John Updike: Die Witwen von Eastwick

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Erna
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John Updike: Die Witwen von Eastwick

Beitrag von Erna »

Dieses Mal war Ursel ganz pünktlich und hat den Strang für das neue Buch schon eröffnet. Schönen Dank dafür.
Ich nehme an, dass das Buch uns nicht so lange beschäftigen wird wie die "Magier" mit ihren immer neuen eingeschobenen Sagen und Erzählungen der Tuaregs. Trotzdem, es hat uns eine ganz neue Welt erschlossen und vielleicht auch ein bisschen darauf hingewiesen, dass wir Europäer uns nicht so wichtig nehmen sollen.
Viel Spaß beim Lesen der "Witwen".
Erna
HildegardN
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Die Witwen von Eastwick

Beitrag von HildegardN »

Gestern habe ich das Buch in unserer Stadtbibliothek ausleihen können und inzwischen die ersten Seiten gelesen. Es ist ein leichtes und unproblematisches Lesen, und ich habe den Eindruck, es ist auch eine spannende Lektüre.
Ein Vierteljahrhundert ist es her, seit die Hexen Alexandra, Jane und Sukie ihre Hexenzeit beendeten und Eastwick verließen. Sie haben erneut geheiratet, sind Witwen geworden und versuchen nun, sich in ein neues Leben einzufügen.
Alexandra, über die zuerst berichtet wird, ist über 70 Jahre alt und mehrfache Großmutter. Wie wohl alle Witwen in der Anfangszeit des Alleinsein, leidet sie unter der Einsamkeit. Manchmal beneidet sie auch Ehefrauen, die sie mit ihrem Ehemann zusammen sieht oder erlebt. Sie leidet auch unter ihrem Altwerden. "Was war denn ihre Zeit schon wert?", fragt sie sich. Immer weniger: Sie war eine alte Frau, ihre Lebensspanne von siebzig Jahren war aufgebraucht.
Immer wieder kehrt Alexandra in ihren Träumen in Eastwick ein, in ihre Vergangenheit. Manchmal bereut sie, dass sie damals getötet hat, hätte es gerne ungeschehen gemacht. ...
Drei Monate nach dem Tod ihres Mannes bucht Alexandra eine Zehn-Tages-Tour durch die kanadischen Rockies. Über ihre Reiseerlebnisse berichten die ersten Seiten dieses Romans. Ich lese sie gern.
Herzliche Grüße, Hildegard
Marlis Beutel
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Liebe Lesegruppe,

Beitrag von Marlis Beutel »

Gestern las ich Orhan Pamuks "Museum der Unschuld" fertig, das ich zu Weihnachten bekommen hatte. Jetzt kann ich mich mit den "Witwen" beschäftigen. Ich bekam das Buch für 8.30 Euro in der englischen Taschenbuchausgabe und bin sehr gespannt darauf.

Herzliche Grüße von der Bergstraße, Marlis
Marlis Beutel
Erna
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Beitrag von Erna »

Ich bin schon eifrig beim Lesen und habe die ersten hundert Seiten gelesen. D. h. da ist schon die zweite Witwe Jane eingeführt. Bei beiden bisher beschriebenen Witwen stammen die Kinder vom ersten Mann. Bei der zweiten Ehe gab es keine Kinder mehr. Aber die jeweiligen zweiten Männer hatten zu den Kindern ein gutes Verhältnis. Beide Witwen sind finanziell gut gestellt, wobei Jane es noch mehr ist als Alexandra.
Am Anfang hatte ich manchmal Schwierigkeiten mit der Übersetzung. Jetzt scheint sie besser zu sein.
Erna
HildegardN
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Die Witwen von Eastwick

Beitrag von HildegardN »

