Marías, Javier: Mein Herz so weiß

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ursel

Marías, Javier: Mein Herz so weiß

Beitrag von ursel »

Wir lesen jetzt ein wichtiges Buch der spanischen Gegenwartsliteratur: "Mein Herz so weiß" von Javier Marías.
Informationen zu Buch und Autor findet Ihr über die Vile-Startseite - Lesen - Belletristik - Marías: Mein Herz so weiß.
Am 08.12.2006 um 18:00 wollen wir über erste Eindrücke chatten. Hier im Forum laden wir ab sofort zur Diskussion ein. Auch Gastbeiträge sind willkommen.

Gemeinsam Lesen: Vile Mitte und Vile Süd
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Meine ersten Eindrücke zu meinem ersten Buch von Javier Marias
Als ich die Rezensionen durchlas, fand ich, dass das Buch zunächst nicht so großen Anklang fand. Auch bei mir stellte sich erst keine Lesebeigesterung ein. Vor allem als ich die 61/2 Seiten ohne Absätze sah. Ich habe dreimal begonnen. Später gibt es ja wieder Absätze, wenn auch weniger, als bei anderen Büchern.
Bereits die ersten Sätze beschreiben den Selbstmord einer jungen Frau im Badezimmer während die anderen bei der Mittagstafel sitzen. Die Beschreibung der Fassungslosigkeit der Teilnehmer und ihre Unfähigkeit zu handeln, hatte für mich schon etwas von Komik, wenn ich mir vorstelle wie der Vater den Bissen Fleisch in seinem Munde hin und her schiebt.
Die Art Marias zu schreiben finde ich ungewöhnlich. Man stelle sich nur einmal den Satz vor: ich wollte es gar nicht wissen, aber ich habe es trotzdem erfahren, dass ein Mädchen, das kein Mädchen mehr war.. Dann die Einschübe in den Klammern, die oft nicht etwa Erklärungen sind: ..ein starker Geruch nach Kölnisch Wasser (der Treppenabsatz im Dunkeln) der vom Sohn ausging.. Man muss sich schon auf diese Art zu schreiben einlassen.
So wie am Anfang der Selbstmord der jungen Frau kurz nach ihrer Heirat, warum, wieso, wird nicht gesagt, vielleicht noch nicht, fängt auch das nächste Kapitel an, die Niederschrift des Berichtes, zwei Wochen nach seiner Eheschließung.
Die Gefühle des Mannes sind ambivalent. Einerseits liebt er seine Frau, anderseits macht ihm die Personenstandsänderung Angst.
Es gibt viele Wiederholungen von schon Gesagtem, z.B. dass das eigene und das Nebenzimmer sich gleichen, bei denen ich mich frage, welche Bedeutung haben sie?
So weit zunächst zu dem Buch, von dem ich die ersten 50 Seiten gelesen habe.
HildegardN
Beiträge: 262
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 14:13

Erste Eindrücke

Beitrag von HildegardN »

Ich habe schon etwas mehr gelesen als Erna, und vieles, was sie hier schreibt, deckt sich mit meinen Eindrücken.
Besonders bemerkenswert finde ich die Sprache des Autors, die Kunst der Gedankenfindung und der Formulierung. Immer wieder versieht er seine Gedanken, Überlegungen und Ausführungen mit mehreren Alternativen, die er oft mit einem "oder" verbindet und manchmal auch mit einem "vielleicht". Seine Sätze sind häufig überlang und erfordern eine verstärkte Konzentration des Lesers.
Mehr als der Tod der jungen Teresa, der bereits eine Generation zurückliegt, hat mich die Einstellung des jung vermählten Ehemannes Juan zur Ehe beeindruckt. Noch während der Hochzeitsreise wird Juan von einem "Unbehagen" heimgesucht, das er auch als "Vorgefühl einer Katastrophe" bezeichnet, verursacht durch die kürzlich erfolgte "Personenstandsänderung".
S. 18: "Diese Personenstandsänderung ist ebenso unberechenbar wie eine mögliche Krankheit und unterbricht alles oder erlaubt zumindest nicht, daß alles wie bisher weitergeht".Er interpretiert dies am Beispiel der gemeinsamen Wohnung, z.B. auf S.19: "Eben diese meines Wissens sehr verbreitete Gewohnheit oder Praxis liefert den Beweis, daß die beiden Eheschließenden bei ihrem Zusammenschluß in Wirklichkeit eine gegenseitige Aufhebung oder Vernichtung voneinander fordern, nämlich die Aufhebung der Person, die jeder war".
Wenn der Ehestand bereits bei Beginn als Zwangssituation erscheint, wie kann sich auf dieser Grundlage ein normales Eheleben entwickeln? Viel Hoffnung habe ich nach dieser Einleitung nicht, doch Juan in der Rolle des "Ich-Erzählers" wird es uns wissen lassen.
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Nun bin ich schon ein ganzes Stück weiter, also so bei Seite 100, aber immer noch empfinde ich die Widersprüchlichkeit des bisher Beschriebenen. Vielleicht erhöht es aber auch die Spannung? Manchmal denke ich eben, da muss doch noch etwas kommen. Wie geht es Euch?
Seid Ihr so mit Weihnachten beschäftigt, dass keiner etwas schreibt?
Gruß
Erna
HildegardN
Beiträge: 262
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 14:13

