von Bernhard Bräuer/Calgary
In der Provinz Alberta, Canada, arbeiten alle
privaten Spielkasinos nach Regierungsvorschriften und diese besagen, dass der
Profit von Spieltischen und Spielautomaten gemeinnützigen Zwecken zukommen
muss.
Mein erster Einsatz
Es ist schon 17:00 Uhr und ich muss mich beeilen, um zur ersten Geldzählung des
Tages ins Spielkasino nach Calgary zu fahren. Vor einem Monat hatte ich mich
zur ehrenamtlichen Tätigkeit für eine gemeinnützige Organisation gemeldet und
diese muss für heute das Hilfspersonal für das Spielkasino stellen. Um diese
Gewinne zu optimieren, stellt die jeweilige gemeinnützige Organisation 23 Leute
zur Verfügung, welche alle spezifischen, nichtberuflichen Arbeiten, wie
Versorgung der Spieltische mit Spielgeld, Spielgeldausgabe und Geld zählen
ausführen.
Meine Bewerbung wurde nach polizeilicher Prüfung auf Unbescholtenheit genehmigt
und jetzt bin ich auf der 25 km langen Fahrt von unserem Haus zum Kasino. Der
Parkplatz ist gut besetzt und als ich in die Vorhalle komme, sehe ich schon ein
Schild, auf dem der Name der Gemeinnützigen Organisation, für die ich heute
arbeite, verzeichnet ist.
Die Vorbereitungen
Beim Betreten des Gebäudes, vorbei an voll besetzten Spieltischen und Spielautomaten
begebe ich mich gleich in den Raum für "Ehrenamtliche Helfer", der
mit Garderobe, Toilette, Sesseln und Fernseher ausgestattet ist. Auch hat die
Spielkasinoverwaltung Lesematerial, Getränke und Imbisse bereitgestellt. Es
herrscht reges Kommen und Gehen durch die Ehrenamtlichen Helfer, welche sich
etwas ausruhen, nachdem sie die Spieltische mit Spielgeld versorgt haben.
Jetzt ruft die Aufsichtsperson des Geldzählraumes die fünf ehrenamtlichen
Helfer zusammen und teilt uns mit, dass wir in 15 Minuten für etwa 2 Stunden in
den Geldzählraum eingeschlossen werden, um die erste Zählung des Tages
durchzuführen. Wir versammeln uns vor der Tür des Zählraumes und ein
Sicherheitspolizist lässt die Aufsichtsperson und die fünf Helfer in den Raum
und schließt ihn hinter uns zu.
Jetzt wird es ernst
Der fensterlose Raum ist etwa 6 m X 6 m und die einzige Öffnung ist in einer
Wand, gerade groß genug, um das gezählte und gebündelte Geld zum Kassenraum zu
reichen. Der Zählraum ist hell beleuchtet und die Decke ist mit
Beobachtungskameras ausgerüstet. Die Ausstattung besteht aus einem großen Tisch
mit einer gläsernen Tischplatte, Sitzschemeln, Geldzählmaschinen und einem
Computer für die Aufsichtsperson.
Nachdem wir den verschieden Arbeitsgängen zugeteilt und dafür unterrichtet
worden waren, wird von außen die Tür geöffnet und zwei Sicherheitspolizisten
rollen einen Wagen in den Raum, der mit ungefähr 50 verschlossenen Stahlkästen
beladen ist. Die Polizisten verlassen
den Raum, schließen uns wieder ein und der erste Kasten wird mit einem
Schlüssel geöffnet, die Nummer des
Kastens wird laut ausgerufen und der Inhalt, Geldscheine und Dokumente vom
Croupier, wird auf die gläserne Tischplatte geschüttet.
Unsere Arbeit beginnt
Danach wird der Kasten innen von zwei Personen untersucht und bestätigt, dass
er leer ist. Dann werden von drei Personen die Geldscheine nach ihrer
Größenordnung sortiert, in der Zählmaschine maschinell gezählt und die Summen
laut ausgerufen und von der Aufsichtsperson im Computer registriert. Nach etwa
2 Stunden und nachdem die Geldscheine gebündelt und mit Dokumentierung in einem
verschlossenen Sack durch die Wanddurchreiche an den Kassenraum abgegeben sind,
wird die Tür von draußen geöffnet und wir dürfen den Zählraum verlassen.
Wie sieht es im Kasino aus?
Jetzt können wir im Restaurant essen und uns auch den Glücksspielbetrieb
ansehen. An den Spieltischen herrscht Hochbetrieb und auch die meisten von den
500 elektronischen Glücksspielautomaten sind besetzt, obwohl es schon nach
Mitternacht ist.
Foto: Raul654
Leute in Hemden und Bluejeans ziehen Geldscheine aus ihren Taschen und geben
sie den Croupiers an den Spieltischen die ihnen dafür Spielgeld geben. Die
Croupiers schieben dann die Geldscheine mit einem hölzernen Werkzeug durch
einen Schlitz im Spieltisch. Unter dem Schlitz ist ein abgeschlossener
Stahlkasten, in den die Geldscheine fallen. Diese Stahlkästen werden, abhängig
vom Betrieb an den Glücksspieltischen von den Sicherheitspolizisten gegen leere
Kästen ausgetauscht, und zum Zählen in den Zählraum gefahren. Es besteht
Rauchverbot im Spielkasino, aber die typische Spielkasinomusik, welche zum
Spielen anregen soll, dudelt ununterbrochen. Langsam leert sich das Spielkasino
und gegen 03:00 Uhr findet die letzte Geldzählung statt.
Der gute Zweck
Es war eine profitable Nacht für die Gemeinnützige Organisation, der
zweckgebundene Profit soll in den Bau einer Fitnessanlage investiert werden.
Sicher war es unterhaltsamer aber nicht so profitabel für die meisten
Glücksspieler. Als ich gegen 04:30 Uhr auf dem einsamen Parkplatz in mein Auto
steige geht im Osten schon die Sonne auf.
Foto Raul654, Lizenz CC
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