von Erna Subklew
Sicherlich gibt es an vielen Orten eine Wohnsitzlosenhilfe,
aber eine so umfassende, wie sie Lazarus leistet, dürfte nicht oft zu finden
sein. Hier werden die Wohnsitzlosen rundum betreut und es wird versucht, sie
wieder an ein ziviles Leben zu gewöhnen.
Die Entstehung
Im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen besteht seit dem Jahre 1994 die Lazarus
Wohnsitzlosenhilfe. 1995 wurde sie Mitglied des Diakonischen Werkes. Sie
finanziert sich hauptsächlich aus privaten Spenden Einzelner, aus solchen
kirchlicher Institutionen und sie erhält zusätzlich städtische Zuschüsse.
Wie die meisten sozialen Einrichtungen, die aus privater Initiative entstehen,
fing die Wohnsitzlosenhilfe zunächst klein an. Durch den bestehenden Bedarf und
ihre gute Arbeit weitete sie ihr Arbeitsfeld immer weiter aus, um zu dem zu
werden, was sie heute ist, eine Rundumhilfe.
In der Lazarus Wohnsitzlosenhilfe engagieren sich, außer einer großen Anzahl
Ehrenamtlicher auch acht Ärzte verschiedener Fachrichtungen, zwei
Sozialpädagogen und ein Soziologe. Daneben gibt es zwei Altenpflegerinnen und
eine Ambulanzhelferin. Es werden aber auch ehemalige Wohnsitzlose in die Arbeit
integriert.
Medizinisch-pflegerischer Bereich
Aus der kleinen Anlaufstelle ist in den 16 Jahren ein soziales Werk mit
verschiedenen Aufgabenbereichen geworden. Einer davon ist die
medizinisch-pflegerische Ambulanz mit ihren täglichen Sprechstunden. Dabei
werden nicht nur die Krankheiten der Aufsuchenden behandelt, oft ist zunächst
eine Reinigung nötig. Hier kann man daher duschen, wird von Ungeziefer befreit
und oft aus der Kleiderkammer neu eingekleidet. Man ist sehr daran
interessiert, dass diese Menschen nicht nur einmal versorgt werden, sondern bis
zur möglichen Heilung erscheinen. Leider ist dies nicht immer zu erreichen.
Beratung und Betreuung
Durch Beratung in vielen Dingen des täglichen Lebens, die die Menschen während
ihres Lebens auf der Straße verlernt haben, bemüht man sich, wieder eine
Struktur in ihr Leben zu bringen. So ist beispielsweise die Hilfe durch eine
Begleitung, vor allem bei Behördengängen, die sonst von den Betreuten nicht wahrgenommen
würden, sehr wichtig. Daneben versucht man wieder den Kontakt zu den Familien der
Wohnsitzlosen herzustellen, der bei vielen Betreuten nicht mehr besteht.
Tagescafé
mit Erlaubnis der Institution
Einer der wichtigsten Bereiche dürfte das Tagescafé sein. Hier kann man ohne
Hemmungen und Verpflichtungen hineinschauen und so eine Zeit in einem
geschützten Raum in Kommunikation mit anderen verbringen. Gerade im Tagescafé
versucht man auch, die Betreuten zur einer ersten eigenen Mithilfe zu motivieren.
Wie man überhaupt, durch die Einbindung in eine sinnvolle Tätigkeit, das
Selbstwertgefühl der Betreuten zu steigern versucht.
Betreutes Wohnen
Eine weitere Aktivität um den Betreuten den Schritt ins zivile Leben zu
ermöglichen, ist das betreute Wohnen. Durch den Ankauf von
sanierungsbedürftigen kleinen Häusern, bei deren Instandsetzung die Betreuten
mithelfen, gibt man ihnen die Möglichkeit, immer selbständiger zu werden.
Beim betreuten Wohnen versucht man den Menschen eine bestimmte Selbstbestimmung
wiederzugeben, andererseits haben sie die Möglichkeit in Situationen, in denen
sie überfordert sind, Hilfe zu bekommen. Ist man der Meinung, dass die
Resozialisation gelungen ist, wird ihnen bei der Wohnungssuche einer eigenen
Wohnung und dem Umzug geholfen.
Die Hilfe bei der Instandsetzung der Häuser und eine Fahrradwerkstatt, in der nicht
mehr gebrauchsfähige Räder wieder fahrbereit gemacht werden, ermöglicht die
Einbindung in eine sinnvolle Arbeit und stärkt das Gefühl des Gebrauchtwerdens.
Andere Aktivitäten
Um die Betreuten aus ihrer Randständigkeit heraus zu holen, helfen auch die
Freizeitaktivitäten und Feiern. Sie bringen nicht nur Abwechslung ins tägliche
Leben, sondern verhelfen auch zu Fähigkeiten, die beim Leben in der
Gemeinschaft gebraucht werden. So geht es zum Beispiel darum, sich zu einer
Aktivität anzumelden und die Anmeldung einzuhalten. Dadurch wird
Verlässlichkeit eingeübt, aber auch dem Betreuten das Gefühl gegeben, dass er
erwartet wird. Gleichzeitig erfordert ein gemeinsamer Besuch in einer Gruppe
auch Rücksichtnahme auf die anderen. Daneben hat der Besuch eines Museums,
eines Konzerts oder etwas ähnlichem oft den Effekt, Verschüttetes wieder hervor
zu holen.
Sicherlich gibt es viele ähnliche Institutionen wie die Lazarus
Wohnsitzlosenhilfe, aber ich glaube nur wenige, die so den ganzen Menschen im
Blick haben.
Links
Informationen zur Institution
Feste und Feiern bei Lazarus
|