Arbeit als Wert des Lebens
                                   von Horst Glameyer
„Wer Arbeit kennt und danach rennt und sich nicht drückt, der ist verrückt!“ Dieser einst nicht ganz ernst gemeinte Ausspruch ist heutzutage wohl weitgehend überholt, auch wenn unter Arbeit in biblischem Sinn oft nur Mühe und Plage verstanden wird.

Körperliche Arbeit in der Antike
Schon damals unterschied man zwischen geistiger und körperlicher Arbeit. Letztere war eines Freien unwürdig und wurde hauptsächlich Sklaven überlassen. Bis in unsere Tage hat sich der Mythos von Sisyphus und seiner nicht enden wollenden Arbeit, der nach ihm benannten „Sisyphusarbeit", erhalten. Homer (8. Jh. v. Chr.) erzählt in der „Odyssee" von Sisyphus, dem Gründer und ersten König Korinths. Frevelhaft überlistete er mehrfach den Tod. Zur Strafe verurteilten ihn die Götter, bis in alle Ewigkeit einen schweren Stein einen Berg hinauf zu wälzen, der kurz vor dem Gipfel immer wieder ins Tal hinunter rollt.
In seinem philosophischen Essay („Mythe de Sisyphe") erkennt Albert Camus (1913-1960) in dem Mythos das aussichtslose Streben des Menschen, diese Welt zu überwinden.

Der biblische Sündenfall

Wegen Übertretung des göttlichen Gebots, nicht vom Baum der Erkenntnis zu essen, wurden Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben. Gott befürchtete sogar, sie könnten auch noch vom Baum des Lebens essen und vielleicht ewig leben (1. Mose 3.22). Obendrein verdammte Gott Adam zu körperlicher Arbeit, indem er sein Brot im Schweiße seines Angesichts essen sollte (1. Mose 3.17 und19). So verstand man   Arbeit im christlichen Sinne als Lebenspflicht und als Buße für die Erbsünde, die Adam und Eva mit ihrem Ungehorsam und dem dadurch erworbenen Wissen von Gut und Böse sich und ihren Nachkommen aufluden.

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Seit der Reformation erkannte man Arbeit auch als Gottesdienst und Dienst am Mitmenschen an. Im Kalvinismus wurde sie auch an ihrem Erfolg.gemessen.

Kreative Arbeit
Wer im Handwerk oder in der Kunst vom Entstehen bis zur Vollendung an einem Werk arbeitet oder im Team daran mitarbeitet, empfindet dabei meistens eine Befriedigung, die den Lohn oder Verkaufsgewinn des Werkes übersteigt, denn er hat während der Arbeit etwas von sich selbst, etwas nur ihm Eigenes dem Werk zur Vollendung mitgegeben.
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Dabei spielt es keine Rolle, ob das Werk bleibend oder von vorübergehender Natur ist. In jedem Fall hat ein Austausch zwischen dem gelungenen Werk und seinem Schöpfer stattgefunden, der ihn mit Stolz erfüllt. Der Philosoph G.F.W. Hegel (1770 - 1831) charakterisierte Arbeit als Mittel der Selbstbewusstwerdung und zur Befreiung des Menschen.

Industrialisierung
Mit ihr veränderte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts für viele Menschen ihr Verhältnis zur Arbeit, zuerst in Großbritannien und zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland. Dank der Dampfkraft und anderer Energieträger konnten in Fabriken mit Maschinen preisgünstige Massenprodukte arbeitsteilig hergestellt werden. Die Arbeit des Einzelnen beschränkte sich häufig nur noch auf wenige, sich ständig wiederholende Handgriffe. Er wurde selbst zu einem Teil der Maschine, die er  bediente. Diese Art der Arbeit bezeichnete Karl Marx (1818-1883) im Gegensatz zum früheren Arbeitsbegriff als „entfremdete Arbeit".
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Zwar sehen auch heute noch philosophische Anthropologen „Arbeit" als bestimmendes Merkmal für das Wesen des Menschen. An den Arbeitsmethoden hat sich allerdings nicht viel geändert.

Staatliche Unterstützungen
Noch immer werden bezahlte Erwerbsarbeit und unentgeltlich geleistete Arbeit unterschiedlich bewertet. Oftmals hält man nur bezahlte Tätigkeit für Arbeit. Auch sinkt der unverschuldet durch Rationalisierungsmaßnahmen arbeitslos gewordene Angestellte oder Arbeiter im gesellschaftlichen Ansehen, sobald er aus finanziellen Gründen zur Bestreitung des Lebensunterhalts für sich und seine Familie auf staatliche Hilfe angewiesen ist. Sie  wird nur unter strengen Auflagen gewährt. Nicht selten werden so geringe Löhne gezahlt, dass der Beschäftigte sie zusätzlich in Anspruch nehmen muss. Sowohl erhöhte Anforderungen und gestiegener Leistungsdruck als auch Langzeitarbeitslosigkeit können zu psychischen und körperlichen Leiden führen, weil sie in dem Betroffenen Minderwertigkeits- und Schuldgefühle hervorrufen.

Arbeitsmarkt
Wie dem Wort „Arbeitsmarkt" zu entnehmen ist, werden auf diesem Markt „Arbeitsplätze" zu unterschiedlicher Bezahlung angeboten. Arbeitnehmer können sich bei entsprechender Qualifikation um sie bewerben. Gibt es mehr geeignete Bewerber  als Arbeitsplätze, stehen die Bewerber in Konkurrenz zueinander. Bei umgekehrtem Verhältnis kann der Bewerber sich den Arbeitsplatz auswählen. Besitzt er die geforderten Fachkenntnisse, muss er zudem noch flexibel und mobil sein. Eine Karriereplanung von der Einstellung bis zum Ruhestand in derselben Firma ist die Ausnahme, und damit hat sich auch das Verhältnis des Einzelnen zu seiner Arbeit gewandelt. Ist sie ihm Beruf oder nur ein unsicherer, oft bloß ein befristeter Job zum Broterwerb? Hat er überhaupt eine Wahl?

Links
Die Arbeitsauffassung der Antike

Arbeit im antiken Griechenland



Industrialisierung
 
Arbeitsmarkt

Bilder 1 und 3 von den Genannten bei www.pixelio.de

 
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