„Als sie fortgezogen waren aus der ehrwürdigen Ostküstenstadt, in der sie ihren schändlichen Schabernack getrieben hatten, waren die drei Hexen kaum noch in Verbindung miteinander gewesen, sie waren geographissch zu weit verstreut und zu sehr damit beschäftigt, sich ein neues Eheleben zu erschaffen“ . Mit diesen Worten leitet John Updike von Alexandra auf ihre Hexenkollegin Jane über.
Auch Jane ist Witwe geworden. Im ersten Telefongespräch, das Alexandra und Jane miteinander führen, erfahren wir mehr über Jane und ihr Leben. Der Autor schildert dies ausgesprochen amüsant und lässt auch immer wieder durchblicken, dass die beiden Damen sich bereits in einem gereiften Alter befinden.
Das erste Telefongespräch schließt mit gemeinsamen Reiseplänen, die in einem weiteren Telefonat konkrete Gestalt annehmen. Alexandra in New Mexiko und Jane in Massachusetts reisen gemeinsam nach Ägypten.
Sehr anschaulich schildert der Autor die Reise der beiden Gefährtinnen, beschreibt die Fahrt auf dem Niel, die Ausflüge mit Besichtigungen der Kulturdenkmäler und Sehenswürdigten und flicht immer wieder die Eindrücke und Resonanzen der beiden im Ruhestand befindlichen Hexen mit ein. Jane kann sich allerdings nicht verkneifen, einmal auszuprobieren , ob die Hexerei noch gelingt und hat Erfolg.
Erfolg dürfte John Updike auch mit seiner Reiseschilderung bei seinen Lesern haben. Ich war noch nicht in Ägypten, aber ich bin während der ganzen Reise mit Alexandra und Jane aufmerksam dabei gewesen, habe manches erfahren -- und es war mir im übrigen auch ein Vergnügen.
Mit herzlichen Grüßen aus Bad Homburg
Hildegard
Marlis Beutel
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Liebe Hildegard,

Beitrag von Marlis Beutel »

in Ägypten bin ich zwar noch lang nicht, aber die Kanadareise Alexandras ist auch schon vergnüglich zu lesen mit der Schilderung der Reiseteilnehmer und der Reiseereignisse. Allerdings muss ich immer wieder Vokabeln nachschlagen - manche stehen gar nicht im Langenscheid - weil der Autor sehr souverän mit der Sprache umgeht. Überrascht war ich, das Wort "doppelgänger" im Englischen zu finden. Es geht um den schwulen Mann in der Reisegesellschaft, der Alexandras verstorbenem Mann ähnlich sieht. Ich finde auch toll, wie überzeugend sich der Autor in Alexandra hinein versetzen und ihre Gefühle differenziert schildern kann.

Viele Grüße von der Bergstraße, Marlis
Marlis Beutel
Erna
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Beitrag von Erna »

Auch ich finde die Reiseschilderungen von Updike sehr vergnüglich. Da ich zweimal in Kairo im Museum war, konnte ich mir alles wieder sehr lebhaft vorstellen.
Gut gefällt mir auch die Schilderung der Charaktere von Alexandra und Jane. Die eine sehr realistisch und etwas negativ und die andere bemüht , auszugleichen und bei allem noch etwas Positives zu finden.
Die Schilderung wie A. das Kamel besteigt und reitet, finde ich köstlich.
HildegardN
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Beitrag von HildegardN »

"Der neu geschmiedete Hexenring (so lautet der Titel des ersten Kapitels) schließt sich, als auch die dritte Hexen-Seniorin, Sukie, hinzu kommt. Sukie, vor kurzem Witwe geworden und etwas jünger als Alexandra und Jane, ist mit den neuen Technologien vertraut und tritt mittels e-mail mit Alexandra in Verbindung, nachdem sie sich schon mit Jane verständigt hat.
Bald brechen die drei Witwen gemeinsam nach China auf und nehmen an den sachkundig und interessant beschriebenen Besichtigungstouren teil.
Auf dieser Reise bestätigt sich wieder einmal das Sprichwort: "Eine Katze lässt das Mausen nicht!" Die beiden Hexen im Ruhestand, Jane und Sukie, erproben ihre Hexenkunst und verhexen zunächst Alexandra, die sehr erschrickt, als der tote Mao in seinem Maussoleum ihr plötzlich zuzwinkert. Danach nehmen sie den Reiseführer ins Hexenvisier, der unversehends die ganze tönerne Terrakotta-Armee auf sich zukommen sieht.
Es scheint, als seien die drei Witwen zum Start in ein neues Hexen-Abenteuereben bereit. Der Titel des nächsten Kapitels, das auf S. 139 beginnt, ist "den wiederbelebten Hexenkünsten" gewidmet und lässt Überraschendes und viel Unterhaltsames erwarten. Ich werde mich nach einigen Tagen Abstinenz damit beschäftigen und nehme an, dass es spannend wird.
Herzliche Grüße aus Bad Homburg, Hildegard
HildegardN
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Beitrag von HildegardN »