Beitrag von HildegardN »

Liebe Erna, vielleicht ist die jetzt noch vermisste Resonanz darauf zurück-zuführen, dass das Buch von den Leserinnen noch nicht weit genug bzw. nicht zuende gelesen ist. Ich habe inzwischen die Mitte überschritten und erst allmählich formt sich ein Bild der hinter vielen Fragezeichen verborgenen und mit unzähligen Alternativen versehenen Handlung. Hinzu kommt, dass man als Leser laufend gefordert ist, unter den vielen Möglichkeiten, die der Autor in seine Überlegungen laufend einbaut, auszuwählen.
Die Lektüre wird mich noch eine Weile beschäftigen, aber natürlich wäre es hilfreich, auch die (bisherigen oder derzeitigen) Eindrücke der Mit- Leserinnen zu erfahren. Es verhilft vielleicht zu mehr Sicherheit auf dem weiteren Leseweg.
Herzliche Grüße, Hildegard
ursel

Ehe, Unbehagen und Mord?

Beitrag von ursel »

Ich glaube, es fällt uns vielleicht noch schwer, bereits nach 50 Seiten etwas zu schreiben, zumal bei einem Buch, das man nicht gerade so herunterlesen kann. Andererseits erleichtert es doch das Posten, weil man gar nicht alles gelesen haben muß. Das wird schon noch, liebe Erna.
Dem Statement eines jungen Mannes im www konnte ich entnehmen, daß er das Buch so spannend fand, daß er es in 8 Stunden durcheilt hat. Unglaublich, ich nehme an, er hat sich lediglich auf den Plot konzentriert.
Und da hat er natürlich etwas Wesentliches eingebüßt. Ich denke, die große Kunst des Autors ist die Verflechtung von Erzählsträngen und Reflexion. Und das in einer Sprache, die verschachtelte Sätze benutzt und den Leser ziemlich fordert. Da kann ich Erna und Hildegard voll zustimmen.
In punkto Ehe sehe auch ich das "Unbehagen" des Ich-Erzählers. Wenn ich die Stationen der Hochzeitsreise anschaue: es erfasst ihn bereits in Miami, steigert sich noch mal in New Orleans, Mexico und Havanna, und selbst nach einem Jahr des Zusammenlebens in Madrid ist es noch da. Seit der Hochzeit hat er das Gefühl einer nahenden Katastrophe.
Ehe bedeutet für ihn, seine konkrete Zukunft zu verpfänden und die abstrakte Zukunft zu verlieren.
Bisher habe ich den Eindruck, daß es ein Buch über das Zusammenleben von Frau und Mann sein könnte, über die Ehe, über Mord, über Schuld? Schließlich hatten wir in der Vorgeschichte einen Selbstmord. Danach gleich die eigenartige Verwechslungsgeschichte im Hotel in Havanna, die Mordpläne des Paares im Nebenzimmer. Und das Shakespeare-Zitat lässt ja auch nichts Gutes ahnen: "Meine Hände sind blutig wie die deinen: doch ich schäme mich, daß mein Herz so weiß ist." Ich bin sehr neugierig, wie es weitergeht
Ursel
ursel

