Diskussionsstrang zum Funkkolleg: "Welt der Geschichten

Hier werden alle Bücher einsortiert, deren Diskussion beendet ist.
Brigitte Höfer
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Link zu Bas Kast: Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft

Beitrag von Brigitte Höfer »

Hier der link zu dem Artikel in der FR:

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... nt=1246697
Horst Glameyer
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Erziehungsbücher: Boris Becker - Jean-Jacques Rousseau

Beitrag von Horst Glameyer »

Ich habe das Erziehungsbuch von Boris Becker nicht gelesen und werde es auch nicht kaufen; aber vielleicht darf ich bei der Gelegenheit an das seinerzeit europaweit viel beachtete, erzählerisch angelegte Erziehungslehrbuch „Émile ou De l’éducation“ („Émile, oder über die Erziehung“) aus dem Jahre 1762 des berühmten französisch-schweizerischen Philosophen und Schriftstellers Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778) erinnern.

In seinem Buch empfiehlt er, bei der Erziehung auf die Eigenart des Kindes einzugehen und sich um die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit zu bemühen. Von behutsamem Wachsenlassen und dem Lenken seiner natürlichen, guten Fähigkeiten ist die Rede. Auch solle dem Kind ein dogmenfreies Christentum vermittelt werden; weshalb das Buch von Kirche und Staat in Frankreich verboten wurde.

Allerdings lebte Rousseau zunächst mit Thérèse Levasseur in freier Ehe, die erst 1768 legalisiert wurde. Ihre 5 (fünf !) gemeinsamen Kinder ließ er im Findelhaus aufnehmen. Er führte ein sehr ungeordnetes Leben und wäre wohl kaum fähig gewesen, seine hehren Erziehungsgrundsätze auf seine eigenen Kinder anzuwenden. Dennoch fand „Émile“ große Verbreitung und Anerkennung.
Gruß Horst
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ellen
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Alles aufgeholt

Beitrag von ellen »

Nun habe ich nachgehört und hier alles nachgelesen, so dass ich zum Gespräch noch ein bißchen wenigstens beitragen möchte und wenn ich einbißchen dreist sein darf, auch noch was zu Teil 3: Ich war ein wenig irritiert über die Aussage zu unserer derzeitigen Literatur. Da könnte man ja glatt den Eindruck bekommen, dass sie denn doch ein bißchen banal oder gar trivial geworden ist. Ist, mit anderen Worten, Böll und der frühe Grass ein anderes Kaliber? Und könnte es denn tatsächlich so sein, so dass wir deswegen so wenig mehr von AutorInnen der Vor-Popliteratur hören und zu lesen bekommen? Ich kann mich noch gut an Diskussionen von vor etlichen Jahren erinnern, die bedauerten, dass deutsche AutorInnen nicht so schreiben könnten wie ihre amerikanischen KollegInnen. Na, da haben sie dann ja gut aufgeholt, wenigstens in der Art der "Schreibe"?

Aber nun zum vierten Teil: ich habe ihn erst gehört, da hatte ich schon Eure ersten Forumsbeiträge gelesen, war also nicht mehr so unbefangen. Aber mir ist dann schnell eine andere Möglichkeit des Verstehens aufgegangen: wenn man mit diesen "Übungen" im Hinterkopf mal die Literatur/Texte liest, dann versteht man wenigstens ein Stück weit (nur), wie mit Sprache umgegangen wurde und wie handwerklich das ist oder sein kann. Meiner Meinung nach muß man diese Übungen dann gar nicht nur verstehen als tatsächliche Arbeitsform, sondern kann dadurch Textverständnis/Sprachverständnis gewinnen - entweder der Leser oder der Autor.
Zu der Frage, ob Autoren das wirklich machen: aber ja, es gibt eine Reihe von Institutionen, z.T. an Universitäten, die durchaus von Autoren besucht werden. Die bekannteste Einrichtung ist das Deutsche Literaturinstitut Leipzig oder den von Hanns-Josef Ortheil forcierten Studiengang Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim usw. Dazu gibt es auch einen mittlerweile schon 7 Jahre alten Artikel:J. Haslinger, Die Penne der Poeten. Literarisches Schreiben kann man lernen - im Kleinkrieg mit eigenen und fremden Texten. ZEIT 43/2000
http://www.mediaculture-online.de/Autor ... 250.0.html
Am Ende gibt es eine Reihe von Links auf solche Institutionen.

