Nebeneinander oder Miteinander

                                    Bernhard Bräuer, Calgary
Aus den allen Teilen der Welt, zu unterschiedlichen Zeiten und aus den unterschiedlichsten Gründen kamen Menschen nach Kanada. Daraus ergibt sich ein Gegeneinander der Meinungen: Multikulturalismus oder Assimilation, Nebeneinander oder Miteinander?


 

Nebeneinander?
Es zeigt sich aber, dass auch ein Nebeneinander ein Miteinander sein kann: Am Wochenende vom 17. August 2010 fanden in Calgary sieben verschiedene ethnische kulturelle Park- und Straßenfeste statt.

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Foto Chuck Szmurlo

Parkanlagen und Straßenzüge verwandelten sich in Kooperation von verschiedenen städtischen und privaten Unternehmen in gut organisierte, interessante und unterhaltende, multikulturelle Veranstaltungen, die von zahlreichen Einwohnern Calgarys besucht waren. Drei dieser Veranstaltungen waren:
das Koreatag-Fest 2010,
der 19. jährliche Afrikatag, der Afrikadey! und
das Chinatown-Straßenfest.

Korea-Calgaryaner

Tausende Korea-Calgaryaner (Calgarians), die am 15. August die Befreiung Koreas feiern, fanden den Weg zum Millenium-Park in der Stadtmitte. Jung und Alt, die freundliche, dynamische und wachsende koreanische Bevölkerung erfreuten sich einen Tag lang an koreanischen Speisen, Spielen, Musik und Chören auf der Hauptbühne, Volleyballturnier, Taekwondo-Demonstrationen und guten alten Familientreffen auf dem grünen Rasen.

Der 19. jährliche Afrikadey!
Die Afrikadey! Kunst- und Kulturorganisation war in diesem Jahr wieder in Aktion und sie brachte den Calgaryanern eine sechs Tage dauernde Extravaganza, welche in einer erstaunlichen Veranstaltung im Park von Princess Island, einer Insel im Bow Fluss, gipfelte. Während die Reihe der Darsteller und die Auswahl der Künstler, die ihre Produkte verkauften, sowohl eklektisch als auch afrikanisch authentisch waren, war der Schwerpunkt des Festes, die afrikanische Jugend in Kanada und ihre gemeinsame Kreativität phantastisch.
Viele Einwohner Calgarys konnten sich an den zahlreichen Verkaufsständen, Speiseangeboten, künstlerischen Ausstellungen, Theater- und Musikveranstaltungen erfreuen und ein Salut geht an alle Afrikadey!-Darsteller, Organisatoren und freiwilligen Helfer, welche weiterhin an der Grundlage für eine starke und wachsende Anerkennung der afrikanischen Kultur in Kanada arbeiten.

Das Chinatown-Straßenfest 2010
Anlässlich des hundertsten Geburtstages der chinesischen Gemeinde in Calgary, fand das seit jeher größte Straßenfest im chinesischen Stadtteil von Calgary statt. Straßenverkäufer, eine Löwentanzparade, Wahrsager, chinesische Schachwettkämpfe, ein klassisches chinesisches Hockey-Tournier, traditionelle chinesische Kunstvorführungen und Musikkapellen umrandeten dieses chinesische kulturelle Straßenfest. 50 000 Besucher kamen zu den mit Gesang, Speisen, Tanz und Feuerwerk auf der Brücke über den Bow Fluss begangenen Abschlussfeierlichkeiten der ältesten ethnischen Gemeinde in Calgary.
In den 1880er Jahren kamen tausende von ihnen nach Kanada wegen einer großen Hungersnot in ihrer Heimat. Sie arbeiteten bei der Canadian Pacific Railway unter schlechten Bedingungen, Krankheiten und Unfälle waren an der Tagesordnung. Unterkunft, Handwerkszeug und Lebensmittel mussten sie bei der Gesellschaft kaufen, es blieb nicht viel Geld, um es nach Hause zu schicken.

Christen öffnen Muslimen ihre Türen
Ramadan, bekannt als der muslimische heilige Monat des Fastens, fand auch in zwei christlichen Kirchen in Calgary und Umgebung statt. Die Christen öffneten ihre Türen für die nächtlichen Ramadan Taraweeh Gebete. Der Vorsitzende Imam des Al-Madinah Calgary Zentrums, Syed Soharwardy, sagte: ”Das ist ein einzigartiges Beispiel der gegenseitigen Akzeptanz und Toleranz von Christen und Muslimen”.
Die Anzahl der islamischen Anhänger in Calgary wird auf 85 000 geschätzt. Al–Madinah ist eine Gemeinde von ungefähr 2000 und alle Beter können nicht zur gleichen Zeit an den nächtlichen Ramadan Gebeten teilnehmen. Der Imam bestätigte, dass die beiden Reverends der United Church ohne Zögern ja sagten, als sie angesprochen wurden, Unterkunft während Ramadan zu vermieten. “Wir besprachen es mit unseren Gemeindemitgliedern und sie waren so glücklich und dankbar, dass die Christlichen Gemeinden ihnen die Benutzung der Kirchen für muslimische Gebete für einen Monat lang erlaubte“ sagte der Imam.

Neue Ideen zum Miteinander
Der in Indien geborene Deepak Chopra, Präsident des bekannten Frankiermaschinenherstellers Pitney Bowes Canada, hat kürzlich ein Geschick entwickelt Einwanderer zu integrieren, um den Bedarf an jungen Talenten zu decken. Innerhalb weniger Jahre wurden bei Pitney Bows 25 verschiedene Sprachen gesprochen. Zweisprachige Arbeiter wurden als Übersetzer eingesetzt, um miteinander kommunizieren zu können. Chopra sagt: “Das versetzte uns in eine Lage, in der wir leichter umgehen konnten mit Menschen, die nicht aussahen wie wir und auch nicht unsere Sprache sprachen”. Die Firma begann deutschen Sprachunterricht nach der Arbeitszeit anzubieten und förderte die Belegschaft im Bestreben, ihre Bräuche, Essens- und Lebensgewohnheiten miteinander zu teilen.

Calgary, Alberta, Canada
Entstanden ist die Millionenstadt Calgary aus dem Fort Calgary, das im Jahr 1875 entstand. Das Wort Calgary entstammt nicht, wie so oft in Nordamerika, der Indianersprache sondern kommt aus dem Schottischen: Strand an der Wiese.
Der Bau der Canadian Pacific Railway ab 1881 brachte viele Siedler hierher, denen das Land geschenkt wurde. Calgary wurde ein Zentrum der Rinderzucht, bis in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts größere Ölvorkommen entdeckt wurden. Seitdem wächst die Stadt als Wirtschaftszentrum, das auf Öl basiert.

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Rathaus Calgary

Den Status als Stadt hat Calgary seit 1884. Sie liegt 1.000 m über NN, im Jahr 1988 wurden dort die olympischen Winterspiele ausgetragen.
Die Provinz Alberta gehört erst seit 1869 zu Kanada, vorher trieben US-Amerikaner ihre Rinderherden her zur Weide.
Seit 1931 ist Kanada ein souveräner Staat, der dem Commonwealth of Nations angehörte. 1982 endeten die letzten verfassungsrechtlichen Bindungen zu Großbritannien.

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Über Calgary

First Nation – Blackfoot, die kleinste Minderheit

Foto Szmurlo unter Lizenz CC

 
 
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