Chat vom 08.12.2006

Beitrag von ursel »

Gestern hatten wir einen interessanten chat. Wir haben unsere Lese-Erfahrungen und Meinungen ausgetauscht. Übereinstimmung herrschte darüber, daß diese Lektüre besonders anspruchsvoll ist und daß man den Text gründlich oder sogar mehrmals lesen sollte. Gerade bei diesem Buch sind auch Rezensionen und andere Meinungen und Kritiken zum besseren Verständnis wichtig. Wir haben darüber diskutiert, was es mit der sprachlichen und der realen Verderbtheit auf sich hat, über die Macht der Worte und übers Dolmetschen, darüber, wie das Titelzitat aus Macbeth zu interpretieren ist, und darüber, ob der Ich-Erzähler die Ehe auf eine Personenstandsänderung reduziert sehen will. Der Lesestand unter den Teilnehmenden war etwas unterschiedlich, das hat aber der Diskussion nicht geschadet. Es gab auch 2 Leserinnen, die nicht so begeistert waren. Überwiegend hatten wir uns wohl intensiv vorbereitet. Das wiederum kam dem Chatniveau zugute. Gehapert hat es an der Technik, das werden wir zu klären versuchen.
Ursel
p.s. meine Frage: hätte es dem Buch geschadet, wenn Marías diese umständliche New Yorker Episode mit Berta weggelassen hätte, ging im chat unter. Deshalb möchte ich sie hier im Forum nochmal stellen. Mir erscheint die Berta-Geschichte ein wenig zu sehr konstruiert.
HildegardN
Beiträge: 262
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 14:13

Beitrag von HildegardN »

Ursels Frage, die Episode mit Berta in New York betreffend, hat sich mir bisher nicht gestellt, aber ich habe darüber nachgedacht und noch einmal "nachgelesen". Hätte man sie weggelassen, es sind immerhin über 70 Seiten, wäre es wohl für das Buch nicht schädlich gewesen, aber wir hätten Juan weniger gut kennenlernen und beurteilen können.

"Ich habe das Glück, in dieser Stadt eine spanische Freundin zu haben.....,die mich sehr freundlich aufnimmt" (S.183). Hier zeigt sich nicht nur eine positive Beziehungsfähigkeit, sondern auch eine Verbundenheit, die für Juan einnnimmt und sich in seinen Äusserungen und Handlungen widerspiegelt, z.B. (S.184): "Das muss ich Berta erzählen (denke ich oft)".
Und später (S.223) kommt Juan im Laufe seiner Überlegungen zu folgendem Ergebnis: "..... vielleicht besteht meine Pflicht darin, Berta bei dem zu helfen, worum sie mich bittet, man muss dem Bedeutung geben, was für Freunde bedeutend ist".
Wir erfahren auch Juans Hilfsbereitschaft, als er Berta berät und sie bei ihren Versuchen, eine neue Beziehung anzuknüpfen, unterstützt, ja auch Strapazen auf sich nimmt, als er eine halbe Nacht auf der Straße zubringt, um ihr eine ungestörte Begegnung zu ermöglichen.

Dieses Verhalten hatte ich Juan nach seiner bisherigen Einstellung nicht erwartet und es ihm vielleicht auch gar nicht zugetraut. Insofern empfinde ich die "Geschichte Juan/Berta" auch als einen positiven Beitrag.
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Wie gesagt, ich bin ja erst auf Seite 120, aber in der nächsten Zeit werde ich etwas schneller sein. Euer Gespräch über Berta macht mir aber Juan etwas liebenswerter. Anderseits meine ich, dass mit der Figur von Juan doch die Bindungsangst, der Bindungsunwillen und auch ein bisschen die Bindungsverweigerung der heutigen jungen Leute im heiratsfähigen Alter gekennzeichnet ist. Wenn ich mich nur in meiner Familie umschaue, meine ich, da gäbe es mehrere ähnliche Charaktere. (Ohne Mord!) Ich freue mich schon auf das weitere Buch.
Erna
Brigitte Höfer
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Spiegelbilder