Jetzt hoffe ich mal, dass bei mir nichts mehr dazwischen kommt und ich mich wieder regelmäßig einlassen kann. Gruß Ellen
Erna
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Beitrag von Erna »

Auf die Schnelle: zu Horst. Rousseau ist mir dadurch so gräulich geworden, dass er seine Kinder ins Heim steckte und Theorie und Praxis so weit entfernt war. Das kann man von Boris Becker ja nicht sagen. Vielleicht sollte man es also doch lesen.
Zu Ellen: Was ich aus Kriminalromanen weiß (!), wird vor allem in Amerika, viel mehr als bei uns, das literarische Schreiben gelehrt und gelernt, denn sonst wäre es doch nicht bis zum Krimi vorgedrungen.
Aber wann ist ein Buch Literatur und Schreiben literarisch?
Erna
HildegardN
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Beitrag von HildegardN »

Ernas Frage "Wann ist ein Buch Literatur und wann ein Schreiben literarisch" kann ich nicht korrekt beantworten, dazu mangelt es mir an der nötigen Kompetenz. Aber jede Frage zwingt zum Nachdenken, und ich finde, dass es viel leichter ist, diese Frage negativ zu beantworten.
Deshalb schließe ich ein Sachbuch, wie es beispielsweise Wissenschaftler über ihre Untersuchungen und Erkenntnisse schreiben und Experten im Rahmen ihrer Aufgaben, wie etwa Wirtschafts- und Bevölkerungsentwickung, Forschung u.dgl. veröffentlichen, hier aus.

Viel mehr beschäftigt mich seit gestern das Funkkolleg über den Kriminalroman. Ich lese sehr gern Krimis, wenn sie nicht zu brutal sind, und seit einiger Zeit stört mich das übergroße Angebot im Fernsehen. Seitdem habe ich eine Krimi-Pause eingelegt. Die gestrige Sendung hat mich natürlich interessiert, und da bleiben einige Fragen offen. Vor allem, die Feststellung von B.Brecht:" Entscheidend ist, dass nicht die Handlungen aus den Charakteren, sondern die Charaktere aus den Handlungen entwickelt werden." Ich meine, hier spielt die Situation, in der eine Handlung erfolgt oder ausgelöst wird, eine ebenso oder noch mehr entscheidende Rolle. Wenn ich nicht in diese oder jene Situation gekommen wäre, hätte ich anders gehandelt und die "Auswirkungen auf meinen Charakter" wären anders gewesen bzw. unterblieben.. - Oder habe ich mich in den Netzen der literarischen Wissenschaft verfangen?
Gruß, Hildegard
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ellen
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Beitrag von ellen »

Zu Boris Becker: ich will auch nicht glauben, dass er nun Umwerfendes zu dem Thema geäußert hat, auch halte ich nicht viel davon, meine Zeit zu vergeuden. Aber manchmal muß man auch in dieser Form dem Volk aufs Maul schauen, ich weiß, BB ist nicht das Volk, eher so wie die Bild-Z., und der glauben auch viele Menschen. Jedenfalls kann man sich ein, wenn auch kleines, Teil des Meinungs- bzw. Vorstellungsspektrums vorstellen. das Thema selbst ist ja nicht unwichtig.

Und noch zu den Schreibwerkstätten: ich weiß auch von den amerikanischen Institutionen. Ich mochte nicht schon wieder die USA anführen. Dort sind auch sehr viel mehr gestandene Autoren als Lehrende/Referenten aktiv. In Deutschland (oder Europa?) ist das vielleicht verpönt? Entweder man ist Goethe oder Schiller, oder man ist es eben nicht. Lernen kann man das sowieso nicht.

