Die Kaschubei im Wandel

                                    von Hildegard Neufeld
Im Norden Polens, westlich von Gdansk (Danzig) liegt die Kaschubei, ein grünes Hügelland mit über hundert Seen. Rund 50.000 Menschen sprechen hier noch Kaschubisch, eine alte slawisch-baltische Sprache.

Die Bevölkerung
Illustration
Die Kaschubei;Urheber Miastko CC

Die kaschubische Bevölkerung ist aufgrund ihres hohen natürlichen Wachstums relativ jung. Die Kaschubei weist die höchste Geburtenrate in Polen auf. Besonders in der ländlichen Umgebung hat sich die alte Mehrgenerationenfamilie noch erhalten.
Die meisten Bewohner Kaschubiens sind römisch-katholisch und zweisprachig (Kaschubisch und Polnisch), wobei in den ländlichen Gebieten das Kaschubische als Alltagssprache dominiert.
Die Zahl der Kaschuben wird auf etwa 500.000 geschätzt. Wie verlautet, fühlen sich viele Kaschuben als Polen. Im Jahre 2002 haben sich lediglich rund 5.000 Personen der kaschubischen Nationalität zugezählt, aber über 50.000 haben Kaschubisch als ihre Muttersprache bezeichnet.
Kaschubische Gemeinden befinden sich auch in den USA und Kanada. In den letzten Jahrzehnten sind viele Kaschuben nach Deutschland und neuerdings auch in weitere Gebiete Europas ausgewandert.

Die Sprache
Das Kaschubische ist eine eigene slawisch-baltische Sprache, die heute in der Familie, zu Hause, aber kaum noch in der Öffentlichkeit gesprochen wird. Doch in der Kaschubei nimmt das Bestreben zu, die kaschubische Sprache zu erhalten. Durch Sprachunterricht, Literatur, Fernseh- und Rundfunksendungen soll die kaschubische Sprache bewahrt und gefördert werden. Es gibt auch Gymnasien, an denen die Schüler Kaschubisch lernen können, und an einer Reihe von Grundschulen wird Kaschubisch unterrichtet. Es gilt eine einheitliche Schreibweise und es gibt Lesebücher, Gesangbücher und auch eine Bibel in kaschubischer Sprache. Sendungen in Fernsehprogrammen, die in kaschubischer Sprache ausgestrahlt werden, tragen dazu bei, das Kaschubische zu erhalten.
In einigen Gemeinden befinden sich zweisprachige Schilder und Wegweiser in kaschubischer und polnischer Sprache.

Der Zweite Weltkrieg
Kaschuben, die im heutigen Polen leben, blicken auf ein wechselvolles, oft schwieriges Leben in der Grenzregion zweier Staaten, Deutschland, Polen - und nicht zuletzt im ehemaligen Freistaat Danzig - zurück. Sie bemühen sich, ihre eigene Sprache und Tradition zu bewahren, fühlen sich aber mehrheitlich sowohl geschichtlich als auch ethnisch mit Polen verbunden.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges traf sie besonders schwer. Tausende wurden zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Viele kehrten von ihrem Kriegseinsatz nicht zurück, andere, vor allem die kaschubische Elite, wurden ermordet und starben in Konzentrationslagern.
Das Kriegsende brachte der kaschubischen Bevölkerung nicht die erhoffte Befreiung von Willkür und Zwang, sondern neue Schwierigkeiten und Probleme. Im damals kommunistischen Staat Polen wurden sie oft als Deutsche gesehen – und behandelt.

Die Wende
Das Jahr 1989 brachte in Polen den politischen Umbruch. Die Kaschuben nahmen aktiv am Aufbau der neuen demokratischen Republik teil. Bald zeigten sich die Folgen und zugleich Erfolge, die sich auch in einer Wiederbelebung der alten Traditionen in Kaschubien zeigten.
Die Kaschuben übernahmen nun auch eine politische Rolle, zogen ins Parlament, in den Sjem ein, und stellten Bürgermeister und Gemeinderäte. In der Folgezeit kam es in Kaschubien teils zu gravierenden Veränderungen, unter anderem einer zunehmenden Verstädterung, der Industrialisierung, einer Bildungsrevolution und zu Migrationsbewegungen, in deren Verlauf Kaschuben in die Gebiete immigrierten, die nach 1945 an Polen angeschlossen worden waren.

Der Tourismus
Das Land der Kaschuben, die Kaschubei, umfasst den Küstenabschnitt nordwestlich von Gdansk (Danzig), sowie im Landesinnern ein reizvolles Seengebiet und hügeliges Land, die Kaschubische Schweiz. Das Moränengebiet mit steilen eiszeitlichen Hügeln bis zu 200 Metern und rund 250 Seen gilt als eines der größten polnischen Waldgebiete.
In den ländlichen Gebieten der Kaschubei dominiert die Landwirtschaft, an der Ostsee und an den großen kaschubischen Seen der Tourismus.
Aufgrund seiner landschaftlichen Schönheit hat sich die Kaschubei zu einem attraktiven Touristengebiet entwickelt und zählt zu den beliebtesten Reisezielen deutscher Touristen. Seit einigen Jahren gehört Polen zu den Top Ten unter den Auslandsreisezielen der Deutschen. Studien der Dresdner Bank Research zufolge gehört Polen zu den zehn Ländern der Welt, in denen Reisende aus Deutschland das meiste Geld ausgeben.
Unsere gute Nachbarschaft mit Polen erweist sich also auch als „Geldeswert“.

Links

Die Kaschubei heute

Urlaub in der Kaschubei

Die Karte steht unter CC-Lizenz.
     
 
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