Beitrag von Brigitte Höfer »

Zu Ursulas Frage, ob die Episode mit Berta notwendig war, habe ich folgende Antwort: Mariás liebt - wie Shakespeare - Spiegelungen oder Verdoppelungen.
Berta ist die Doppelung der ersten Liebe von Juan, dem Mädchen Nieves aus dem Papierwarenladen, über das er sagt: "...die Möglichkeit, dass das sichtbare Alter einer Person von demjenigen abhängen können, der sich ihr genähert hat, und davon, Geld zu haben" (S. 130).
Berta hat Geld und ist in der Lage, sich trotz ihres Hinkens aufgrund des Verkehrsunfalls Freunde zu "besorgen". Und Mariás nutzt die Beschreibung dieses Aufenthalts in NY, um sie in Kontrast zu setzen zu der Beschreibung des Aufenthalts in Genf.
Auch da wieder eine Doppelung mit Custardoy und Villalobos, den Freunden seines Vaters, die ihn über die Vergangenheit "aufklären."
Auch die Geschichte im Hotel in Havanna ist ein Spiegel des Geschehens von 1950. Gleicher Ort, gleiches Thema; eine Einleitung zu den Enthüllungen, die noch folgen werden.
Immer wieder vermutet man, dass seine Ehe mit Luisa ähnlich problematisch verlaufen könnte wie die zwischen seinem Vater und Teresa. Aber wie wir lesen, ist sie ganz anders. Getragen von Vertrauen und Verständnis. So sehe ich es jedenfalls.
Mir gefällt der Roman ausnehmend gut: sehr nachdenklich, zugleich komlex und differenziert.
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Eine "Spiegelung oder Verdoppelung" hat Brigitte nicht erwähnt, das Warten von Custardoy jr. vor dem Schlafzimmerfenster der eigenen Wohnung im Regen und der Frau vor dem Hotel. Hier spürt man auch etwas von der aufkommenden Eifersucht auf eventuelle Vertrautheit Luisas mit seinem Vater und dessen Freund.
Was mich immer wieder beeindruckt, sind seine genauen Kenntnisse z. B. bei der Beschreibung der Museumsarbeit seines Vaters, der Dolmetscher- und Übersetzertätigkeit, kurz gesagt, der eingeschobenen Themen.
Erna
ursel

Berta und das Video

Beitrag von ursel »