Was ist Literatur? Die Frage, ob sich dieses Objekt eindeutig abgrenzen läßt, beantwortet die Wissenschaft mit einem klaren "Jein". Es gibt ja diese Frage sogar hinsichtlich der Gebrauchstexte - einem Einkauszettel lassen sich bei Bedarf wohl auch elementare literarische oder poetische Strukturen zuerkennen. Man könnte aber auch fragen, ob Fontane Literatur geschrieben hat und die zahlreichen Heftchen-Autoren eher nicht? Romane von Fontane mögen wertvoller (reicher an unterschiedlichen Werten) sein, als die Heftromane. Vielleicht eher E- und U-Literatur, wie es auch die Musik unterscheidet? Wichtiger ist sicher, dass wir in der Lage sind alles zu lesen und angemessen damit umzugehen. Die literaturwissenschaftliche Fachliteratur ist jedenfalls zu diesem Thema ein weites Feld.

Apropos, Goethe und Schiller: ich bin auf eine sehr amüsantes und auch spannendes Buch gestoßen worden. Es heißt das Erlkönig-Manöver, geschrieben hat es Robert Löhr, erschienen 2007 bei Piper. Es ist eine fiktive Geschichte mit realen, historischen Personen wie Goethe, Schiller, Kleist, Humboldt, Arnim, Brentano, und es geht um die Errettung des zukünftigen Louis XVII., der auch eine Erfindung ist. Also ein historischer Roman, der z.T. sehr humorvoll unsere Geistesgrößen in ein nie stattgefundenes Abenteuer zu Zeiten Napoleons stürzt. Ein bißchen halt auch wie Kehlmann, aber auch anders. Ich halte es für sehr lesenswert - es muß ja nicht immer alles so schwergängig sein.
Brigitte Höfer
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Funkkolleg

Beitrag von Brigitte Höfer »

Ich stimme Ellen zu, dass eine eindeutige Abgrenzung, was Literatur ist und was nicht, schwierig ist.
Für mich war der Satz, den Hildegard zitiert, auch der wichtigste in der Sendung. Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich meine, dass der Charakter eines lebendigen Menschen etwa anderes ist als ein Charakter in Literatur und Theater.
Wenn ich über einen mir bekannten Menschen sage: "Er hat den und den Charakter", dann ziehe ich eine Summe aus beobachteten Handlungen und gebe diese Summe als Etikett an ihn zurück, indem ich sage: "Er ist sparsam, fürsorglich, hilfsbereit usw."
Die Charaktere in Literatur und Theater sind nicht so eindeutig (sonst wären sie auch langweilig, wie z.B. eine Figur aus der Commedia dell'Arte, die immer entsprechend ihrem Charakter agieren muss). Die modernen Charaktere werden spannend durch ihre Widersprüchlichkeit und ihre Brüchigkeit.
Wir wissen, dass sich Erfahrungen auf das Handeln eines Menschen auswirken; und es ist spannend, die Entwicklung eines Menschen zu zeigen. Er handelt und reagiert am Ende eines "Spiels" unter Umständen nicht mehr genau so wie am Anfang.
Was dabei in ihm (als "black box") vorgegangen sein mag, ist die Leerstelle, die ich als Leser ausfüllen kann. Ich kann versuchen, mich in ihn und die Situation hineinzuversetzen. Das fördert gleichzeitig meine soziale Phantasie und unter Umständen auch meine Toleranz fremden Menschen gegenüber.
Das macht Literatur so wertvoll, meine ich.
Liebe Grüße aus Oberursel und einen schönen 1. Advent von Brigitte
Erna
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Beitrag von Erna »

Der Ansicht B. Brechts, dass die Handlungen den Charakter bestimmt, kann ich nicht völlig zustimmen, denn wenn ich mir eine Figur in meinem Roman vorstelle, kozipiere ich sie mit einem bestimmten Charakter. Die Handlung, die dieser Charakter auslöst, hat natürlich wiederum eine Rückwirkung auf den Charakter, wie es Brigitte sagt. Also kann sich der Charakter verändern und geht in Schlaufen vorwärts. Leider kann man dies hier nicht zeichnen.
Was mich bei der Besprechung des Kriminalromans so gefreut hat, ist die positive Stellung der Sprecher über die Romanart. So braucht man doch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man gern Krimis liest.
Erna
HildegardN
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Beitrag von HildegardN »

