Yasmin Crowther: Die Farbe von Safran

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Erna
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Yasmin Crowther: Die Farbe von Safran

Beitrag von Erna »

Hallo,
beinahe hätte ich es vergessen, den Strang für "Safran" zu eröffnen.
Es ist gut, dass Hildegard mich daran erinnert hat.
Dabei habe ich schon eine Anzahl von Seiten gelesen und ich finde es sehr interessant.
Gerade bin ich dabei, mir einige Rezensionen durchzulesen.
Euch viel Spass beim Lesen.
Viele Grüße
Erna
HildegardN
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Beitrag von HildegardN »

Ich habe "Die Farbe von Safran" bereits zuende gelesen. Sowohl das Thema als auch die epische und bilderreiche Sprache der Autorin haben mir gefallen, ja manchmal fast fasziniert. Yasmin Crowther schildert das Leben im Iran der fünfziger Jahre des 20. Jh. mit ihren Bedingungen und Zwängen, denen vor allem die Mädchen und Frauen ausgesetzt waren.
Im Mittelpunkt des Romans steht die im Iran geborene und aufgewachsene Maryam, die der traditionalen Enge nach London entflieht, aber in der westlichen Welt nicht heimisch werden kann. Ob sie in den Iran zurück kehrt, um nach ihren Wurzeln zu suchen oder an ihre einst verbotene Liebe anzuknüpfen, ist für den Leser nicht leicht zu erkennen, aber deutet sich an.
Viel Freude beim Lesen und Euch allen ein schönes Wochenende!
Hildegard
Marlis Beutel
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Liebe Lesegruppe,

Beitrag von Marlis Beutel »

nachdem es zwei positive Rückmeldungen gegeben hat, kann ich beruhigt hinzufügen, dass ich vom ersten Kapitel überhaupt nicht begeistert war. Ich konnte auch nicht nachvollziehen, dass englische Ehemänner so unglaublich verständnisvoll ihren exotischen Frauen jede Freiheit lassen, jede Reise bezahlen und in gar keiner Weise wütend werden, wenn etwas passiert, das sie nicht verstehen.
Aber das zweite Kapitel hat mich dann gefesselt. Es führt uns in die Welt der reichen Iraker, in der der Mann das Sagen hat und bestimmen darf. Nicht ganz einfach fand ich es, mich mit den fremden Namen zurechtzufinden.
Eine Frau heißt Sara, die andere Mara und überhaupt haben drei Schwestern ähnliche Namen. Wenigstens unterscheidet sich Soraya sehr deutlich von den anderen, auch in ihrem Charakter.
Jetzt bin ich gespannt, wie es weitergeht.

Herzliche Grüße von der Bergstraße, Marlis
Marlis Beutel
Erna
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Beitrag von Erna »

Interessant fand ich die Einleitung, die in der Gegenwart mit dem versuchten Suizid des Neffen anfängt, um nachher in eine fast vierzig Jahre zurückliegende Jugend der Protagonistin (?) zurückzugehen. Wobei Maryam gegenüber ihrem Neffen die Härte anwendet, die ihr Vater ihr gegenüber angewendet hat.
Mit den Namen ist das es tatsächlich so, dass man (wahrscheinlich) in muslimischen Familien den Kindern gern ähnliche Namen gibt. Vielleicht um die Familienzugehörigkeit zu verstärken? Ich kannte z.b. Geschwister von denen eines Sabih (m) und Sabahat (w) hieß und Gülay und Gülnur. wie ja auch noch immer mehr als 50% der Ehen zwischen Verwandten stattfinden.
Gruß aus Frankfurt
Ena
Marlis Beutel
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Liebe Erna,

Beitrag von Marlis Beutel »

Ja, es könnte wohl sein, dass die Familie in islamischen Ländern eine viel größere und ganz andere Rolle spielt als bei uns. Gegenüber von mir bewohnt eine türkische Großfamilie ein ganzes Haus. Man ist dort vermutlich nie allein, muss aber auch alle möglichen Rücksichten nehmen.
Auf S. 162 steht folgendes: "In Mashhad wohnten wir alle in derselben Straße: Brüder, Schwestern, Onkel und Tanten. Die ganze Familie war beisammen. Hier sind sich alle fremd. Die meisten kennen nicht einmal sich selbst." (Mit "hier" ist London gemeint.)

Viele Grüße, Marlis
Marlis Beutel
Mark
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Re: Yasmin Crowther: Die Farbe von Safran

Beitrag von Mark »

Ihr Lieben,

wenn ihr schon diesen orientalischen Roman diskutiert, solltet ihr Euch vielleicht erst mal darauf einigen, WO der Roman (abgesehen von London) spielt. Im ersten Beitrag steht davon gar nichts, dann kommt mal der Iran ins Gespräch, mal der Irak, und dann wird von den Türken erzählt.

