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Ein polnisches Dorf in der Türkei

                                    von Roma Szczocarz, Lodz
Haben Sie schon einmal etwas von Adampol gehört? Oder ist Ihnen der Name Polonez Köy bekannt? Es handelt sich hier um ein polnisches Dorf in der Türkei. Wir wollen Ihnen die Geschichte dieses Dorfes erzählen.

 

Die Geschichte
Das Dorf wurde von Fürst Adam Czartoryski im 19. Jahrhundert gegründet. Zunächst war der Ort Polonez Köy ein Geschenk des türkischen Sultans an die Veteranen des Krimkrieges. Die Polen hatten auf türkischer Seite gegen die Russen gekämpft. Später wurde dann Adampol auch zu einer Freistatt für polnische Emigranten.
Von Anfang an wurde der Ort wie ein polnisches Dorf angelegt. Die Siedler bauten es nach gewohnter Art mit Fachwerkhäusern und umzäunten Gärten. Sie pflanzten, wie die polnischen Bauern daheim, vor allem Kirschbäume und die in der Türkei unbekannten Stachelbeersträucher. Bis heute feiern sie jedes Jahr das Kirschenfest. Sie begannen mit der zu damaliger Zeit verpönten Schweinezucht, die auch heute noch von keinem Moslem aufgrund seines Glaubens durchgeführt wird. Ihr Schweinefleisch fand in der nahe gelegenen internationalen Stadt Istanbul den nötigen Absatz.

 
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Die Kirche

Und sie bauten eine römisch-katholische Kirche


Die Nachkommen

Bis heute leben die Nachkommen der polnischen Emigranten im Dorf Polonez Köy wie zuvor. Die Mehrheit von ihnen spricht eine polnische Mundart. Die Einwohner pflegen und kultivieren seit zwei Jahrhunderten die alten polnischen alte Bräuche und Sitten.

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Kirschenfest
 
Sie halten auch an ihren Essgewohnheiten fest und kochen die traditionellen polnischen Gerichte, wie zahlreiche Sorten von Piroggen und Bigos. Und sie legen saure Gurken ein.
Eine der bedeutendsten Frauen für das kulturelle Leben im Dorf war Frau Zofia Ryzy. Man kann sagen, dass sie, Lehrerin der polnischen Sprache und Geschichte, die Bewahrerin der alten ländlichen Sitten und Gebräuche wurde.
Das Haus der Familie Ryzy dient heute als Museum und Kulturhaus für das Dorf.

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Der Friedhof
 
Bemerkenswert ist auch der Friedhof mit seinen alten Gräbern und Denkmälern. Viele von ihnen wurden sehr schön renoviert.

Polonez Köy heute
Heute ist Polonez Köy nur noch bedingt das alte Bauerndorf. Durch seine Nähe zur Metropole Istanbul und sein exotisches Flair ist es zu einer Touristenattraktion geworden, für die auch im Ausland geworben wird. Wenn man in der Türkei von diesem Dorf spricht, nennt man es immer das exotischste Dorf der Türkei.


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Einige Bilder
von Polonez Köy

Ein Video
 
 
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