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Wallfahrt nach El Rocio
                                     von Marlis Föhr
Sie ist eine der ältesten Wallfahrten des christlichen Abendlandes. Über eine Million Menschen machen sich alljährlich auf den Weg, um in einem kleinen Ort in Südspanien der Virgin del Rocio die Ehre zu erweisen.

Legende und Geschichte

Bereits in frühchristlicher Zeit soll es in El Rocio eine schwarze Madonnenfigur gegeben haben. König Alfons X., der das Gebiet der sumpfigen Uferlandschaft des Guadalquivir eroberte, ließ eine kleine Kapelle für die Muttergottes errichten. Bevor die Mauren das Land eroberten, brachte man die Statue in Sicherheit. Erst im 15. Jahrhundert fand ein Jäger sie zufällig in einem hohlen Baum und brachte sie zurück in die Kapelle. Als der Pilgerstrom sich ausweitete, ersetzte man die Kapelle durch einen Neubau.1963 begann man mit dem Bau des heutigen Gotteshauses, dessen Fassade 1980 vollendet wurde.

Der Weg ist das Ziel
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Breard, Wallfahrt zu Pferd zund zu Fuß


Traktoren, Ochsen und Pferde ziehen die Wohnkarren, die aus allen Teilen Spaniens kommen und oft bis zu acht Tagen zum Ziel unterwegs sind. Sie fahren durch Dünenlandschaften, Pinienhaine und tiefen Sand, immer die gleichen Wege seit vielen Jahrhunderten. Trotz großer Strapazen herrscht eine fröhliche Stimmung. Wenn abends die Karren zu Wagenburgen zusammengestellt werden, gibt es am Lagerfeuer Fleischspieße und einen kühlen Sherry zur Aufmunterung. Meist bleiben nur ein paar Stunden Schlaf, bevor es wieder weitergeht. Die Aufstellung ist immer die Gleiche: Fahnen, Banner und Silberstäbe werden von Reitern vorangetragen. Dahinter kommen die Trommler und Flötisten, die immer wieder die alten Lieder anstimmen, unterbrochen von Hochrufen auf die Jungfrau. Als letzte kommen die Karren und die Fußgänger.

El Rocio
Kirche von El Rocio
Kirche von El Rocio


Der Ort in der Provinz Huelva mit ca. 800 Einwohnern lebt vorwiegend von der Rocio-Wallfahrt. Die Einwohner kümmern sich um die Pilger zu Pfingsten, nachdem die Polizei die kilometerlangen Schlangen von Autos und LKWs auf die Felder verteilt hat. Es werden Zelte aufgeschlagen, Grillfeuer vorbereitet, Wirte und Andenkengeschäfte hoffen auf einen guten Umsatz. Auf dem Vorplatz der Kirche herrscht schon bald Volksfeststimmung. El Rocio bringt sie alle zusammen, Arme und Reiche, Gläubige und Ungläubige. Wer den Mix aus Religion und Volksbelustigung nicht mag, sollte wegbleiben. Es ist ein andalusisches Familienfest mit eigenen Regeln, das hier gefeiert wird.

Die Bruderschaften
Haus einer Bruderschaft
Haus einer Bruderschaft


Fast hundert Bruderschaften aus Spanien und dem Ausland wie die „Hermandad del Rocio de Jaen“, die „Triana“ aus Sevilla, die „Hermandad de Ronda“ erreichen am Samstag vor Pfingsten unter Dauergeläut der Glocken den Vorplatz der Kirche. Sie werden von der Bruderschaft „El Rocio“ begrüßt und fahren anschließend zu ihren Häusern, die in der übrigen Zeit leer stehen. Sie alle kommen zusammen zum gemeinsamen Gebet, zu Fürbitten und Danksagungen, zu Klageliedern und Lobgesängen, zum sakralen Ritus und fröhlichem Volksfest. Sie fiebern das ganze Jahr auf diese Tage: „rociere“ (Rocio-) Wallfahrer zu sein.

Der Höhepunkt
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Altar der Jungfrau von Rocio


Pfingstsonntagabend versammeln sich die Gläubigen in der Kirche und auf dem großen Vorplatz zum gemeinsamen Gebet. Nach Mitternacht erreicht die Spannung ihren Höhepunkt. „Viva la Virgin del Rocio“ tönt es aus der Menge, tausendfach schallt ein „Viva“ zurück. Plötzlich steigt ein junger Mann über das Altargitter, andere folgen ihm. Stolz schleppen sie die Jungfrau in ihrem goldbestickten Mantel aus der Kirche und stürzen sich in das Meer von Menschen auf dem Vorplatz. Für den Rest der Nacht und auch am nächsten Tag geht es kreuz und quer durch El Rocio. Ständig stürmen die Menschen in die Nähe der Jungfrau, um die Hand an sie zu legen oder nur den Sockel zu berühren. Erst am Nachmittag des Pfingstmontags kommt die Madonna auf ihren Platz in der Kirche zurück.
Am Dienstag reisen die Pilger wieder nach Hause, um auch den Zurückgebliebenen in ihren Heimatorten den Segen der Jungfrau weiterzugeben.

Die Ausstellung
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Ein weiter Weg


Der Fotograf Loic Breard hat 2006 eine der Bruderschaften mit der Leica begleitet. Seine Bilder in Schwarzweiß zeigen den Ablauf, die Rituale und die Vielschichtigkeit der menschlichen und religiösen Momente dieser Pilgerreise.
In der Ausstellung „El Rocio – eine spanische Wallfahrt“ vom 09.-19.Juni wurden   eine Auswahl von fünfzig hochwertigen Handabzügen gezeigt .Ein umfangreicher Fotoband erschien im Kerber- Verlag, herausgegeben von Corinna Weidner, Berlin

Anmerkung
Zu der Erstellung des Artikels wurden zahlreiche private Aufzeichnungen herangezogen.

Links
http://galeriehilanehvonkories.de
http://de.wikipedia.org/wiki/El_Roc%C3%ADo
http://www.stern.de/unterhaltung/buecher/605614.html
http://www.schwarzaufweiss.de/spanien/elrocio3.htm 
 
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