Elfriede Jelinek:Neid - Privatroman

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Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Elfriede Jelinek:Neid - Privatroman

Beitrag von Erna »

Als ich den Roman im Internet fand, war ich sehr angetan. Einmal musst du kein Buch kaufen, sondern findest es gleich im Netz.
Als ich zu lesen anfing, merkte ich, dass dies sehr schwierig war, wenigstens für Leute in meinem Alter und druckte die Seiten aus. Das erste Kapitel hat 94 Seiten. Aus drei Kapiteln besteht der Roman schon, d. h. wahrscheinlich wäre für mich, ein Buch zu kaufen, auch nicht teurer gewesen.
Beim Ausdrucken stellte ich fest, dass es keine Abschnitte gibt. Also wieder nicht lesefreundlich für mich.
So - und dann habe ich bisher erst 5 Seiten gelesen. Ich stelle fest, dass der Roman sehr konkret "Missstände" konkretisiert.
Wie verabredet, werden wir zunächst nur das erste Kapitel gemeinsam lesen. Wer dann noch allein weiter machen möchte, kann sich im Jelinetz einwählen, wo von der Uni Wien ein Diskussionsforum eingerichtet ist.
Erna
Klingt alles nicht sehr motivierend, trotzdem halte ich es für mich persönlich gut, mal einen Roman von der Autorin zu lesen, sonst habe ich nur kleinere Beiträge gelesen.
ursel

Beitrag von ursel »

Liebe Erna,
das ist genau der Punkt: wie funktioniert digitale Literatur? Kommt das Online-Lesen überhaupt in Frage? Geschicktes Ausdrucken ist bei dem einen Browser möglich, beim anderen nicht. Mit Firefox habe ich es auf 61 Seiten gebracht. Doppelseitig dann die Hälfte. Und jetzt werde ich versuchen, Deine 5 Seiten-Lektüre zu toppen mit 5,5 Seiten.
Ursel
Noch ein Hinweis: Infos zur Autorin und zur Lektüre sind hier zu finden:
http://www.gemeinsamlernen.de/vile-netz ... ik/Jelinek
HildegardN
Beiträge: 262
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 14:13

Beitrag von HildegardN »

Danke, liebe Ursel, für Deine so gut gelungene Information über die Jelinek und ihren Online-Roman. Ich habe die ersten (17) Seiten ausgedruckt und gelesen und teile überwiegend Ernas Eindrücke bzw. Beurteilung.
Ganz schlimm finde ich allerdings Jelineks negative Einstellung und Kritik, z.B. auf Seite 9/10, die sich vor allem auf Kultur, Touristen, Fernsehen bezieht. Einige Passagen:
„Kultur kommt immer von oben, und wenn sie von unten kommt, wird sie ausgerissen wie Unkraut oder den Touristen vorgeführt, bevor man sie in den Müll gibt, die fressen ja jeden Dreck.“........“denn bei dieser Kultur hat man besser eine Mattscheibe zwischen sich und ihr“ ........ „und das Fernsehen mit seinem Seich, den ich nicht Regen nennen will, denn der Regen ist sogar noch verschmutzter“.
Ich frage mich: Sucht die Jelinek nur oder doch überwiegend das Negative, um dies den Lesern vorzuführen bzw. zu kritisieren. Dabei versäumt bzw. unterlässt sie doch so vieles, z.B. darauf aufmerksam zu machen, dass es soviel Schönes gibt, z.B. hervorragende Kultursendungen im Fernsehen – oder kann sie sich vielleicht garnicht daran erfreuen?
Ich bin erst am Anfang, und Ersteindrücke können sich verändern - ich hoffe darauf und werde die nächsten Seiten ausdrucken.
Hildegard
ursel

Herangehensweise und erste Eindrücke

Beitrag von ursel »

