Hape Kerkeling: Ich bin dann mal weg

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Erna
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Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Hape Kerkeling: Ich bin dann mal weg

Beitrag von Erna »

Lieber Lesekreis,
es ist der 1. Februar und damit beginnen wir unser nächsten Buch. Ich weiß, dass schon einige von Euch eifrig beim Lesen sind. Hoffentlich macht es Spaß. Ursel wird das Material zu diesem Buch etwas später hineinstellen, da sie im Augenblick mit der Technik des LC beschäftigt ist.
Bei diesem Autor ist dies auch nicht so schlimm, denn wer kennt H.K. nicht? Falls Ihr trotzdem etwas vorher wissen wollt, macht doch einmal diesen Link auf
http://www.hr-online.de/website/rubrike ... t_23343070
da erhaltet Ihr erste Informationen.
Die Zeit hatten wir bis zum 15.März geplant. Dann können wir mit al-Konis Magier beginnen.
Viel Freude wünscht Euch und viele Beiträge im Forum
wünscht sich
Erna
HildegardN
Beiträge: 262
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 14:13

Beitrag von HildegardN »

Als ich Hape Kerkelings Buch mit dem Titel „Ich bin dann mal weg – Meine Reise auf dem Jakobsweg“ zur Hand nahm, war ich ihm noch nicht begegnet, weder real noch in den verschiedenen Medien. Nun lernte ich ihn beim Wandern, als Pilger auf dem Jakobsweg kennen.
Kerkeling macht es dem Leser leicht, mit ihm bekannt zu werden, und da auch ich gern und oft wandere, sprechen mich seine Beschreibungen und Erlebnisse an. Und er schildert sie so, dass ich sie zumeist nachempfinden kann. Ich wandere mit ihm mit, teile seine Erlebnisse, seine Freuden, aber auch seine Ängste, Beschwernisse und auch seine Leiden, wenn beispielsweise seine Füsse den Anforderungen des Pilgerwegs nicht gewachsen zu sein scheinen und gelegentliche Pausen erzwingen.
Kerkeling versteht es geschickt, sich manchen Strapazen des Pilgerweges immer wieder zu verweigern, wenn er beispielsweise anstelle der Pilgerherberge eine Hotelunterkunft wählt oder auch einige Male anstelle des Wanderweges ein Verkehrsmittel wählt. Sein Wandergepäck enthält auch eine tüchtige Portion Lebenskunst, die das Ziel wahrscheinlich leichter erreichen lässt.
Was mich besonders beeindruckt, ist das "Miteinander", das Kerkeling auf seinem Pilgerweg erlebt, das ihn oft wohltuend begleitet und doch nicht abhängig macht, denn er wandert auch immer gern allein. Kerkeling geht seinen Weg und beschreibt immer wieder die Schönheit der Natur, die er auf diesem Weg erlebt, aber auch die Herausforderungen, mit dem die Pilger konfrontiert werden.
Am Ende eines jeden Pilgertages fasst Kerkeling seine Erlebnisse zusammen und dokumentiert sie als Erkenntnisse. Hier kann ich ihm allerdings nicht folgen, sie sagen mir zu wenig aus - oder liegt es an der Formulierung? Hildegard
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Leider habe ich das Buch von Kerkeling noch immer nicht erhalten und so kann ich nur sagen, was ich inden Rezensionen gelsen habe. Einige, dass man es nicht zu lesen bräuchte und andere, die hoch entzückt waren von ihm. Ich freue mich darauf, da ich schon das Buch von Cuelho "Auf dem Jakobsweg" gelesen habe und nun gespannt darauf bin, in wieweit sich die Bücher gleiche oder unterscheiden.
HildegardN
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Beitrag von HildegardN »

Anders als Erna - habe ich das Buch schon früh in unserer Stadtbibliothek bekommen und darf mich jetzt schon zu den fortgeschrittenen Leserinnen zählen, was natürlich auch mit der Auflage verbunden ist, nicht zu weit vorzugreifen.
Der Autor führt Tagebuch, zumindest während seiner Pilger-Wanderzeit, und schließt jeden Tag mit einer kurzen Zusammenfassung ab, die, wie ich bereits früher anmerkte, m.E. zumeist nur wenig aussagt.
Was mir aber gefällt, sind die häufigen Rückblenden, in denen der Leser mehr über den Autor erfährt, über sein Leben, sein Umfeld und auch über seine Erlebnisse und wie er sie bewältigte. Dies ermöglicht ein Kennenlernen, das über seine aktuelle Rolle als Pilger und die des Autors hinaus geht und in die Beurteilung des Buches mit einfliessen kann.
Hildegard
Erna
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Beitrag von Erna »