Inzwischen bin ich beim Kapitel "Die wiederbelebten Hexenkünste" angekommen. Die drei Witwen hatten ihre Fähigkeiten auf der China-Reise wieder entdeckt und starten nun zu neuen Missetaten. Die neuen Technologien, die der Autor sehr präzise beschreibt und dabei zugleich auf die wirtschaftliche Entwicklung eingeht, unterstützen die Verbindung der auf neue Aktivitäten ausspähenden Ruheständlerinnen.
Mich beeindruckt immer wieder, wie der Autor es versteht, bei seinen Schilderungen die Aktualität zu berücksichtigen. Selbst auf die Klimaveränderung weist er hin und lässt auch die Politik nicht aus.

Besonders amüsant finde ich seine Hinweise und Bemerkungen zum Alter, beispielsweise in einem Dialog zwischen Alexandra und Marcy:
"Wenn du dich in meinem Alter erst einmal bückst, garantiert dir nichts, dass du auch wieder hochkommst." Und als Alexandra Florida als einen deprimierenden Staat beschreibt: "Nichts als Alligatoren und alte Leute", und fügt erklärend hinzu: "Sie halten das Land absichtich so fach, damit die Leute auch überall ihre Gehwagen vor sich herschieben können".
Dies sind nur einige wenige der immer wieder geschickt eingeflochtenen Beispiele, die das Alter oder Älterwerden be- oder besser umschreiben.

Mit herzlichen Sommergrüßen aus Bad Homburg
Hildegard
Erna
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Beitrag von Erna »

Die Witwen - habe ich beendet. Manchmal habe ich mich geärgert, über die Wortwahl, wobei ich nicht genau weiß, wie diese zustande kam. Kann mir vielleicht jemand sagen, was ein kanterndes Pferd ist? oder körnig-rustikal (Struktur) oder rostige Felsbrocken oder ..die abgestumpften Grips und Assistenten..? Was macht ein Grips? Ich dachte immer den hätte man im Kopf! oder was sind Zirpfrösche? Frösche quaken doch und zirpen nicht. Oder machen sie das in Amerika? Aber vielleicht kann uns Marlis das sagen, sie liest das Buch auf Englisch.
Die Seiten sind in der deutschen Ausgabe Seite 315 folgende.
Dann wollte ich Euch noch sagen: Aktaion ist ein Heros der griechischen Geschichte, Sohn von Aristaios und Autonoe, Hyakinthos (Spartaner) Sohn von Amyklas und Geliebter von Appolon. Namensgeber für die Hyazinthe. Vielleicht wisst Ihr es ja, sonst wollte ich Euch die Suche ersparen.
Grüße aus Frankfurt.
HildegardN
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Beitrag von HildegardN »