Ich habe mir überlegt, wie ich am besten „Jelinek“ lese, möglichst unbelastet von ihrem skandalträchtigen Image. Deshalb habe ich mir erst einmal einige Web-TVs angesehen. Jetzt bin ich der Schriftstellerin und dem Menschen E.J. erst einmal sehr gewogen, ihr Auftreten ist ganz normal und keineswegs spektakulär oder provozierend. Wen das ebenfalls interessiert: bei Materialien sind 3 kleine Interviews (Videos) mit Jelinek zu finden
http://www.gemeinsamlernen.de/vile-netz ... inek/ueber
Dann habe ich mich mit dem Text – mit den ersten 15 Seiten - beschäftigt. Sehr praktisch finde ich die Ränder meines Ausdrucks des Online-Romans, da ist reichlich Platz für Notizen und Fragezeichen links und rechts. Ich denke, es ist gut, wenn man sehr wach ist beim Lesen, weil sich in einem einzigen Abschnitt sehr viele Gedanken und Assoziationen tummeln. Ohne Notizen kann ich nach dem Lesen kaum beschreiben, was der Inhalt war, es ist so viel Stoff in einem einzigen kleinen Abschnitt. Einiges scheint mir mit realen Begebenheiten zu tun zu haben. Brigitte K., die Geigenlehrerin taucht ab und zu in Andeutungen auf, ich nehme an, da kommt noch mehr. Bisher habe ich gelesen von: Fremdenverkehr, Ski, Loipen, Bergbau, Arbeitslosigkeit, von Musik, vom Substandard D, vom Selbstmord eines Milliardärs, Firmennamen, und einem Wurmloch. Ihre Sprache packt mich oft mit ihrer Formulierungskraft, Wortspielereien wie Baugefälligkeiten und Baufälligkeit, Umwegsrentabilitätsgeschäfte der eurofighter, die Kultur als Triumphbogen des Fernsehens u.ä.
@Hildegard: ich weiß nicht, wer am ehesten an der Realität dran ist: Du mit der Betonung der Qualtitätssendungen im Fernsehen oder Elfriede Jelinek mit dem Seich? also im Sommerprogramm bin ich nicht sicher, ob Du das Kultur-TV zu recht verteidigst. Vielleicht hast Du ein positiveres Bild, weil Du auswählen kannst und viel "Seich" gar nicht siehst :-)
Und noch eine Schlussbemerkung: ich verstehe bei weitem nicht alles, was ich da lese.
Ursel
HildegardN
Beiträge: 262
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 14:13

Beitrag von HildegardN »

Ursels Beitrag ist sowohl hilfreich als auch ermutigend und motivierend, und ich habe – wenn auch nicht mit ganz großem Interesse – 20 weitere Seiten des Privatromans ausgedruckt und auch gelesen.
Jelinek ist so einfalls- und fantasiereich, dass sie immer wieder Bewunderung, wenn nicht gar Erstaunen weckt. Ihre Einfälle/Gedanken kommen und wechseln in fast flugschneller Geschwindigkeit, und sie äußert sie nicht nur, sondern verbindet sie mit einer sehr eigenwilligen bzw. persönlichen Interpretation. Hier allerdings allzu oft in einer Formulierung/Sprache, die auch schockieren kann.
Befremdet hat mich u.a. Jelineks Einstellung zur Wahrheit. „Heutzutage sagt ja keiner mehr die Wahrheit“, schreibt sie auf S.18, „weil er von vorneherein weiß, was er sagen muß, mit Wahrheit hat das nichts zu tun.“ An anderer Stelle (S.24) widerspricht sie dem gerade Behaupteten – sozusagen mitten im Satz - mit den Worten: „... nein, das stimmt nicht, das meiste, was ich sage, stimmt nicht, Sie brauchen es nicht zu überprüfen“.
Was soll das? - lautet meine Frage, und ergibt sich die Antwort vielleicht aus Ihrer Konzeption, aus der Plazierung des Privatromans im Internet? In einem Interview der FAZ am 17.04.07 mit der Autorin antwortete diese auf die Frage: „Sie stellen den Privatroman ins Internet, den öffentlichsten aller möglichen Orte. Warum tun Sie das? Jellinek: „Das Internet ist aber eine andere Form der Öffentlichkeit, denn die Öffentlichkeit im Netz ist virtuell. Wenn alle etwas lesen können, dann kann es eben auch keiner. Ich schreibe den Text, aber gleichzeitig kann ich mich auch hinter ihm verstecken, denn er ist ja sozusagen nicht-geschrieben“.
Meine Überlegung bzw. Frage: Jelinek negiert mit ihrer Antwort das, was sie geschrieben hat oder hofft, dass es niemand list. Weshalb hat sie denn überhaupt geschrieben? Vielleicht, um sich in gewisser Weise (zur Entlastung?) frei-zu-schreiben?
Und liegt der Schlüssel evtl. in der Bezeichnung PRIVAT-Roman?
Hildegard
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Wenn ich die Beiträge von Ursel und die von Hildegard lese und meine eigenen Gedanken dazu nehme, dann frage ich mich, spielt beim Lesen von Literatur auch das Alter eine Rolle? Ich neige ja mehr zu den Ansichten von Hildegard. Wir gehören ja einer Kohorte an.
Was mich beim 1. Kapitel, so weit ich es gelesen habe (20 Seiten) so beeindruckt, sind die Assoziationen, die E. J. hat. Was mich ärgert, ist, dass diese fast immer negativ sind. Manchmal frage ich mich, wie kann man mit dieser Einstellung leben? So zu leben, muss doch eine Last sein.
Wenn sie nur einen See sieht, dann fällt ihr sofort der Stausee ein, von Baggern entstanden und daher primitiv. Ist alles was Menschen tun negativ? Was wird denn, wenn wir aus lauter Angst gar nichts mehr tun?
Erna
renate breiter2

