Kjell Eriksson: Der Tote im Schnee

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Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Kjell Eriksson: Der Tote im Schnee

Beitrag von Erna »

Hallo, liebe Leser und Leserinnen,
die Ferien fangen an, wenigstens in Hessen und wir fangen mit unserem Krimi an.
Er hat mit dem "Schwimmer" gemeinsam, dass er von "kleinen" Leuten erzählt. Nicht irgend ein großes Tier ist ermordet worden, sondern ein arbeitsloser Schwede, dessen Leidenschaft das Aquarium war.
Der Krimi gibt meiner Ansicht nach einen guten Einblick in das schwedische Leben, in der es jugendlichen Gangs und "soziale Brennpunkte" gibt, wie bei uns.
Ich hoffe auf eine angeregte Diskussion
Erna
ursel

Diesmal ist der Autor der Gärtner

Beitrag von ursel »

Erna stimme ich voll zu. Ich bin in der Hälfte des Buches angekommen und glaube, die Schwägerin wird nicht mehr lange leben, und Ann Lindell wird endlich loslegen. In Besprechungen wird oft betont, daß Eriksson sehr ruhig schreibt und ein großes Einfühlungsvermögen besonders in die Menschen im Arbeiterviertel der Universitätsstadt Uppsala beweist. Trotzdem ist auch viel Bewegung in dem Buch durch den dauernden Wechsel der Erzählperspektive.
Ich habe bisher nur die üblichen "verdächtigen" schwedischen Krimiautoren gekannt. Deshalb hat es mir gut gefallen, im Portal Schwedenkrimi so viel über den sympathischen Autor (und Gärtner) zu finden in Interviews und Gedanken, die er dort veröffentlicht hat. Zu finden unter "Materialien" wie immer hier auf den Lesen-Seiten bei ViLE
http://www.gemeinsamlernen.de/vile-netz ... k/Eriksson
ursel
HildegardN
Beiträge: 262
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 14:13

Beitrag von HildegardN »

Ich bin erst am Anfang und habe die ersten 70 Seiten gelesen. Ein Krimi fordert immmer zum Spekulieren heraus, und meine Aufmerksamkeit wurde geweckt als Justus seiner Mutter gegenüber erwähnte, dass der Vater Geld habe. Als er dann, nach dem Tod des Vaters, (wohl im Auftrag des soeben getöteten Vaters) einen Karton sicherstellte, meinte ich bereits einen Hinweis auf einen möglichen Zusammenhang zu dem so grausamen Verbrechen zu erkennen.
Noch liegen die Motive im Dunkeln, und obwohl sie mich beim Lesen noch eine Weile begleiten werden, sind es mehr die beteiligten und handenden Personen, denen mein Interesse gilt. Der Autor versteht es, eine Atmosphäre zu vermitteln, in der die Grausamkeit des Verbrechens nicht laufend präsent ist. Das Interesse des Lesers wird m.E. vornehmlich auf "Land und Leute" , auf ihr Alltagsleben und ihr Umfeld gelenkt.
Hildegard
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Das ist das Schöne an dem, aber auch an vielen anderen Krimis, dass man so "en passant" eine ganze Menge von Land und Leuten vermittelt bekommt.
Erna
HildegardN
Beiträge: 262
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 14:13

Beitrag von HildegardN »

Nach etwa 200 Seiten hat sich das Bild des Geschehens etwas verändert. Die Leser werden mit weiteren Personen, einer erneuten Gewalttat und einem weiteren Mordfall konfrontiert. Zugleich aber tritt die im Buchtitel genannte Ann Lindell mehr in Erscheinung, und ihr Bild, das bisher ausschliesslich von einer pflichtbewußten jungen Mutter geprägt war, beginnt sich zu verändern. Ich vermute, dass Ann nun bald beruflich und konkret in das Geschehen eingreift - oder?
Was mich weiterhin besticht, ist die Beschreibung der handelnden sowie auch der beteiligten Personen durch den Autor. Dadurch gibt er den Lesern die Möglichkeit, diese kennen zu lernen, sie zu mögen oder zu verurteilen und vielleicht auch zu fürchten. Der Autor vermittelt dem Leser hierdurch viel Anschaulichkeit, die nicht nur zum Nachdenken, sondern mehr noch zum Mitdenken motiviert.
Hildegard
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Ich bin erst auf Seite 100, da bekommt die Kommissarin Kenntnis von dem Mordfall und ist traurig, nicht mitarbeiten zu können und dafür das "Würmchen" versorgen zu müssen. Hier zeigt sich richtig das Problem, der berufstätigen Frau, einer, die ihren Beruf eigentlich dem Kind vorzieht. Oder sieht es nur so aus? Warum nennt sie ihren Sohn "Würmchen"?
Sehr gut gefallen hat mir die Schilderung der ehemaligen Arbeitskameraden von Klein John. Ich konnte mir richtig die Werkstatt und die Leute darin vorstellen.
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Wenn auch keiner mehr etwas zum Krimi geschrieben hat, muss ich sagen, dass das Buch von Kjell Eriksson für mich wesentlich mehr als ein Krimi ist. So ist mir z.B. aufgefallen, wie gekonnt die Lebensgeschichte der einzelnen Täter erzählt wird.
Die Protagonisten stammen alle aus dem selben Umfeld und doch hat jeder eine andere Entwicklung genommen.
Bis zum Schluss ist das Verbrechen am kleinen John nicht zu erklären, auch wenn man zunächst annimmt, dass Vincent Hahn in irgend einer Weise involviert ist. Ein Ann Lidell-Buch ist es allerdings nicht, denn die Kommissarin taucht nur drei Mal auf.
Mir hat das Buch gut gefallen.
Erna
Marlis Beutel
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Der Tote im Schnee

Beitrag von Marlis Beutel »

Der Autor schreibt mit so viel Einfühlungsvermögen in die handelnden Personen, dass ich mich manchmal fragte, ob er vielleicht eine Frau sei. Die Grausamkeit des Verbrechens am kleinen John wird zwar konstatiert, aber das Verbrechen selbst wird nicht geschildert. Überhaupt erging es mir auch so wie Euch, dass ich Interesse an den handelnden Personen bekam, nicht nur an der Auflösung des Falles. Das Buch liest sich angenehm (während ich Henning Mankells Bücher nur las, weil ich sie geschenkt bekam).

Viele Grüße von der Bergstraße, Marlis
Marlis Beutel
HildegardN
Beiträge: 262
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 14:13

Beitrag von HildegardN »

Wie Marlis bereits schreibt, stehen die handelnden bzw. beteiligten Personen im Vordergrund des Romans, und sie gewinnen durch die anschauliche Schilderung viel Aufmerksamkeit, so dass das oder besser die Verbrechen m.E. dagegen zurücktreten. Mit einem klassischen Krimi ist dieses Buch nicht vergleichbar, und das hat mir gefallen, obwohl ich eigentlich spannende Krimis ab und an recht gern lese, wenn sie nicht zu grausam sind.
Hildegard
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