von Anne Pöttgen
Seit Jahren wird die Bezeichnung „Ehrenamt"
totgesagt, sie hält sich aber tapfer neben dem Begriff „Freiwilligenarbeit".
Das „Bürgerschaftliche Engagement" wird nur von wenigen der im
Freiwilligensurvey Befragten als gängige Bezeichnung genannt.
Der Bericht
„Hauptbericht des Freiwilligensurveys 2009 - Zivilgesellschaft, soziales
Kapital und freiwilliges Engagement in Deutschland 1999 - 2004 - 2009" lautet
der komplette Titel des Berichtes, der Ende 2010 erschienen ist. Vorgelegt hat
ihn TNS Infratest Sozialforschung, München, und durchgeführt wurde er im
Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Unterstützer sind wie bisher auch die BertelsmannStiftung und das
Versicherungsunternehmen Generali.
Da der Bericht zehn Jahre überblickt, lassen sich Aussagen zum Trend auf diesem
wichtigen Gebiet machen.
Ein Survey ist lt. Wikipedia eine mehr oder weniger systematische Suche nach
Daten, die in diesem Bericht auf 289 Seiten dargestellt werden. Zusätzlich gibt
es einen „Anhang Methodenbericht".
Motive fürs Mitmachen
Die Motive, die im Bericht genannt werden, sind natürlich die gleichen, die wir
selbst haben: etwas zum Gemeinwesen beitragen, die Gesellschaft - zumindest im
Kleinen - mit gestalten wollen. Wir erwarten, dass die Tätigkeit Spaß macht,
dass man damit anderen Menschen helfen kann, dass man mit sympathischen
Menschen zusammenkommt, dass man Erfahrungen und Kenntnisse einbringen aber
auch neue erwerben kann.
Was die Erwartungen der jüngeren Menschen (14 bis 30 Jahre) betrifft, so ist
das Interesse an gemeinwohlorientierter Tätigkeit geringer als bei älteren, ist
aber von 1999 bis 2009 von 18 auf 30 Prozent gestiegen. Umgekehrt hat sich bei
älteren Menschen die interessenorientierte Motivation verstärkt.
Das Motiv, Qualifikationen zu erwerben, die im Leben wichtig sind, spielt bei
jüngeren Leuten naturgemäß eine größere Rolle als bei älteren. Sport, Jugendarbeit
und die Rettungsdienste sind ihre Ziele.
Wer und wo
Der Anteil der Männer im Ehrenamtsbereich liegt mit 40 Prozent kräftig über dem
der Frauen - 32 Prozent. Sport, Vereine, Verbände, die Politik und nicht zu
vergessen die Feuerwehr und die Rettungsdienste sind ihr Revier.
Eine besonders deutliche und kontinuierliche Steigerung des freiwilligen
Engagements gab es in den letzten zehn Jahren bei den älteren Menschen. Bis zur
Altersgrenze von 75 Jahren liegt das Engagement bei 29 Prozent, das darauf folgende
Nachlassen hat auch mit dem Verlust von Fitness zu tun.
Der Verein ist die wichtigste Organisationsform des freiwilligen Engagements,
fast die Hälfte aller Tätigen ist dort eingebunden. Weit dahinter liegen
Kirchen oder religiöse Einrichtungen, Parteien oder Gewerkschaften.
Zielgruppen sind Kinder und Jugendliche mit 35 Prozent, ältere Menschen mit 10
Prozent, der größte Anteil mit 41 Prozent sind einfach „Menschen".
Und konkret:
- Ich arbeite in einer Kleingartenanlage , ich bin dort Wasserobmann
- Soziokultur-Bürgerverein: Ich bin Vorsitzender
- Tierheim: Tiere betreuen
- Hilfsschöffe Jugendgericht: Ehrenamtlicher Richter
- Unterhaltung für Seniorinnen und Senioren, Kaffeetafel und bunte Nachmittage
- Jakobusgesellschaft: Ich organisiere Samstags-Pilgern auf dem Jakobusweg'
- Gewerkschaftsjugend: Ich bin stellvertretende Vorsitzende
- Kirche: Gemeindeblätter austragen
- Stadt Oldenburg: Bildungspatenschaften
- DLRG, Rotes Kreuz, Greenpeace, Naturschutzbund (NABU), THW
Und so geht es weiter auf den Seiten 59 bis 61 des Berichtes. Von den
Tätigkeiten im kleinsten Kreis bis zu weltweiten Aktivitäten.
Aus dem Inhaltsverzeichnis
Trend-Indikatoren zur Entwicklung der Zivilgesellschaft in der Dekade 1999 -
2009
Dritter Sektor im Aufschwung: Steigende Reichweite der Zivilgesellschaft
Mehr öffentliches, weniger privates soziales Kapital?
Freiwilliges Engagement - das Herz der Zivilgesellschaft
Selbstverständnis, Motive und Erwartungen freiwillig Engagierter
Bereitschaft nicht Engagierter, sich zu engagieren
Organisatorische Rahmenbedingungen des freiwilligen Engagements
Leistungen und Anforderungen im Engagement
Internetnutzung im Engagement
Verbesserungsbedarf bei den Rahmenbedingungen
Fazit: Die Anzahl der Engagierten in Deutschland ist sei zehn Jahren auf hohem
Niveau stabil: mehr als 23 Millionen Menschen.
Link
Der Bericht
Website Jahr der Freiwilligentätigkeit 2011
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