Khaled Hosseini: Der Drachenläufer

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Erna
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Khaled Hosseini: Der Drachenläufer

Beitrag von Erna »

Ursel war dieses Mal ganz schnell und hat schon die Materialien zum neuen Buch eingestellt. Sie sind sehr interessant, da man durch die Links auch auf die Rezensionen kommt.
Ich weiß auch, dass schon einige von uns Leserinnen mit dem neuen Buch begonnen haben, ich glaube, eine hat es sogar schon fertig gelesen.
Dieses Buch führt uns in eine fremde Welt. Es fängt in der Kindheit zweier afghanischer Jungen an und begleitet sie ein Stück ihres Lebensweges. Im Gegensatz zu den beiden letzten Büchern ist das Buch eine Übersetzung.
Zwar habe ich erst um die 70 Seiten gelesen, aber bisher war es sehr spannend und die Übersetzung fand ich gut.
Erna
HildegardN
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Drachenläufer

Beitrag von HildegardN »

Die "Eine", vielleicht auch nur die "Eine" von vielen, die Erna erwähnte, bin ich. Den "Drachenläufer" habe ich bereits zuende gelesen, und ich habe ihn gerne gelesen. Das Buch ist anschaulich geschrieben, spannend und hat Bezug zum Schicksal eines Landes und seiner Bevölkerung, das uns immer wieder beschäftigt.
Auf den Inhalt möchte ich heute noch nicht eingehen, um unserer gemeinsamen Diskussion nicht vorzugreifen.
Ich wünsche Euch allen viel Freude beim Weiterlesen.
Hildegard
Marlis Beutel
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Drachenläufer

Beitrag von Marlis Beutel »

Das Buch schenkte mir mein Sohn vor einiger Zeit in der englischen Ausgabe, ich lese es also zum zweiten Mal, konnte mir auch den Film ansehen. Dank meiner Hochtonschwerhörigkeit verstand ich kaum etwas, aber der optische Eindruck war überwältigend. Da wurde mir vor allem die ganze Exotik der Geschichte bewusst! Das ist erstaunlich. Beim Lesen konnte ich mich so gut in die Geschichte hinein denken, dass Afghanistan gar kein so ausgefallenes Land mehr war. Allerdings las ich den ersten Teil des Romans so, als ob er autobiografisch wäre. Die Fortsetzung allerdings, die Rückkehr aus Amerika, wirkte dann so romanhaft, dass ich gar nicht so begeistert davon war.

Danke für die Materialien zum Buch! Es ist wirklich interessant zu erfahren, welche Erlebnisse den Autor zu gerade dieser Geschichte angeregt haben. Übrigens sind auch die "tausend strahlenden Sonnen" empfehlenswert und eine Ergänzung zum "Drachenläufer", weil sie von Frauen handeln.

Viele Grüße von der Bergstraße, Marlis
Marlis Beutel
Elfriede

Beitrag von Elfriede »

:roll: Hallo liebe Leser`innen,
ich bin noch ganz neu bei Euch und freue mich daß "der Drachenläufer " gelesen wird. Ich habe das Buch mit Begeisterung gelesen und konnte
mich nicht mehr trennen bevor es zu Ende war, wenngleich mich der Schluß, wie leider so oft, nicht befriedigen konnte.
Nun habe ich gerade auch das Nachfolgebuch- Tausend strahlende Sonnen- gelesen, das mich sehr betroffen gemacht hat. Vielleicht hat der Autor nun ein Buch den Frauen gewidmet weil er das Gefühl hatte, diese im Drachenläufer nicht genügend bedacht zu haben?
Über den weiteren Inhalt des Drachenläufers möchte ich zu diesem Zeitpunkt nichts sagen, ich bin ganz gespannt wie es weitergeht.
Viele Grüße Elfriede
Annemarie Werning
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Beitrag von Annemarie Werning »

Mich beeindruckt in diesem Buch am meisten die Beschreibung von Schuld und Versagen.
Zuvor hatte ich Tausend strahlende Sonnen gelesen. Darin schien mir das alltägliche Leben in Afghanistan noch plastischer als im Drachenläufer dargestellt.
ursel

Eindrücke

Beitrag von ursel »

@Elfriede: den Gedanken betr. Frauen finde ich gut, werde das bei der Lektüre mal verfolgen.
@Annemarie: Deine Zusammenfassung "Schuld und Versagen" scheint plausibel, ich bin aber noch nicht über die Hälfte hinaus, denke aber, das Du recht hast.
Ich freue mich, dass wir Euch als Zuwachs haben.
gruss ursel
Erna
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Beitrag von Erna »

Wie wäre es, wenn wir eventuell die strahlende Sonnen von ihm anschließend lesen würden? Wir sind uns ja noch nicht ganz sicher, was wir als nächstes nehmen wollen, denn mein Vorschlag vom Frankfurter Krimi hat bisher keine zufriedenstellenden Ergebnisse gebracht.
Ich bin erst bis Seit 100 beim Drachenläufer.
Erna
renate breiter2

Beitrag von renate breiter2 »

Ich hatte das Buch schon letzten Winter mit großem Eifer und Vergnügen gelesen und habe vor kurzem den Film gesehen, dessen Bilder jetzt die Worte überlagern - sehr eindrucksvoll. Ich habe eine besondere Beziehung zu Afghanistan: ich war dort mehrere Wochen zu Besuch - auf Bräutigamschau - im Jahre 1961 und da das meine erste größere Reise war, hat sie auf mich einen bleibenden Einruck hinterlassen. Die Bilder habe ich im Film dann wiedergefunden.
Heute sind wir durch den deutschen Militäreinsatz im TV mit Bildern und Berichten informiert - das war früher nicht der REde wert!
Ich fand den Teil, den der Autor aus USA-Sicht einfügte auch stark auf die psoitive Resonanz von amerikanischen Lesern gerichtet - auch im Film.
@ Annemarie Die afghanische - eine Muslemgesellschaft - ist eine Männergesellschaft und handelt von Männerfreundschaften!
@Erna - Ich kann mich für "Die strahlende Sonne" erwärmen.
Marlis Beutel
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Liebe Renate,

Beitrag von Marlis Beutel »

dass Du vor über 40 Jahren in Afghanistan warst, ist außerordentlich interessant. Ich hoffe, Du erzählst uns noch davon. Aber ich habe nicht verstanden, was der Autor "aus USA-Sicht" einfügte. Meinst Du das Leben der geflohenen Afghanen in den USA?