Friedel
Marlis Beutel
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Re: Yasmin Crowther: Die Farbe von Safran

Beitrag von Marlis Beutel »

Sehr geehrter Herr Lehrer,

danke für die Korrektur! Ich wollte es erst nicht glauben, aber ich habe mich wirklich an einer Stelle vertippt. Die Lesegruppe hat es vermutlich nicht gestört, weil sie den Roman ja liest und weiß, worum es sich handelt. Außerdem kommen Tippfehler gelegentlich vor. Darf ich freundlich vorschlagen, dass Sie den Roman erst lesen, bevor Sie mitdiskutieren?

Mit besten Grüßen, M. Beutel
Marlis Beutel
Erna
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Re: Yasmin Crowther: Die Farbe von Safran

Beitrag von Erna »

Lieber Friedel,
wer immer Du auch bist, bei unserem Literaturkreis haben wir Dich noch nie gesehen, aber auch noch nie vermisst. Kennst Du das Buch? Oder ist es Dir nur daran gelegen, Kritik zu üben?
Aber wenn Du mitlesen willst, dann wäre es doch richtig gewesen, sich erst einmal vorzustellen. Auch im Internet gibt es so etwas wie einen netten Umgang mit den anderen!
Wir sind richtig gespannt auf Dich.
Erna
Erna
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Re: Yasmin Crowther: Die Farbe von Safran

Beitrag von Erna »

Hallo, Ihr Lieben,
ich hoffe, der Beitrag von Friedel hat Euch nicht den Atem verschlagen, d.h. Ihr schreibt nicht. Das fände ich bedauerlich, denn eigentlich kann nur ein ViLE-Mitglied ins Forum schreiben.
Im Augenblick habe ich einige Schwierigkeiten mit dem Buch. Unversehens werden die Erzählorte gewechselt und da ja nicht immer gleich die Namen der Personen auftauchen, bin ich zunächst etwas verwundert.
Das Gleiche passiert mir auch mit dem Inhalt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass eine Liebe nach Jahrzehnten und anderen Umgebungen wieder dort weitergeht, wo sie zuvor abgebrochen wurde. Haben die Jahre und ihre Erlebnisse keinen Eindruck auf die Protaginisten gehabt?
Erna
Annemarie Werning
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Re: Yasmin Crowther: Die Farbe von Safran

Beitrag von Annemarie Werning »

Hallo,
ich habe das Buch jetzt auch Zu Ende gelesen und bin dabei, manche Stellen noch einmal nachzulesen. Ich habe über den von Brigitte herausgesuchten Satz: Mein Vater hat mich zuerst genommen" nachgedacht. Ich kann kaum glauben, daß der Vater seine Tochter vergewaltigt hat, damit hätte er ja selbst gegen die Familienehre verstoßen. Außerdem soll sich ja alles Schlimme in der Kaserne abgespielt haben, der Vater hat seine Tochter aber von zu Hause zur Kaserne geschickt. Außerdem spricht sie eigentlich immer versöhnlich über ihren Vater, was bei einer Vergewaltigung kaum vorstellbar ist.
Warum sie in den Iran zurückgekehrt ist, ist auch mir nicht klar. Ist es der Wunsch, die Kindheit wieder aufleben zu lassen? Die Liebe zu Ali, von dem sie ja eigentlich gar nichts weiß? Das frühere gemeinsame Gedichtelesen reicht doch wohl eher für eine Schwärmerei, aber nicht für eine dauernde Beziehung.
Beeindruckt hat mich, wie ihr Ehemann und ihre Tochter sie losgelassen haben, so daß sie sich wirklich frei fühlen konnte, zu tun, was ihr gut tut. Auch Ali hat sie aufgefordert, ohne Rücksichtsnahme oder Schuldgefühle zu tun, was sie will.
Erstaunt war ich, in welchen großzügigen materiellen Verhältnissen die Nichte der Maryam lebt. Anscheinend sind die Vermögensverhältnisse von den Ajatollas nicht verändert worden, ist das Vermögen des Generals vererbt worden.
Bis zum nächsten Mal
Annemarie
Erna
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Re: Yasmin Crowther: Die Farbe von Safran

Beitrag von Erna »

Liebe Annemarie,
ich bin zwar noch nicht ganz fertig, aber bisher habe ich auch nicht das Gefühl, dass eine Vergewaltigung vorliegt. Denn Maryam denkt,wie Du schon sagst, nicht schlecht von ihrem Vater. Und dies würde sie doch dann tun. Das Verhalten des Ehemannes imponiert mir auch.
Erna
Marlis Beutel
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Re: Yasmin Crowther: Die Farbe von Safran

Beitrag von Marlis Beutel »

Ja, Annemarie, ich habe mich auch gefragt, weshalb Maryam in den Iran zurückkehrt und ob der Vater direkt etwas mit der Vergewaltigung zu tun hat. Geschadet hat er ihr allemal, und es gibt keinen Grund, versöhnlich von ihm zu sprechen. Dieser Ansicht ist auch Ali. Idealisiert Maryam ihren Vater? Idealisiert sie nicht auch den Iran? Was sie jetzt ihrem englischen Ehemann zufügt, das hat der auch nicht gerade verdient!
Das Buch liest sich zwar spannend, aber man kommt um einige Fragen nicht herum.