Inzwischen habe ich schon so an die 60 - 70 Seiten gelesen und finde das Buch gut. Sicherlich ist es sprachlich nicht gerade sehr anspruchsvoll, sondern so geschrieben, wie Du und ich auch sprechen. Aber die Gedanken, die H.K. sich am Beginn seiner Wanderung macht, könnten ebenso gut meine Gedanken sein, wenn ich mich auf die Pilgerfahrt begeben hätte. Das macht es sehr anziehend,
Brigitte Höfer
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Ich bin dann mal weg - in einer anderen Realität

Beitrag von Brigitte Höfer »

Damit es hier nicht nur Beiträge von Erna und Hildegard gibt, melde ich mich auch mal zu Wort. Hans Peter, Jahrgang 1964, hat seine Kindheit und Jugend in den bewegenden Zeiten von "Hair" und von Esoterik aller Sorten erlebt. Viele haben sich damals aufgemacht und waren dann mal weg - in Indien z.B. auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, der nicht nur in Geld und Leistung bestehen sollte.
Hans Peter, möglicherweise ein Kind der antiautoritären Erziehung, merkt durch mehrere Krankheiten, dass er sein Leben falsch gestaltet und sucht nach einem Weg, sich und seinen Lebensweg neu zu gestalten. Im Alter von 37 Jahren macht er sich auf den Weg nach Santiago de Compostela und legt in 38 Tagen eine Strecke von ca. 700 km zu Fuß zurück. Er erhofft Antwort auf die Fragen: Wer bin ich? und: Gibt es Gott? - Wie ist er? - Wo ist er? zu finden.
Hat er Antworten gefunden? Er hat. Diese Antworten sind sehr individuell, aber auch gut nachvollziehbar. Ich habe das Buch gerne gelesen und würde den Autor gerne mal kennen lernen. (Ich habe ihn noch nie im Fernsehen gesehen...)
Erna
Beiträge: 878
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Beitrag von Erna »

Schön, dass auch Brigitte geschrieben hat. Es ist dann doch nicht so einseitig als wenn es nur ein Dialog zwischen Hildegard und mir ist. Ich bin noch nie gewallfahrtet. Aber irgend etwas muss ja dran sein. Was mich auch in Erstaunen setzt, sind die so unterschiedlichen Menschen, die sich auf den Weg begeben. z.B. die Frau von zwei Zentnern, die unbedingt den über 900 m hohen Pass zu Fuß erklimmen will. Aber auch die Erkenntnis, dass eigentlich jeder für sich allein gehen sollte, da jeder eine andere Gangart hat, die beiden schwedischen Freundinnen. Wobei ich für mich herauslese, jeder Mensch ist ein Unikat. Und sicherlich sind die paar Hundert Meter der dicken Frau ebenso wertvoll wie der ganze Weg eines trainierten Menschens. Das Buch regt zum Nachdenken an.
HildegardN
Beiträge: 262
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 14:13

Beitrag von HildegardN »

Wie Erna schreibt, regt das Buch zum Nachdenken an, aber auch zum Mitdenken, wie ich aus meinen Merkzetteln auch im nachhinein ersehe.

Wiederholt übt Kerkeling Kritik an Pilgern, denen er begegnet, aber vor allem auch an den Pilgerherbergen, die er sich erpart. "Warum", so fragt er auf S.105, "tun sich all die anderen Pilger - zum Teil keine armen Leute - diese entsetzlichen Absteigen an, in denen man oft auch noch schlecht behandelt wird? Ich versteh's nicht."
Und an anderer Stelle schreibt er, dass wohlhabende Menschen Armut spielen und sich teils tagsüber unter sengender Sonne zu Märschen von über 40 km verdonnern.
Ich denke anders. Die Gründe, eine Pilgerreise anzutreten sind vielfältig, und ich kann mir gut vorstellen, dass die Zielvorstellung vieler Pilger auch die Akzeptanz all der Erschwernisse und Schwierigkeiten des Pilgerweges einschließt, zu denen auch die kargen Unterkünfte gehören.