Liebe Erna,
die eingeschobenen Themen beherrscht Marías wirklich. Natürlich schildert er mit bravour die Situation des für 8 Wochen in N.Y. lebenden Dolmetschers, den Stress der 5 Werktage, die knappe Erholung an den Tagen ohne Arbeit. Ich schwärme ja sehr für die kleinen Details, die bei Marías immer wieder vorkommen: die Lektüre der N.Y. Times, die Freuden der 99 TV-Kanäle einschließlich Jerry Lewis und George Raft. Einen Spanier in N.Y. erkennt man am Zuschnitt seiner Hosen und parfumsachverständig scheint der Autor auch zu sein. Warum Marías allerdings auch einschiebt, daß man Kundera nicht lesen müsse, verstehe ich nicht.
Ich hoffe, Du hast jetzt schon genügend gelesen, denn ich möchte Dir keineswegs den gemächlichen Fortgang der Geschichte verderben. Aber mich treibt diese Berta/Juan-Geschichte um. Denn ganz so rosig wie Hildegard sehe ich das nicht. Ich finde, Marías lässt seinen Juan mal wieder Neigung und Zweckmäßigkeit verbinden (er ist mit der 4 Jahre älteren Berta befreundet, sie haben in ihrer Studentenzeit miteinander geschlafen, ob 2x oder öfter, weiß Juan nicht mehr so genau, er hat sie gern, es passt aber auch gut, dass er bei ihr wohnen kann, weil es in den Appartements mit Kochnische so ungemütlich ist). Ähnlich egoistisch waren auch die Überlegungen vor der Heirat mit Luisa, so genau weiß ich das aber nicht mehr. Für mich wirklich verzichtbar ist die Episode "Berta sucht einen Mann". Und auch in diesem Zusammenhang sehe ich nicht so sehr den hilfsbereiten Freund, der Berta filmt, weil sie dem Erwählten, den sie "Scheißkerl" nennt und von dem sie bislang nur den Körper in einem Bademantel kennt (den Kopf hat er in seinem Video vorsichtshalber weggelassen) das gewünschte Video mit den geforderten nackten Körperpartien von sich schicken will. Das Ganze mutet doch eher wie eine Geschichte von Demütigungen und Kämpfen und Zwängen an. Bill zwingt Berta, Berta zwingt Juan. Im Grunde seines Herzens will Juan gar nichts davon wissen. Er ist sich nicht sicher, ob er ihr bei dieser Geschichte helfen soll. Ich ehrlich gesagt auch nicht. Und dann webt Marías in die ganze Geschichte noch den Verdacht, daß der Bademantel-Typ "Guillermo" sein könnte, der Mann aus dem Hotelzimmer in Havanna, den er nur gehört, aber nie gesehen hatte. Und Juan veranlasst Berta während des Treffens mit Bill den Namen Miriam fallen zu lassen. Also, das war für meinen Geschmack alles ein bisschen viel. Ursel
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Liebe Ursel, ich stimme völlig mit Dir überein. Dieses Rumtrödeln in NY fand ich gut, den Grund dafür nicht. Aber vielleicht will er mit dem Geschehen Berta- Bill oder Jim oder wie auch immer, zeigen, wie weit die Geschlechter in ihrer Verhaltensweise sich schon angenähert haben. Oder, dass Frauen Sex auch so nötig haben, dass sie darüber ihre Würde vergessen und sich von jedem Kerl demütigen lassen? Wahrscheinlich bin ich da gar nicht die richtige Person, dies aus dem Jetzt zu beurteilen. Ich könnte sagen: Ja, zu meiner Zeit usw....Für die Fortführung der Handlung fand ich es bisher, ich habe noch 100 Seiten nicht unbedingt relevant. Interessant am Aufbau dagegen ist, dass der Bericht von Berta über das Zusammentreffen erst viele Seiten später gegeben wird.
Erna
Erna
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Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Endlich, den Feiertagen sei Dank, habe ich den Marias fertig gelesen. Ich bin erstaunt über die geschickte Darstellung des Todes, oder soll ich sagen des Mordes, an der ersten Frau. Zuletzt ist es Ranz selber, der aufklärt, oder auch nicht, denn wir wissen zwar, dass das Haus abbrannte, nur war die 1. Frau ja bereits tot. Und wie das genau geschah, wissen wir noch immer nicht. Für mich ist es auch gar nicht mehr nötig. Das Motiv war mir wichtig und durch das Gespräch mit Luisa konnte ich auch manchen, vorher unverstandener Satz, deuten. Der Schluss war wieder der Anfang. Stilistisch war das Buch für mich ein Gewinn.
Erna
Gitti
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Wohnort: Ulm

Beitrag von Gitti »

Beim zweiten Mal Lesen fiel mir auf, dass der Autor eigentlich nicht eine Geschichte erzählen, sondern die verwirrten Beziehungen innerhalb einer Familie, besonders die von Ranz, des Vaters vom Ich-Erzähler, aufdröseln will. Dazu kommt Juan der Beruf des Dolmetschers gelegen, denn gesagtes und auch nicht gesagtes in verständliche verbale Form zu bringen lernt am besten ein Dolmetscher. Oft möchte er etwas gar nicht wissen, muss es aber hören und übersetzen. Und gerät dabei in die Schuld des "Weißen Herzens". So wäre meine Interpretation. Es steckt sicher noch mehr dahinter, denn das Shakespeare-Zitat ist in diesem Zusammenhang nicht so leicht zu verstehen.
Letzten Freitag diskutierten wir in der Ulmer Gruppe real über das Buch, aber auf welche Person letztendlich der Titel zutrifft, konnten wir uns nicht einigen.
Mein Gewinn an dem Buch war der Stil mit den unendlich gedehnten und somit Zeit verlängernden Beschreibungen, die ein besonderes Maß an Geduld verlangten, was sich am Ende aber gelohnt hat!
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