Doris Lessing: Das fünfte Kind

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HildegardN
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Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 14:13

Beitrag von HildegardN »

Liebe Madeleine,
mich beschäftigt Deine Frage "ob die Familie je eine heile Welt gewesen ist". Es kommt natürlich darauf an, was Du unter "heiler Welt" verstehst, aber ich bin der Ansicht, dass viele, wenn nicht gar die meisten Familien jeder Generation bemüht waren, ihren Kindern ein Familienleben in einer heilen Welt zu ermöglichen. Ob sie es immer geschafft haben ? Das hängt von den Verhältnissen und auch Ausseneinflüssen ab.

Ich meine rückblickend, dass meine Eltern uns Kindern eine Kindheit in eine heilen Welt ermöglicht haben, aber es war damals auch eine Zeit, da die Eltern mehr Gestaltungsfreiheit hatten (sie waren als Eltern weitgehend autonom), und von grössereren und schlimmen Belastungen, wie Unglück, Krankheit und Not wurden wir verschont.
Vielleicht hat dies mein Familienbild geprägt.

Heute werden die Familien m.E. durch viele Einflussfaktoren belastet. Im Interesse der Kinder reden und erziehen viele mit, z.B. die Behörden, Schulen, der Staat durch familienfördernde Maßnahmen, und ich überlege, ob das Familienklima das wohl immer gut verträgt.

Hildegard
Marlis Beutel
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Registriert: Mittwoch 5. April 2006, 18:54
Wohnort: 64646 Heppenheim

Liebe Madeleine,

Beitrag von Marlis Beutel »

Deinen Beitrag zu Ben finde ich ebenfalls außerordentlich interessant. Es geht wirklich auch um Bens Identität. Was Angst macht, ist aber vor allem seine ungeheure Kraft. Ich erinnere mich an ein Konzert in einer voll besetzten Kirche. Ganz in meiner Nähe hielten sich eineiige Zwillinge auf, männlich und stark wie Ben. Ich saß auf einem Stuhl, die beiden liefen herum und schienen geistig behindert zu sein. Sie machten mir Angst. Plötzlich gab mir einer von ihnen ein Bonbon. Da verflog meine Angst, und ich hätte am liebsten Kontakt zu ihnen aufgenommen. Auch in Bens Leben gibt es fürsorgliche Menschen, nicht nur die Mutter! Bei Bens Selbstmord überlegte ich, ob er in die Tiefe sprang, weil er in der Nähe die Zeichnungen von seinesgleichen gesehen hatte.

Was Du über das Kontrastbuch schreibst, finde ich ebenfalls interessant, hoffe aber, dass der Autor bestimmte Einsichten und Beobachtungen auf die Spitze getrieben hat (wie es Doris Lessing ebenfalls tat) und dass die Familie doch auch soziales Netz ist und bleibt.

Viele Grüße, Marlis
Marlis Beutel
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