Während ich - einige Jahre zuvor - gerne Krimis gelesen habe, hat sich inzwischen der Schwerpunkt meines Leseinteresses verschoben, hin zur Biographie und Autobiographie. Vielleicht folge ich dem allgemeinen Trend. "Das Erzählen von sich selbst hat Konjunktur", Autobiographie als Mittel der öffentlichen Selbstdarstellung oder zur Suche nach dem eigenen Ich", "Das eigentlich schon als nicht mehr zeitgemäß ausg emusterte Genre der Selbsterzählung wird allenthalben wieder entdeckt", lautete u.a. die Information des Funkkollegs. -
M.E. gibt es noch weit mehr Motive für eine Autobiographie. Wissenschaftler und Forscher berichten in ihren Büchern z.B. von den Ergebnissen ihrer Arbeit und wählen dabei mitunter (oder sogar häufig?) die Form der Ich-Erzählung. Ich ziehe dies einer Erzählung, die wahrscheinlich als Sachbuch firmiert, vor, weil sie viel lebendiger ist
und zugleich auch Auskunft über die Motive und Handlungsweise des Autors gibt.
Hildegard
Erna
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Beitrag von Erna »

Im Gegensatz zu Hildegard, lese ich noch immer gern Krimis. So viel von fremden Kulturen, wie durch Krimis habe ich kaum durch andere Bücher gelernt. zb. von den jüdischen Gemeinden in Amerika durch Kemelman, von Israel durch Batya Gur, die schwedischen Krimis, Italien durch Leon usw, usw.
Bei der Autobiographie, den Kurs habe ich ja auch einmal mitgemacht, viel es mir sehr schwer, von mir als "ich " zu schreiben. Es gelang mir viel besser, als ich mich von außen betrachtete.
Warum liest man überhaupt gern Biographien? Ist es nicht ein Leben aus 2. Hand?
Erna
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ellen
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Krimis

Beitrag von ellen »

Ich lese auch immer noch gerne Krimis, allerdings muß ich durchaus mal längere Pausen dazwischen machen. Wenn ich Entspannung suche und Ablenkung, dann lese ich sie sehr gerne, vor allem, weil ich dann nicht aufhören kann. Besonders historische Krimis haben es mir angetan: Ich habe zuletzt von Dorothy Dunnett die zwei ersten Bände ihrer Renaissance-Krimireihe um das Kaufmannshaus Niccolo im 15. Jahrhundert verschlungen. Vielleicht ein bißchen leichte Kost, aber man erfährt sehr viel über die Geschichte, und hier z.B. zu der Italiens und des östlichem Mittelmeeres. Man muß nur sehr aufpassen, es kann zur Sucht werden und die Bände sind reichlich vollschlank.

Ach ja, und Biographien lese ich auch gerne. Meine Gründe? Ich lese gerne, wie andere Menschen ihr Leben gestaltet haben - oder haben gestalten lassen? Immer noch mein Favorit ist die Biographie zu Hannah Arendt, For Love of the World, von Elisabeth Young-Bruehl. Auf deutsch heißt es glaube ich einfach Hannah Arendt. Und dazu dann ihr Briefwechsel mit Mary McCarthy!
HildegardN
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Beitrag von HildegardN »

Nach längerer Pause meldete sich heute wieder das Funkkolleg, sicher von vielen ungeduldig erwartet, mit einem interessanten Thema:
"Andere Länder, andere Geschichten - Erzählen zwischen den Kulturen", lautet der Titel der heutigen Sendung, die uns einen kurzen Überblick über die Entwicklung des literarischen Austauschs zwischen Morgen- und Abendland vermittelt.
"Unser Blick auf den Orient und seine Erzählungen hat sich", wie im Funkkolleg ausgeführt, "immer fortlaufend gewandelt in den vielen Jahrhunderten des Austauschs. Immer wieder sah der Orient anders aus. Mal wie der Ursprung aller Weisheit, mal wie die fleischgewordene Verstocktheit und Unwissenheit. Mal wie ein einziger Harem, mal - auch das hat es gegeben - wie ein Ort, an dem die Frauen freier sind als in Europa. Farbenfreudig und exotisch weckte er nostalgische Gefühle, dann wieder kam er uns schmutzig und rückständig vor. Heute ist er vor allem als Brutstätte von Islamismus und Terror im Gespräch."