Auch Kerkeling will das Ziel ereichen, aber unter vergleichsweise leichteren Bedingungen. Und so nimmt er nicht alle Strapazen auf sich, und kann es sich auch erlauben, denn er strebt m.E. als "privilegierter Pilger" seinem Ziele zu.
Hildegard
renate breiter2

Beitrag von renate breiter2 »

Ich bin auch noch nie gewallfahrtet. Im Gegenteil, ich habe dies immer als verpappt katholisch angesehen – für katholische Bayern, denn dort wird ja viel gewallfahrtet.
Ich halte die jetzige Euphorie für den Jakobsweg als eine Mischung von „ehrgeizigen Wanderfans“ , denen es nicht weit und schwer genug sein kann und den Freaks nach der Sinnsuche; dazu passen die spartanischen Unterkünfte. (Immerhin leben die Yogis in Indien noch spartanischer.)
Und warum in die Ferne schweifen und nicht den Bonifacius-Weg gehen, der z. Zt. aber auch von Gruppen frequentiert wird.
Ich habe das Buch erstmals vor über einem Jahr gelesen; und bin postwendend im vergangenen Jahr – allerdings mit Auto, da in Begleitung einer fußkranken Schwägerin und selbst noch kniegeschädigt – nach Nordspanien und dann von Santander über die Berge durch die hügelige Landschaft des spanischen Jakobsweges gefahren. Eine Landschaft, die nur streckenweise reizvoll ist, aber mich als Deutsche, verwöhnt durch Wanderungen in schöner Mittelgebirgs-Waldlandschaft, keineswegs angetörnt hat, wobei es Anfang Juni noch kühl war.
Mir hat der etwas schnodderige Schreibstil – typisch Fernsehmensch? – angesprochen und ich habe das Buch förmlich verschlungen.
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Liebe Renate,da Du von uns die Einzige bist, die diesem Wanderweg, wenn auch mit dem Auto, gefolgt ist, wäre es doch interessant zu wissen, ob Du auch ins Nachdenken über Dein Sein gekommen bist, vielleicht auch andere Erfahrungen gemacht hast beim Zusammentreffen mit Pilgern.
Die Landschaft hat Dir ja nichts gebracht, da wir schönere Gegenden in Deutschland haben, die Du durchwandert bist.
Aber zu wallfahren scheint ja irgendwie ein Bedürfnis der Menschen zu sein. Die Religionen, die ich ein bisschen kenne, haben alle die Wallfahrt. Die Moslems sogar als Gebot, wenn es finanziell möglich ist. Und bei allen Religionen ist es eine Strapaze.
renate breiter2

spirituell angetörnt?

Beitrag von renate breiter2 »

Liebe Erna und ihr anderen Leser,

Die Orte (Innenstädte) auf dem Wege, in denen ich Rast gemacht/übernachtet habe sind bemerkenswert. Besonders Burgos mit der großen Kathedrale und schönen Innenstadt ist besuchenswert. Die vielen Pilger mit Rucksack und Wanderstiefeln fallen auf.
Ebenso Logrono als Zentrum des Rioja-Weins mit Kathedrale und Fußgängerzone mit unzähligen Tapas-Bars, wo abends die Post abgeht. Hier treffen sich dann die Pilger mit den Einheimischen. Die typischen Pilgerherbergen sind oft an Klöster angeschlossen. Wir haben einzelne Personen pilgern sehen, aber auch ganze Gruppen, die fröhlich bei Speis und Trank eine Pause einlegten. Manche Strecken, die baumlos und flach sind konnte man kilometerweit überblicken und nach Pilgern absuchen. Nein, ich denke, ein spirituelles Erlebnis kannst du autofahrend nicht haben, noch dazu da unsere Herbergen keine Pilgerherbergen waren von wegen des Austausches von Erfahrungen.
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Die folgenden Sätze fand ich bei Kerkeling am Ende des Buches :
Dieser Weg ist hart und wundervoll. Er ist eine Herausforderung und Einladung. Er macht dich kaputt und leer. Restlos. Und er baut dich wieder auf. Gründlich............
Dieser Weg ist nur eine von unendlichen Möglichkeiten. Der Camino ist nicht einer, sondern tausend Wege, aber an jeden stellt er die Frage: "Wer bist du?"
Und zum Schluss schreibt er den Satz: Und wenn ich es Revue passieren lasse, hat Gott mich auf dem Wege andauernd in die Luft geworfen und wieder aufgefangen. Wir sind uns jeden Tag begegnet.