Jelineks Neid

Beitrag von renate breiter2 »

Nachdem ich den Text nicht ausdrucken kann - die im Chat genannten Kriterien reichen mir nicht - versuche ich jetzt jeden Morgen einige Seiten online zu lesen - heute bin auf S. 7 angelangt - die Sprache und Sprachspiele und die Assoziationen sind einfach irre z.B. "mit und in Sicherheit" als Beispiel. Was ihr schreibt ist fast perfekt, da traue ich mich gar nicht dazu. Es braucht auch lange, da ich jeden langen Satz zweimal lesen muss - und deine Methode Ursel am Rand zu markieren ist sicherlich gut, aber aufwändig.
Ich habe von ihr "Die Klavierlehrerin" gelesen, deshalb habe ich einen Einblick in ihren Schreibstil.
Vielleicht könnten wir uns am Freitag mal eine oder 2 Seiten vornehmen, um sie detaillierter zu untersuchen.
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Gerade habe ich auch wieder einige Seiten gelesen. Dabei habe ich mich gefragt, warum hat das Ganze den Titel "Neid" und weiter, warum heißt es Privatroman?
Bisher schreibt E.J. ihre Gedanken nieder, ich bin auf Seite 30, wobei bei jedem Gedanken wieder ein neuer entsteht. Als Thema habe ich herausgefunden, dass es sich um zwei Verbrechen in der Nazi-Zeit handelt, bis jetzt, die nicht "gesühnt" wurden und die jetzt touristische Orte sind.
Erna
HildegardN
Beiträge: 262
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 14:13

Beitrag von HildegardN »

Ernas Fragen zum Titel "Neid" und "Privatroman" haben sich auch mir gestellt. Zum "Neid" habe ich noch keine Erklärung gefunden. Einen Hinweis auf Jelineks Bezeichnung "Privatroman" ergibt sich vielleicht aus ihrem Interview mit der FAZ, das ich schon kurz angedeutet habe. Sie sieht das Internet als sog. "nicht-öffentlichen Raum". Hier bewegt sie sich wie in ihrem privaten Bereich und führt u.a. Selbstgespräche, die in einer Öffentlichkeit eher unüblich sein dürften, wie z.B. die Selbstkritik (S.70): "...auch wenn ich über Gebühr ausgezeichnet wurde, das muß sehr einfach gewesen sein, sonst hätte ich es nie gekonnt: ausgezeichnet werden." Und an anderer Stelle (S.71): "Warum also, warum rede ich so viel? Weil Sie mich hier nicht daran hindern können!...Das ist ja unnatürlich, das hab ich ja noch nie gemacht, ich bin hier unverbesserlich."
Ist der "Privatroman" als Forum, als Möglichkeit gedacht, einmal ganz ungeschminkt aus-sich-herausgehen zu gehen? - sich u.a. auch Frust, Belastung usw. von der Seele zu schreiben?
Ich habe nicht chronologisch weiter gelesen, sondern zwischendurch mal einen Sprung gemacht und werde mich jetzt wieder der Mitte des Textes zuwenden.
Hildegard
ursel

Vom Segen des JeliNetz

Beitrag von ursel »

