von Hanna Müller
„LESEN KANN SPASS MACHEN!“ das erfuhren
Schüler/-innen einer 9. Klasse in Mannheim,
die über das Internet von Lesepaten/-patinnen aus ganz Deutschland beim Lesen
eines Buches begleitet wurden
Schulprojekt
In dem virtuellen Lernprojekt wurden neue Elemente intergenerationellen Lernens
erprobt und die Schüler/innen erfolgreich auf ihre obligatorische
Projektprüfung im Rahmen des Hauptschulabschlusses vorbereitet. Schon im Juli
2007 bereitete sich die Schulklasse zusammen mit ihrer Deutschlehrerin auf das
Projekt vor, die Schüler/innen wählten sich zunächst „ihr Buch" aus und lasen
es in den Sommerferien. Dabei waren bekannte Titel, wie das „Das Tagebuch der
Anne Frank" oder Klassiker, wie „Tom Sawyer". Ebenso ausgewählt wurden Harry
Potter, Eragon und andere Kinder- und Jugendbücher. Auch einige Titel aus der
aktuellen Bestsellerliste, wie z.B. der Thriller Diabolus und der Schafskrimi
Glennkill waren vertreten. Gemeinsam wurde so von den Schüler/innen mit der
Lehrerin eine bunte und vielfältige Buchliste erarbeitet. Über das Ulmer
Lernnetzwerk KOJALA und dem bundesweiten Verein ViLE wurden dann 22
Lesepaten/innen für das Leseabenteuer der besonderen Art gesucht.
Lesen bei KOJALA
Bis Mitte September hatten die Lesepaten/innen dann Zeit ihr Buch zu lesen und
sich auf die Patenschaft vorzubereiten. Da der erste Kontakt über die
internetbasierte Kompetenzbörse von KOJALA hergestellt werden sollte, haben
sich die Lesepaten/innen vorab dort registriert und eine persönliche
Visitenkarte ausgefüllt. Mit einem Foto, einer kurzen Biografie, dem Beruf und
ihren sonstigen Interessen stellten sich die Erwachsenen den Schüler/innen vor.
Auch die Jugendlichen präsentierten sich über Visitenkarten, so dass man
schnell einen Überblick über die Teilnehmer/innen des Projektes gewinnen
konnte. In der eigens eingerichteten Arbeitsgruppe bei KOJALA waren nicht nur
alle Teilnehmer/innen zu finden, sondern auch einige Materialien und
Arbeitsaufträge als erste Impulse für das Bearbeiten der Bücher. Ebenso standen
der geplante Verlauf des Projektes und die einzelnen Meilensteine im Netz.
Kontakt halten!
Im Rahmen des Unterrichts schrieben die Schüler/innen ihre ersten Mails an die
Lesepaten/innen. Sie fassten die Kernaussagen ihres Buches zusammen und ein
erster Kontakt mit den Lesepaten/innen war hergestellt. Von September bis Ende
November arbeiteten die Schüler/innen im Rahmen des Unterrichts zweimal
wöchentlich am Computer. Sie nutzen z.T. auch von Zuhause oder bei
Freunden/innen die Möglichkeit mit ihren Paten/innen Kontakt zu halten. In
einigen Patenschaften wurde auch mal zum Telefon gegriffen, um die Gespräche zu
vertiefen oder über ihre Hobbys zu sprechen.
Portfolio fürs Buch
Im Laufe des Projekts sammelten die Schüler/innen alle Informationen,
Materialien und E-Mails und fassten die wichtigsten Punkte in einem Portfolio
zusammen. Die Paten/innen unterstützten sie z.B. dabei sich in die Rolle von
einzelnen Personen hinein zu versetzen, das jeweilige Buch um weitere Kapitel
zu ergänzen oder Briefwechsel zwischen verschiedenen Personen aus den Büchern
zu erfinden. Der Fantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt und die
Deutschlehrerin animierte nicht nur die Schüler/innen sondern gab auch den
Lesepaten/innen hilfreiche Tipps und Anregungen.