Viele Grüße von der Bergstraße, Marlis
Marlis Beutel
HildegardN
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Beitrag von HildegardN »

Besonders beeindruckt hat mich das Schuldigwerden von Amir, der seinen Freund Hassan verraten hat. Das Buch schließt sehr versöhnlich mit Verzeihen und Wiedergutmachung. Aber die Schuld Amirs hat mich bis zum Schluss des Romans begleitet. Auch Amir hat sie nicht vergessen und versucht sie später, im fortgeschrittenen Erwachsenenalter, zu tilgen. Kann man in der Kindheit eine solche Schuld, einen Verrat, der tiefgreifende Folgen hat, eigentlich verdrängen?
Grüße aus Bad Homburg, Hildegard
HildegardN
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Die Schuld

Beitrag von HildegardN »

Ich vergass hinzuzufügen, dass Amir seine Schuld ja erkannt hat, dass er bemerkte, welches Leid er verursacht hatte, aber selbst, als er mit den Folgen konfrontiert wurde,versagte. Vielleicht, weil er damals noch ein Kind war?
S.116: "Da begriff ich die Tiefe des Schmerzes, den ich verursacht hatte, die Größe des Leids, das ich über alle gebracht hatte, so dass nicht einmal Alis erstarrte Miene seinen Kummer verbergen konnte".
Gruß, Hildegard
Erna
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Beitrag von Erna »

Amir hat zweimal Schuld auf sich geladen. Einmal als er Hassan, der sich für ihn aufgeopfert hatte, um den blauen Drachen zu holen, nicht half und ein weiteres Mal als er Hassan des Diebstahls der Uhr und des Geldes bezichtigte, um zu erreichen, dass Ali und Hassan das Haus verlassen.
Er ist zu diesem Zeitpunkt 13 Jahre alt und weiß sehr wohl, was er tut.
Obwohl er das ganze Ausmaß des Leides, das er Hassan zugefügt hat, noch einmal bewusst sieht, als er mit seinem Vater Kabul verläßt und unterwegs den Freund des Vergewaltigers trifft, der wegen seiner eigenen Vergewaltigung irre geworden ist. In diesen Ländern als Mann von Männern mißbraucht zu werden, ist sehr schlimm.
Das Verhalten Amirs, vielleicht für uns vertändlich wegen der Situation Vater- Sohn ist um so schlimmer, da Baba und Ali und Hassan und Amir Milchbrüder sind. Beinahe so etwas wie Verwandte, Milchgeschwister dürfen nicht einander heiraten.
Erna
Marlis Beutel
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Liebe Erna,

Beitrag von Marlis Beutel »

für die sachlichen Informationen, die Du uns gegeben hast, bin ich Dir sehr dankbar. Vergewaltigung von Männern durch Männer oder Heirat von Milchgeschwistern sind für mich völlig fremde Vorstellungen.

Auffällig ist in unserem Roman die Abwesenheit von Frauen. Die Schuld, die Amir auf sich lädt, hängt sehr eng mit der Vater-Sohn-Beziehung zusammen und damit, dass er keinen echten Freund hat. Wie sehr wünscht er sich einen gleichwertigen Partner, an dem er sich messen kann! Rahim Khan ist derjenige, der begreift, sich aber zurückhält und erst nach Jahren eingreift.

Viele Grüße von der Bergstraße, Marlis
Marlis Beutel
Erna
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Beitrag von Erna »

Was mich irritiert ist, wie sehr die Afghanen der Bildungsschicht auch noch nach Jahren den Bräuchen und Sitten der Heimat unterliegen.
z.B. Amir und Soraya. Zwei junge Menschen, die in amerikanische Schulen gegangen sind und die sich nicht einmal allein in der Öffentlichkeit unterhalten dürfen. Wie der General sofort das Manuskript Amirs in den Müll wirft.
Man müsste doch als denkender Mensch wenigstens in einer anderen Umgebung über Sinn und Unsinn von Bräuchen nachdenken.
Erna
HildegardN
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Beitrag von HildegardN »

Amir litt lange unter der fehlenden Anerkennung seines Vaters. Gewiß, Amir war nicht mutig, und wie sich in einigen Fällen zeigte, sogar feige, und schlimmer, auch "falsch".
M.E. bewies sein Vater wenig Einfühlungsvermögen gegenüber seinem kleinen Sohn. Hätte er ihm nicht helfen, ihn stützen müssen, damit Amir selbstsicherer und stärker wurde? Der Vater hat doch so vielen Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen beigestanden und geholfen, wie z.B. bei seiner Beerdigung berichtet wurde (S.184/185). Weshalb gelang ihm dies nicht bei seinem Sohn? Der Tod seiner jungen Frau durch Amirs Geburt kann vielleicht Auslöser, aber doch nicht bleibender Grund für die seelische Vernachlässigung (so sehe ich es jedenfalls)seines Kindes sein. Schließlich war er doch ein intelligenter und verantwortungsbewußter Mann.
Herzliche Grüße, Hildegard
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