Ich bin so ungefähr bei Abschnitt 30. Online-Lesen könnte ich das Ganze nicht, es gibt ja auch keine Notwendigkeit dafür, nichts Interaktives oder Audiovisuelles, keine links. (Druckprobleme lasse ich natürlich gelten.) Auch die Homepage von Jelinek ist eigentlich nur ein Archiv, der Leser kann höchstens an den Verlag mailen. Das Novum ist der online erscheinende Roman. Meine Randbemerkungen auf Papier finde ich nicht umständlich und fast unverzichtbar, sonst könnte ich mir grad garnix merken. Ich bin heute im Jelinetz rumgesaust, ich bin froh, dass es existiert. Eine wahre Fundgrube und Ergänzung zum Roman. Ich denke, daß unter Inhalte A-Z alle Beiträge aufgelistet sind
http://www.univie.ac.at/jelinetz/index. ... l:Allpages
Ich habe mich speziell mit den Intertexten beschäftigt, nur mit den literarischen, nicht mit den musikalischen und politischen, weil ich etliche nicht zuordnen konnte, von Goethe bis Stifter, Celan, Grass usw. Vom Todesmarsch und den Hintergründen habe ich auch einiges gefunden. Und die Sache mit den Wurmlöchern habe ich nachgelesen, da ich aber noch nie die Relativitätstheorie verstanden habe…
@Erna: zu Deiner Bemerkung von Kohorten und dem Alter der Leser, die größere geschichtliche Erfahrung kann doch nur hilfreich sein? Und wo hast Du meine Meinung hier im Forum entdeckt? Ich kenne sie eigentlich selbst noch nicht so richtig. Fest steht inzwischen, daß ich die Lektüre als schwierig, hochinteressant und sprachlich sehr eindrucksvoll empfinde. Und wenn ich das richtig interpretiere, tun das alle hier im Forum?
@Hildegard: Du befindest Dich in guter Gesellschaft, auch die Jelinekforscherin Saletta hatte Probleme, Inhalt, Bild und Titel des Romans zu verbinden. Sie schreibt im JeliNetz: "das Neid-Motiv taucht nur am Ende des 2. Kapitels auf" (gut zu finden über obigen Link)
ursel
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Liebe Ursel, woher ich Deine Meinung habe? Du hast sie doch genannt, siehe Deinen 1. Bericht. Aber ich weiß auch nicht, ob das Alter, ich meine nicht nur die Erfahrung, sondern auch die andere Sozialisation und so, zu anderen Ergebnissen führt. Und wenn ja, dann sicherlich nicht nur bei der Jelinek.
Das Buch ist aber so interessant, dass man immer wieder zu anderen Beiträgen hingeführt wird, um mehr darüber zu erfahren. So war es z.B. der Grund dafür, dass ich mir verschiedene Definitionen für "Roman" angesehen habe. Und noch verschiedene andere Dinge. Ich erinnerte mich daran, das wir in Anthropologie Interviews über die Leute von Erzberg gelesen haben.
Heute habe ich übrigens noch nicht weiter gelesen.
Erna
Marlis Beutel
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Wohnort: 64646 Heppenheim

Statt Jelinek

Beitrag von Marlis Beutel »

Da ich nur sehr begrenzt Zeit zum Lesen habe und auf den Privatroman im Internet nicht besonders neugierig war, nahm ich ein Buch zur Hand, das mir ein Sohn zum Geburtstag geschenkt hatte. Der Autor Joachim Bauer ist Prof. für Medizin, Psychotherapeut und Forscher in Neurobiologie. Sein Buch heißt "Prinzip der Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren". (Hoffmann und Campe)

Bauer setzt sich mit Darwin und seinen Anhängern auseinander, soweit es um den "Kampf ums Überleben" geht, um die "Auslese der Tüchtigsten und Aussonderung der Schwächsten". Man liest erschrocken, wie diese Ideologie den Boden vorbereitete für die Praktiken der Nazis. Gerade bei den deutschen Medizinern gab es - so heißt es - viele Darwin-Anhänger.
Und haben wir nicht auch in der Schule solche Theorien mitbekommen?

Bauer stellt dagegen fest "Wir sind - aus neurobiologischer Sicht - auf soziale Resonanz und Kooperation angelegte Wesen. Kern aller menschlichen Motivation ist es, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung und Zuneigung zu finden und zu geben." S.21

Bauer begründet seine Überzeugungen vor allem mit seinen neurobiologischen Forschungsergebnissen. Er widerlegt auch die These Dawkin´s vom "egoistischen Gen". Die letzten Kapitel des Buches befassen sich mit Themen wie "Erziehung zu sozialer Kompetenz", Beziehung und Motivation in den Schulen".