Liebe Erna,
weshalb hast Du Dich über die "Wortwahl" geärgert? Das kommt davon, wenn man wissenschaftlich und in Sachen Forschung geschult und geübt, alles gründlich betrachtet und den Dingen sozusagen auf den Grund geht. Ich bin davon - auch zum Leidwesen mancher Professoren - immer ein Stück weit davon entfernt gewesen. Und so haben mich die Wortschöpfungen des Autors, denn als solche habe ich sie betrachtet, eher erfreut. Ich vergleiche sie mit hübschen kleinen Hügeln, die mir ab und zu auf ebener Strecke begegnen und zum Schauen einladen, aber auch zur Aufmerksamkeit auffordern.
Auch ich habe das Buch inzwischen zuende gelesen, zumal meine Lesezeit fast abgelaufen ist. Der dritte Teil hat mir weniger gefallen. Nachdem die drei Witwen nach Eastwick, dem Ort ihrer früheren Schandtaten, zurückgekehrt sind, um u.a. "einen Versuch zu unternehmen, ihre übernatürlichen Fähigkeiten wieder aufleben zu lassen", hatte ich etwas mehr Hexerei erwartet, zumindest von einer der drei Damen.
Mit sommerlichen Grüßen aus Bad Homburg, Hildegard
Erna
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Beitrag von Erna »

Liebe Hildegard,
ich weiß eben nicht ob die Wortschöpfungen von J. Updike sind, der das darf, sondern von der Übersetzerin, die das m. Meinung nach nicht dürfte. Deswegen auch die Frage an Marlis, ob es im Englischen auch diese Wortschöpfungen gibt.
Einen schönen Sonntag
Erna
renate breiter2

Beitrag von renate breiter2 »

nun klinke ich mich in eure Diskussion ein: liebe Erna, ich lese auch in Englisch und bringe die Version morgen mit, vielleicht können wir deine sprachlichen Fragen klären.
Ich bin jetzt auf Seite 72 gelandet - nachdem ich das Buch lange Zeit nicht angerührt hatte. Ich finde die Reisebeschreibungen banal - und nur auf den amerikanischen Markt gerichtet, wo eine Ägyptenreise sicherlich etwas Exklusives ist und meiner Meinung nach einige Vorurteile bedient. Einige wenige Textstellen finde ich ganz amüsant, die sich mit dem Altwerden beschäftigen. Dort gefällt mir auch die Sprache. Ich bin jetzt bespannt auf die dritte Hexe und auf die Diskussion morgen.
Erna
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Beitrag von Erna »

Eben rief mich Anneli an. Sie hat nachgesehen, was ein kanterndes Pferd ist. Kantern ist eine Reitart, so wie galoppieren. Jetzt bleiben nur noch die Zipfrösche.
Erna

Übrigens Kehlmanns 'Vermessung der Welt' ist über elf Tausend Mal und der 'Nachtzug nach Lissabon' über neun Tausend Mak angeklickt worden. Ich meine, wir sollten die, bis auf die in diesem Jahr, gelesenen Bücher ins Archiv geben.
Was meint Ihr?
Marlis Beutel
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Liebe Lesegruppe,

Beitrag von Marlis Beutel »

Gerade komme ich aus meinem Urlaub in Frankreich zurück, wo ich das Buch zu Ende las. Die Feinheiten der Sprache bekam ich dort nicht mit, denn ich hatte kein Wörterbuch dabei. Aber wahrscheinlich habt Ihr inzwischen alles geklärt. Kennt Ihr eigentlich "Die Hexen von Eastwick"? Ich habe mich manchmal gefragt, ob man sie kennen sollte.
Dem Autor ist eine Menge eingefallen, um den Leser zu unterhalten. Ich fand den dritten Teil interessanter als die beiden Reisen. Die Dialoge fand ich auch sehr unterhaltsam. Oft werden die Aussagen aber ganz anders formuliert als sie gemeint sind. Wie abfällig wird zunächst von Janes Schwiegermutter berichtet! Als der Leser ihr aber sozusagen selbst begegnet, da äußert sie sich positiv über Jane, die vorher kein gutes Haar an der alten Dame gelassen hat. Mit diesen Dialogen muss ich mich noch einmal beschäftigen.
Manche Details, z.B. über die drei nackten Damen oder über Sukies Treffen mit dem Schwulen, fand ich nicht gerade angenehm zu lesen.
Lexa versucht am Ende etwas gut zu machen, als sie die kinderlose junge Frau besucht. Sie macht also eine Entwicklung durch zum Positiven.

Viele Grüße, Marlis
Marlis Beutel
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