Treffen in Ulm
Gegen Projektende wurde dann ein
engerer Kontakt zwischen Lesepaten/innen und Projektbegleitung nötig.
Bei Problemen mit einzelnen Schüler/innen stand die Lehrerin als
Ansprechpartnerin zur Verfügung. Ein regionales Treffen der Paten/innen aus dem
Raum Ulm im Oktober 2007 diente der gegenseitigen Information und ermöglichte
guten Erfahrungsaustausch. Die Mailingliste für die Paten/innen wurde aktiv
genutzt, vereinzelt aufgekommene Probleme gemeinsam gelöst. Dennoch wurde von
allen Beteiligten immer wieder der Wunsch geäußert sich auch einmal persönlich
zu treffen.
Treffen in Mannheim
An einem Donnerstag im Dezember trafen
sich die 22 Schüler/innen mit 12 Lesepaten/innen in Mannheim erstmals real.
Alleine aus Ulm waren dazu 7 Paten/innen gemeinsam mit einem Kleinbus
angereist. Nach einer ersten Vorstellungsrunde präsentierten drei Schüler/innen
ihr Leseprojekt. Dazu wurden über Flashmeeting weitere Lesepaten/innen aus
verschiedenen Orten (Ulm, Senden und Frankfurt) per Online-Konferenz
eingebunden. Im Anschluss an die ausgewählten Präsentationen im Plenum stellten
die restlichen Schüler/innen ihre Buchprojekte in Kleingruppen vor. Präsentiert
wurden Wandzeitungen, Plakate, Portfoliomappen, Skizzen, Zeichnungen und vieles
mehr. Im Anschluss bewerteten die Kleingruppen (jeweils 2 Lesepaten/innen und 4
Schüler/innen) gemeinsam die Präsentationen und kamen weiter ins Gespräch.
Begeisterung und Motivation
Bei diesem Treffen berichteten die
Lesepaten/innen, wie interessant sie ihre Patenschaft fanden. Diese
Hauptschul-Jugendlichen brachten ihnen die Arbeit in ihrer Schule nahe,
erzählten teilweise auch über ihre Berufswünsche und baten offen um Rat.
Erstaunt waren die Paten/-innen über die Höflichkeit, mit der die Jugendlichen
ihre Kontakte meisterten. Die Begeisterung und Motivation, die aus einem
solchen Projekt entstehen kann, war sowohl bei den Schüler/innen als auch bei
den anwesenden Lesepaten/innen deutlich zu spüren.
Neue Medien
Auch die Nutzung der neuen Medien hat sich bewährt. Zum einen konnten auch über
größere Entfernung gute Beziehungen zwischen Jung und Alt aufgebaut werden,
andererseits half die Kommunikation über E-Mail sehr, das Besprochene zu
dokumentieren. Das Ulmer Lernnetzwerk KOJALA bereitet deswegen bereits eine
neue „Runde" für das virtuelle Leseprojekt vor, diesmal soll es aber stärker
regional in Ulm angesiedelt werden mit der Aussicht das Projekt gemeinsam mit
verschiedenen Schulen und anderen Bildungseinrichtungen durchzuführen.
Konzept Leseprojekt
Geplant und konzeptioniert wurde dieses virtuelle Leseprojekt von Manuela Bach,
Deutschlehrerin und stellvertretende Rektorin an der Sandhofen-Schule Mannheim,
Hanna Müller vom Verein ViLE und Markus Marquard vom Ulmer Lernnetzwerk KOJALA.
Einen Einblick in die anregende Arbeit mit den Schülern und Lesepaten gibt
Ihnen eine Bildergalerie:
http://www.uni-ulm.de/uni/fak/zawiw/kojala/?id=0&sub=2&action=
uebersicht&
g_name=88_lesepatenschaft-mhm13-12-07
Mehr Informationen zu KOJALA unter www.kojala.de
Ulmer Lernnetzwerk KOJALA
c/o ZAWiW, Universität Ulm, 89069 Ulm
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