Marlis
Marlis Beutel
ursel

Deutschlandradio Kultur 11.09.2007 19:30

Beitrag von ursel »

Für unsere Leserunde und vielleicht sogar für die Anti-Online-Leser wie Marlis noch ein Tipp, sich mit dem „Neid“ zu beschäftigen: am 11.09.2007 19:30 im Deutschlandradio Kultur „Mit dem Finger auf der Löschtaste. Die virtuelle Handschrift der ElfriedeJelinek.“
http://www.dradio.de/dkultur/programmti ... ur/663849/
Jelinek sagt: "...das Kreuzerl dort oben rechts erwischen, und schon bin ich weg, ich bin weg, verschwunden, und mit mir mein Textkörper." Für die Pro-Jelineks ein Warnsignal, für die Anti-Jelineks kein Problem, denn sie wollen keine Online-Lektüre, oder sind überhaupt gegen Jelinek, oder beides.
Jelinek hat eine Mischform benutzt zwischen blog und Literatur. Ein ganz demokratisches Medium. Sie richtet sich manchmal an den "lieben Leser", manchmal an "liebes Tagebuch".
Schade, dass ausgerechnet ein virtuelles Lern-Netzwerk sich mit diesem Online-Roman so schwer tut. Wir hatten uns nur das erste Kapitel vorgenommen. Ich meine, zum Diskutieren würde schon die Lektüre von mehreren Seiten ausreichen, was das Ausdrucken oder Online-Lesen doch praktikabel macht. Für Monologe ist mir das hier schlicht zu blöd, ich habe aber die Beschäftigung mit der Lektüre durchaus goutiert, gestützt durch die Aussagen des Jelinetz. Dass Marlis ein "Statt-Jelinek-Buch" vorstellt, hat die Diskussion offensichtlich nicht beflügelt (obwohl die Inhalte schon etwas mit den Äußerungen J.s zur politischen Vergangenheit zu tun haben).
ursel
p.s. @Marlis: Du könntest das Buch vielleicht bei den Buchempfehlungen http://www.gemeinsamlernen.de/vile-netz ... index_html vorstellen? ein kleiner Text an Erna oder mich genügt schon
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Genau das, was Ursel schrieb, wollte ich Dir auch empfehlen, liebe Marlis. Es ist sicherlich ein lesenswertes Buch und der eine oder die andere werden sich dafür interessieren.
Mit der Jelinek geht es mir so, dass ich mich immer etwas überwinden muss, daran zu gehen. Wenn ich dann aber lese, dann fasziniert es mich schon. Ich hatte die ausgedruckten Seiten mit im Urlaub und bin auf Seite 56. Ich kenne jetzt das Schicksal von Brigitte, der geschiedenen Frau des Elektrogroßhändlers, der so großzügig war, ihr zu erlauben, in ihrem Bereich zu arbeiten und bei seiner Sekretärin endete, weil die in seinem Bereich war. Brigitte ist nicht nur durch ihre Musik zur Außenseiterin geworden, sondern auch durch die Kleidung und vielleicht sogar durch ihr soziales Engagement, das nicht angenommen wird. Jetzt kommen einige Seien mit Gedanken über die Musik. Das wird sicherlich hart für mich
Erna
ursel

Beitrag von ursel »

Hallo, Erna,
schön, dass Du wieder da bist. Weil Du schreibst, die Musik bei jelinek wird hart für Dich (warum?), wollte ich dazu im jelinetz suchen, habe gefunden von Irene Suchy (Wien), Musikwissenschaffende: Am Ende komponiert sie. Aber: es geht um Brigitte. Vielleicht interessiert es Dich trotzdem http://www.univie.ac.at/jelinetz/index. ... oniert_sie
Dabei habe ich - und zwar nur im jelinetz, nicht in google news oder google - zufällig gesehen, daß Kapitel 4 in 3 Teilen am 29.08.2007 veröffentlicht wurde. Jetzt fehlt nur noch Teil 5. Ich finde es interessant, dass dieser Roman, der quasi in einer Art Selbstverlag erscheint, beim Erscheinen nicht auffällt. Und das, obwohl ganz aktuell in mindestens 70 Zeitungen eine Meldung erschienen ist: Für ihr RAF/Schiller-Stück "Ulrike Maria Stuart" wurde jelinek zum 3.Mal von der unabhängigen 40-köpfigen Kritikerjury der Zeitschrift "Theater heute" zur Dramatikerin des Jahres gewählt.
ursel
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