Was aber bedeutet dies für die heutige weltweite literarische Situation? Das Funkkolleg gibt darauf folgende Antwort: " Abendland und Morgenland - das sind schon lange keine undurchlässigen, von einander abgrenzbare Blöcke mehr. Der Orient ist mitten unter uns, so wie der Westen mitten im Orient ist. Das betrifft nicht nur Handelsgüter, Medien, Technologie, die Migration von Ideen und Texten im Internet. Immer mehr Menschen leben mehrsprachig, multiethnisch - in mehreren Welten zugleich, andere sagen: in der Heimatlosigkeit. Und sie erzählen von dieser Position der Migration, des Exils, der Diaspora aus".

"Die Herausforderung, die die Weltliteratur für uns, für den Westen bedeutet, heisst: die Entzweiung, die Geschichten der anderen als Teil unserer eigenen Kultur anzuerkennen", lautet das Fazit des Funkkollegs zum heutigen Thema: Erzählen zwischen den Kulturen.
Hildegard
Erna
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Reisen

Beitrag von Erna »

Die heutige Funkkollegsendung hat in mir einige Erinnerungen geweckt. Als Jugendliche, fast noch Kinder, weckten die beiden Reiseerzählungen "Monika fährt nach Madagaskar" von wem es war, fällt mir gar nicht mehr ein und von Sven Hedin: "Mit Kind und Kegel durch Afrika" in mir und meinen Freundinnen starke Emotionen für Afrika. Wir wollten später unbedingt einmal hin und fingen gleich an, bestimmte Verhaltensweisen einzuüben, die man für Afrika unbedingt nötig hatte.
Hier ist der schöne Satz der Sendung: Die Reise wird zum Text und der Text zur Reise, zur Wirklichkeit geworden.
Heute kann man sagen, die Welt ist geschrumpt und wird praktisch ins Haus geliefert und trotzdem kennt man dann nur die Gegend und nicht die Menschen.
Erna
HildegardN
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Funkkolleg Reisen

Beitrag von HildegardN »

"Wenn einer eine Reise tut ...: Erzählen und Reisen", lautet der Titel des gestrigen Funkkollegs und hat mich sehr angesprochen. "Reisen bildet - und das nicht erst seit Goethe" so beginnt der Text der von mir ausgedruckten Kurzfassung.
Reisen bildet aber nicht nur, es motiviert, regt an, fordert zum Hinfahren oder Mitfahren auf. Erna hat es beispielhaft beschrieben. Aber Reisen bietet noch viel mehr. Ich sehe z.B. das Reisen auch als Investition für die Zukunft, z.B. für die Zeit, da politissche oder wirtschaftliche Ereignisse manche Reiseziele nicht mehr erreichbar machen oder die eigene Mobilität nicht mehr den Anforderungen der einen oder anderen Reisen genügt.
Ich bestaune immer wieder aktiv Reisende, die ihre Reisen anschließend dokumentieren und sich auf diese Weise ein Nachschlage- oder auch ein Erinnerungswerkswerk schaffen. Ich kenne einige einst sehr intensiv Reisende, die sich im hohen Alter immer wieder auf eine solche Erinnerungsreise begeben und zwar mit Hilfe ihrer randvollen exakt beschrifteten Ordner.
Sonntagsgrüße aus Bad Homburg, Hildegard
renate breiter2

Schreiben und Reisen

Beitrag von renate breiter2 »

Mir gefallen alle Sendungen bisher; die Sichtweise und die Überschriften der literarischen "Gattungen" verblüffen mich immer wieder. Sowohl beim Thema "fremde Kulturen" als auch beim Reisen war ich erfreut, dass ich einige der zitierten Bücher kenne und schätze (z.B. Bruce Chatwin). Neu war mir, dass man mit Texten aus dem letzten Jahrhundert "Urzustände" der entsprechenden Länder wiederfinden kann, die einem heute als Tourist nicht mehr begegnen und die damit Ergänzung zum aktiven Reisen sein können. Übergreifend muss ich in meiner Kindheit und Jugend neben Karl May viele Romane über Indien gelesen haben - ich kann sie nicht benennen, Beispiele gäbe es genug - die in meiner Seele eine Bekanntheit hinterlassen haben.
Auch dass "Globalisierung", der verteufelte Begriff, schon viel früher über Reiseliteratur und Erzählungen vom Morgenland und Abendland stattgefunden hat.
Aber heute kommt natürlich die Macht der medialen Bilder dazu, die dann auch wieder die beim Lesen gemachten Erfahrungen verstärken können.
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