Viele Grüße von der Bergstraße, Marlis
Marlis Beutel
HildegardN
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Re: Yasmin Crowther: Die Farbe von Safran

Beitrag von HildegardN »

Auch ich kann mir nicht vorstellen, dass Maryam von ihrem Vater vergewaltigt worden ist. Das passt auch einfach nicht in das von der Autorin gezeichnete Bild des Vaters.
Allerdings kann ich ebenso wenig verstehen, dass Maryam ihre Familie in London verlassen hat, um im Iran zu leben. "Idealisiert sie vielleicht den Iran?", fragt Marlis in ihrem Diskussionsbeitrag, nachdem sie die gleiche Frage in bezug auf Ali aufgeworfen hat.

Ich kann mir beides nicht vorstellen. Eine kluge und erfahrene Frau, wie Maryam, die einst die traditionelle Enge, in der die iranischen Frauen leben mussten, erfahren und verweigert hat, ja, ihr sogar entflohen ist, kann sich m.E. doch nicht danach zurücksehnen und sich wieder in die Rolle der Iranerin mit allen ihren Zwängen und Beschränkungen einfügen wollen.
Eher kann ich mir vorstellen, dass Maryam sich einen Jugendtraum, die Liebe zu Ali, erfüllen wollte. Vielleicht hat sie diese Hoffnung noch nicht aufgegeben, als sie sich - trotz Alis Reaktion - zum Bleiben entschließt.
Marlis Beutel
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Re: Yasmin Crowther: Die Farbe von Safran

Beitrag von Marlis Beutel »

Liebe Hildegard,

es gibt noch etwas, das mich gestört hat: Maryam wollte doch so gern einen Beruf ergreifen statt sofort zu heiraten. Das erlaubte der Vater nicht; sie sollte heiraten. Allerdings wurde sie nach der Episode mit Ali vom Vater verstoßen. Jetzt konnte sie die erwünschte Berufsausbildung machen. Aber was wurde daraus?
Ali wirkt bei der Wiederbegegnung sehr reif, als ob er eine entscheidende Entwicklung durchgemacht hätte und sich sehr von allen anderen Männern in seinem Umfeld unterscheiden würde. Welche Entwicklung hat Maryam durchlebt außer dass sie nie voll und ganz zu ihrem Ehemann gehalten hat und die Verletzung durch den Vater nie verarbeitet hat? Ist sie trotz allem immer noch die schöne, verwöhnte Tochter? Es ist schwierig für den Leser, sich in diese Tochter hineinzuversetzen. Was der Autorin aber geglückt ist, das ist die Schilderung von zwei sehr unterschiedlichen Welten.

Viele Grüße von der Bergstraße, Marlis
Marlis Beutel
Annemarie Werning
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Re: Yasmin Crowther: Die Farbe von Safran

Beitrag von Annemarie Werning »

Hallo Ihr Lieben,
ich denke, Maryam ist in den Iran gefahren, weil sie Sehnsucht nach ihrer Jugend und Heimat hatte und ihre Vergangenheit aufarbeiten wollte. Vielleicht wollte sie auch nur aus dem gewohnten Leben "aussteigen". Wenn man älter wird (sie war ja schon über 60) sehnt man sich nach der Muttersprache. Ich bewundere es, wie die Eheleute ihre Trennung hinbekommen haben. Zum einen, daß sie selbst den Mut hatte wegzugehen, zum anderen, daß der Ehemann ihr die Freiheit dazu gelassen hat. Man besitzt sich nicht, sondern respektiert den Partner. Es wäre auch nicht toll, wenn sie aus Mitleid oder Pflichtgefühl bei dem Ehemann geblieben wäre, er war schließlich auch nicht hilfsbedürftig.
Es war aus seiner Sicht sicher nicht in Ordnung, daß sie ihm gegenüber nicht mit offenen Karten gespielt hat, z. B., als sie den Heiratsantrag annahm, an Ali gedacht hat. Aus ihrer Sicht war das verständlich, sie wollte den Ehemann nicht enttäuschen.
Es war jedenfalls ein interessanter Roman, in dessen Geschichte man sich einfühlen konnte.
Viele Grüße
Annemarie
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