Caritashaus International fast alle Kursteilnehmer einen PC oder Laptop zu Hause. Und dass heute – fast – nichts mehr ohne Internet geht, spornt alle an. Elke kann also ein anspruchsvolles Programm mit ihren Teilnehmern abwickeln.
Internetrecherche steht auf dem Programm. Was sind temporäre Internetdateien und Blog – was ist das? Google Earth – was kann dieses Programm noch? Digital fotografieren und Fotoalben erstellen, das sind einige Beispiele.
Das Netzwerk der Caritas ist eine Gemeinschaft von Menschen ab 55, die vor der Pensionierung stehen oder bereits in Rente sind, die neue Menschen kennen lernen, gemeinsame Interessen pflegen und sich engagieren wollen.
Und dieses Engagement ist für Elke für zu einer interessanten Aufgabe geworden.

In Willich am Niederrhein

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Der Senioren-Computer-Club in Willich entstand aus der Idee „Hilfe zur Selbsthilfe“. Im Jahre 1998 hat der Seniorenbeirat der Stadt Willich beschlossen, einen Senioren PC Arbeitskreis einzurichten. Die Resonanz war groß. Aber was macht ein angehender PC-Club mit tollen Räumen, aber ohne Rechner und Bildschirme? Ein Spendenaufruf wurde gestartet. Der war sehr erfolgreich und so konnte gestartet werden. Es wurde eine unendliche Geschichte. Im Jahr 2003 trat Marie-Luise Schwelm auf die Bildfläche. Sie hat noch erlebt, wie es sich mit einem 286er Betriebssystem arbeitet. Heute gibt es 14 Rechner, natürlich mit Windows XP und Vista und den modernen Flachbildschirmen. Marie-Luise hat sich auf Kurse mit dem Textprogramm Word spezialisiert.

In Düsseldorf
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Internetcafé Düsseldorf-Gerresheim


Das Internetcafé des Kultur-Netzwerkes Düsseldorf-Gerresheim befand sich bis vor kurzem in einem geschichtsträchtigen Gebäude, den Resten des Katharinenbergklosters. Das Café wurde im Jahre 2000 vorbereitet und eingerichtet. Damals herrschte Aufbruchstimmung, was Internetcafés für Senioren betraf. Interessierte jenseits des achtzigsten Geburtstages waren keine Ausnahmen. Und das entsprach meinem Wunsch: „Ich möchte noch Älteren zeigen, wie einfach es ist, im Internet zu surfen“. Das ist allerdings Vergangenheit. Das Internetcafé ist umgezogen und ich habe meine Tätigkeit aufgegeben.

Aber nicht, um mich zur Ruhe zu setzen. Ich – Anne - habe im achten Jahrzehnt meines Lebens eine neue Aufgabe gefunden: Ich schreibe für das LernCafe. Damit gehöre ich einer virtuellen Gruppe an, deren Mitglieder in ganz Deutschland wohnen. Wir sind, im Gegensatz zur hier geschilderten rheinischen Gruppe, nur über das Internet verbunden. Was unserer gemeinsamen Aufgabe aber nicht schadet.

Was hat uns zusammengeführt?
Angesichts der doch sehr unterschiedlichen Tätigkeitsfelder ergab sich beim Schreiben auch bei mir die Frage: Woher kennen wir uns eigentlich? Es lässt sich alles zurückführen auf das „Forum Seniorenarbeit NRW“. Auf den von dieser Institution durchgeführten Seminaren und Tagungen haben sich zunächst Egon und Anne, dann Anne und die anderen Damen kennen gelernt. Egon und Siegfried wirken zusammen in Leverkusen. Egon und Marie-Luise sind Redakteure des Netzwerk Journals des Forums Seniorenarbeit NRW. Das ist ein Online-Journal wie unser Lerncafé, verbindet allerdings in erster Linie Ehrenamtliche, die in Internetcafés arbeiten. Und Elke und Anne kennen sich über die Netzwerke, für die sie tätig sind oder waren. Ein Flickenteppich also, der ohne das Internet nie zustande gekommen wäre.


Links
http://www.telelev.net/~seniorentreff/

http://www.drk-leverkusen.de/index.php?id=12
http://www.girlspace.de/
http://www.netzwerk-neuss.de/
http://www.computer-club-willich.de/
http://www.netzwerke-duesseldorf.de/kultur-gerresheim/
http://www.forum-seniorenarbeit.de

 
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