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1000 Euro für Jeden
                                     von Theo Zimmer
Vollbeschäftigung ist ein im Schwinden begriffener(s) Mythos. Strukturelle Arbeitslosigkeit, prekäre Bezahlung und befristete Verträge sind für zahllose Menschen der Alltag. Der Sozialstaat, ein bürokratisches Monster, weiß auf diese Entwicklungen keine Antwort. Es fehlen der Politik die Ideen, um die „Wende" zur Kulturgesellschaft zu gestalten.

Was wäre wenn...

Mit einer Anlehnung an das Schlagwort der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Grundeinkommen" leitet der erfolgreiche Unternehmer Götz Werner sein, zusammen mit der Publizistin Adrienne Goehler verfasstes Buch „1000 € für Jeden" ein. Beide wollen mit einem bedingungslosen Grundeinkommen die Plattform für ein selbstbestimmtes Leben Aller einführen. Damit überfordern sie die gegenwärtig in der Bundesrepublik agierenden politischen Gesinnungsvereine, sprich Parteien, ebenso wie die Gewerkschaften, würden aber mit der Realisierung ihrer Vision die Bürgerinnen und Bürger - und damit die Wählerschaft - fördern. Werner beruft sich auf die Verfassung Spartas, im sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, als das historische Fundament eines bedingungslosen Grundeinkommens. In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts forderte bereits Ralf Dahrendorf „ein garantiertes Mindesteinkommen". Die beiden Autoren sezieren die Ansichten der politischen Meinungsträger in Deutschland, die sich (noch) nicht mit einem Grundeinkommen für alle anfreunden können.

Die vernetzte nichtparlamentarische Opposition

Nichtsdestotrotz hat sich bereits hat sich bereits ein außerparlamentarisches Netzwerk Grundeinkommen, das Basic Income Earth Network (BIEN) gebildet.
Die vier Kriterien für ein bedingungsloses Grundeinkommen sind: Existenzsicherung, individueller Rechtsanspruch, keine Bedürftigkeitsprüfung und kein Zwang zur Arbeit. Damit dieser Traum wahr wird, widerlegt Werner die notorischen Einwände gegen das Grundeinkommen substanziiert.
Menschen mit Grundeinkommen sind keine Utopie, sondern Realität. Das fesselnde Sachbuch „1000 € für Jeden" ist von den beiden Autoren in einer virtuos gehandhabten Sprache geschrieben. Die vielfältigsten Bedenken und Einwände werden in dem Buch geprüft und verworfen. Es ist das besondere Verdienst von Werner und Goehler herauszuschälen, dass VERTRAUEN das einzige Fundament einer funktionierenden, freien Gesellschaft ist.

Vor über einem halben Jahrhundert hat der Rezensent in den Ardennen auf der grünen Wiese eine mittelständische Fabrik für haushalttechnische Geräte nach dem damalig aufkommenden Prinzip der Fließbandarbeit eingerichtet. Heut weist Werner zurecht darauf hin, dass der sogenannte Taylorismus überholt ist, weil er den Menschen die Freiheit raubt und vertrauensbasierte Firmenkultur nur in einer Wirtschaftsdemokratie gedeihen kann. Ein Vergleich der Arbeit als Pflicht in der ehemaligen DDR und der Zwang zur „nicht vorhandenen Arbeit" in der Bundesrepublik öffnen dem nachdenklichen Leser die Augen für eine politisch gewollte Idiosynkrasie. Das moderne Arbeitslos kreiert Jobnomaden. Vor Kurzem hatte der Rezensent Gelegenheit die „Route der Industriekultur" im Ruhrgebiet zu besuchen mit Essen als Kulturhauptstadt. ES handelt sich um eine 400 km lange Strecke als Laboratorium für eine postindustrielle Kulturgesellschaft.
 
Bildung ist unsere Zukunft
Werner und seine Co-Autorin schlagen den Bogen von der Schule zum Grundeinkommen. Die verschiedenen Facetten einer möglichen Bildung werden beleuchtet. Humanismus ist im Wiederkommen. Die Pisa-Studie ist kein Fremdwort. Vielleicht besinnt sich ja die Politik, wie leichtfertig sie derzeit mit Steuergeldern umgeht, wenn sie Hartz-IV-Modelle finanziert, statt akademische Abschlüsse junger Menschen legal zu fördern. Der markanteste Satz in dem ganzen Buch ist nach Meinung des Rezenten die Feststellung „Das Grundeinkommen ist die Antwort der Gegenwart auf eine Zukunftsfähigkeit unseres Gemeinwesens".

Das Beweismittel kommt aus Afrika
Die praktische Umsetzung von bedingungsfreiem Grundeinkommen ist bereits erfolgt, so z. B. in Namibia. Muhammad Yunus gründete schon vor dreißig Jahren in Bangladesh die Grameen Bank, welche im „Social Cash Transfer" ungesicherte Kredite an Personen vergibt. Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) finanziert seit einigen Jahren in Sambia ein Sozialhilfe-Projekt, das auf dem Grundprinzip der Direktzahlung basiert. Die „Bolsa Familia" ist ein Grundeinkommen-Projekt der brasilianischen Regierung. Zephania Kameeta hat als Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirch in Namibia des Basic Income Grant (BIG) auf die Beine gestellt. Von Afrika können wir also eine Menge lernen, wenn wir wollen.

Woher soll die Kohle kommen?
Die Co-Autorin Adrienne Goehler wäre bereit während der Dauer von fünf Jahren ein Modellprojekt, zusammen mit Forschungsteams, umzusetzen.
Eine schrittweise Einführung eines Grundeinkommens würde die Menschen befähigen sich peu a peu an diese Form der Finanzierung zu gewöhnen. Mit der alternativen Wellenmethode könnte der Staat weitgehend risikofrei einzelne Bevölkerungsgruppen, wie etwa Kinder und alte Menschen an ein Grundeinkommen heranführen.
Zugegeben das heutige Steuersystem wäre umzustellen, und zwar weg von der Einkommen- hin zur Konsumsteuer.

Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit.
Im Schlussakkord dieses, für eine ganze Nation wegweisenden Buches, heißt es: „Wenn das Volk will, dann kann die Politik seinen Willen auf Dauer nicht ignorieren, zumal sie keine tragfähige Alternative anzubieten hat".

Links:
„1000 € für Jeden" im Ulsteinbuchverlag

''Unternimm die Zukunft'

Dem Leben einen Sinn geben


''Gegen den Strom''

''Wohnhaus Werner - Gelebte Anthroposophie''


''Der gute Riese''

''Der Mutmacher''


''Droge Arbeit'


„Hartz IV löst nur Leid aus"

„Milliardär mit Grundeneinkommen"


 
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