Und diese Sätze fand ich sehr schön.
Erna
HildegardN
Beiträge: 262
Registriert: Mittwoch 20. September 2006, 14:13

Beitrag von HildegardN »

"Es ist mir ein Bedürfnis, noch einmal ein paar Kilometer zu Fuß zurückzulegen", sagt Kerkeling, als er sich nach Beendigung der Pilgerreise auf dem Weg zum Bahnhof befindet.
Das deckt sich mit den Erfahrungen vieler Wanderer. Wer gern und auch intensiv das Wandern genießt, möchte, auch wenn das Ziel erreicht ist, manchmal gar nicht aufhören. Wandern kann süchtig machen, habt Ihr das auch schon erlebt?
Hildegard
christaS

Beitrag von christaS »

Endlich möchte ich mich auch mal wieder melden. Wir bekamen das Buch vor längerer Zeit geschenkt und hatten keine besondere Lust dazu es zu lesen weil uns H.K. in seinen Auftritten zu albern und oberflächlich erschien und oft haben wir das Fernsehen bei seinem Auftritt abgeschaltet. Nun , nach 200 Seiten lernte ich den anderen H.K. kennen.
Einen mitfühlenden und suchenen Menschen, der sich bewundernswert offen und ehrlich über seine Gefühle äußern kann. Dabei kommt immer wieder der Humor nicht zu kurz und ich musste oft herzhaft lachen. Mir kamen beim Lesen auch ähnliche Gedanken wie Hildegard was die Unterkünfte für Pilger betrifft und auch dieses " Armsein spielen" von wohlhabenden Leuten.Ist das wirklich so, dass ARMUT und SCHMUTZ zu
einer inneren Erleuchtung führen?
Nachdenklich stimmen mich H.K. Begegnungen mit dem Tod und seine Gedanken dazu.
Ich bin froh darüber, dass ihr dieses Buch ausgesucht habt und nun gespannt auf die letzten Seiten. christaS
adelreich
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Registriert: Freitag 20. März 2009, 09:03

harpe kerkeling, ich bin dann mal weg

Beitrag von adelreich »

liebe leute,
ich freue mich, dass ich mich inzwischen an eurer diskussion beteiligen kann! ich selbst bin auf dem jakobsweg mal gewandert, im herbst 2006, vom fuss der pyrenäen angefangen, 8 - 10 tage lang (die etappen 5 - 8, wie ich an meinen unterlagen sehe) und würde den weg gerne mal fortsetzen (vielleicht finde ich ja jemanden, der auch lust dazu hat?). ich fand es nämlich wunderschön! wahrscheinlich lag dies auch an der jahreszeit, in der nur noch wenige dort zu finden sind: die landschaft war (nach dem ersten regen) ein traum, die herbergen angenehm und leer, die leute, wo sie auch immer einem begegneten, sehr freundlich,ein international bunt gemischtes völkchen aus texas, kanada, japan, england (3 junge frauen zu pferd!). brasilien und italien (mit diesen beiden jungen frauen wanderte ich die meiste zeit). ich konnte mich völlig sicher fühlen, war mit etappenplänen ausgestattet, konnte immer auf hilfe rechnen. in den örtlichen kneipen bekam man immer etwas zu essen und zu trinken, in den herbergen kundige versorgung der blasen und anderer problemchen. die ersten tage waren enorm hart, vor allem wegen des gepäcks (dabei waren es ja nur 8 kg!). ich war froh, dass ich ersatzschuhe dabei hatte.
mein anlass damals war zwar keine krankheit, aber ein richtiges "burn-out-syndrom", wie ich erst im nachhinein erkenne. und obwohl es nur 10 tage waren, kam ich sehr erholt und mit neuen ideen zurück.
ich kann also kerkelings urteil über die herbergen nicht teilen (aber das mag in der saison anders sein) und halte sie sogar für sehr wichtig für die gesamte erfahrung. sein buch finde ich im ganzen nett, aber wirklich nicht ungewöhnlich. ich habe leute getroffen und bücher gelesen, die mir zeigten, dass man wesentlich tiefer "eintauchen" kann - aber jedem das seine. er hat die frequenz des weges erheblich erhöht (was ich bedauerlich finde) und ausser zur kenntnis seiner sowieso schon berühmten person wenig neues beigetragen. das beste daran ist: es hat ganz sicher andere angeregt, selbst mal einen versuch zu machen, wie das so mit dem wandern ist, wo auch immer .....
beste grüsse,
heidi reichling
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