Es vergeht kaum ein tag an dem nicht zu lesen oder zu hören ist: „Ich/wir sind dagegen!“
„Ich/wir fühlen uns belästigt!“
Im grossen streitet man z.b. über den flughafen „BBI – Berlin-Brandenburg-International“
oder „Stuttgrat21“, beides projekte, die seit mindesten 15 jahren geplant und vorbereitet wurden. Es gab anhörungen und zugeständnisse. Nun wo die bagger anrollen gibt es in Stuttgart massive proteste. Hat man die planungen nicht ernst genommen?
Der BBI als internationaler flughafen geplant und gebaut ist fast fertig und nun gibt es auch hier massiven widerstand. War den protestlern bis dato nicht klar, dass flugzeuge lärm erzeugen? Jetzt wird von anwohner unter anderem verlangt dieses milliarden projekt nur als provinzflugplatz zuzulassen.
Und was ist im kleinen nicht alles lästig.
Da beschweren sich ältere menschen über einen kindergarten der ihnen zu laut ist. Andere stört ein kinderspielplatz in einem wohngebiet. Klar sind gesunde kinder lebhaft und auch laut. Wer kinder hat oder hatte weis – das ist normal; kinder wollen und müssen sich mal austoben, brauchen bewegung. Mit einer gesellschaft in der kinder als belästigung empfunden werden kann doch etwas nicht stimmen.
Seit 2010 lebe ich in Berlin. Worüber man sich hier u.a. alles aufregt dazu möchte ich Lutz Schnedelbach zitieren. Er schrieb in einer kolumne der „Berliner Zeitung“ vom 06.04.2011 wie folgt:
„ In Kreuzberg wollen die Grünen weniger Touristen haben.In Prenzlauer Berg kleben Anwohner Plakate über die vielen Schwaben in ihrem Kiez. In Wendenschloss ist manchen Leuten das traditionelle Drachenbootrennen zu laut. Und in Friedrichshain wurden Kneipenwirte gezwungen, ab 22 Uhr die Stühle weg zu räumen. Mieter hatten wegen Lärms geklagt. Die Toleranz in der Stadt, so scheint es, nimmt ab.“
Dabei ist der tourismus für Berlin ein bedeutender und sehr wichtiger wirtschaftsfaktor.
In einer gesellschaft in der geiz geil ist, ist wohl für toleranz immer weniger platz.
Testen und überprüfen wir unsere eigenen toleranzgenzen und seien wir einfach nett zueinander.
Wird unsere gesellschaft immer egoistischer und intoleranter
- helmutf-berlin
- Beiträge: 799
- Registriert: Mittwoch 28. Juli 2010, 13:24
Re: Wird unsere gesellschaft immer egoistischer und intolera
Lieber Helmut,
ich bin da nicht so pessimistisch. Leute, die dagegen waren, gab es immer. Nur haben sie sich nicht zu Wort gemeldet. Das ist heute, im Zeitalter der unbegrenzten Kommunikation, anders. Und oft ist es ja auch wichtig, dass man sich von "denen da oben" nicht alles vorschreiben lässt und protestiert, wenn man vor Ort bessere Lösungen sieht. So haben die Proteste um die Festlegung der Einflugschneisen zu dem neuen Berliner Großflughafen zumindest teilweise Erfolg gehabt - wenn ich das aus der Ferne, nur noch durch die Lektüre der Berliner Zeitung mit meiner Heimatstadt verbunden, richtig beurteile.
Herzlichst Horst
ich bin da nicht so pessimistisch. Leute, die dagegen waren, gab es immer. Nur haben sie sich nicht zu Wort gemeldet. Das ist heute, im Zeitalter der unbegrenzten Kommunikation, anders. Und oft ist es ja auch wichtig, dass man sich von "denen da oben" nicht alles vorschreiben lässt und protestiert, wenn man vor Ort bessere Lösungen sieht. So haben die Proteste um die Festlegung der Einflugschneisen zu dem neuen Berliner Großflughafen zumindest teilweise Erfolg gehabt - wenn ich das aus der Ferne, nur noch durch die Lektüre der Berliner Zeitung mit meiner Heimatstadt verbunden, richtig beurteile.
Herzlichst Horst
Re: Wird unsere gesellschaft immer egoistischer und intolera
Lieber Helmut,
ich möchte einfach nur deinen letzten Satz aufgreifen: "Testen und überprüfen wir unsere eigenen toleranzgenzen und seien wir einfach nett zueinander."
Seit drei Jahren wohne ich in Münster in einem Wohngebiet mit Eigenheimen, Altenheim, Kindertagesstätten, Singlewohnungen, Studentenwohnungen........ Alle Generationen und viele Nationen.
Bei meinem ersten Einkauf im Supermarkt sah die Käuferin - schon an der Kasse - , dass ich nur 1 Teil bezahlen wollte und sagte zu mir: "Sie können mit dem einen Teil gern vorgehen." Eine sehr schöne Geste, würde jeder sagen. Nur zwischen ihr und mir stand ein farbiges kleines Mädchen, auch nur mit einem Teil.
Ich sagte: "Danke, das ist sehr nett von Ihnen. Das dies Kind ja vor mir steht, ist es auch gemeint." Schob das Kind vor und der Kassierer schaltete schnell.
Entsetzen im Gesicht der Frau. Gerade das wollte sie vermeiden. Zustimmende Blicke einiger anderer Käufer. Anschließend ging ich mit viel Herzklopfen nach Hause.
So sind die Menschen!
Einige ältere sagten mir, ich bin froh, dass in unserem Hause keine Kinder wohnen.
Einige sagen, ich bin froh, wenn nach den Ferien der Kindergarten wieder geöffnet wird, mir fehlt das Leben.
Unterschiede überall.
Schon aus meiner Jugendzeit vor 50 Jahren kenne ich Klagen über Egoismus und Rücksichtlosigkeit. Dies wird niemals aufhören, so lang die Menschen sich begegnen. Aber ich kenne auch viele positive Beispiele der Hilfsbereitschaft. Als ich vor einiger Zeit längere Zeit nur mit Gehhilfen laufen konnte, bekam ich Angebote von sehr vielen Menschen. Wenn ich heute im Baumarkt einen schweren Wagen zu schieben habe, kommt mir als ältere Frau mehr als einmal fremde Hilfestellung zu.
Richtig ist, kritisch zu sein in allen Lebenssituationen. Jedoch ist jeder auch gehalten, sich nicht nur allein als Maß aller Dinge und Ansprüche zu sehen. Wir wollen in einer Gemeinschaft leben. Dazu gehört Toleranz und Akzeptanz, aber auch Rücksicht und Freundlichkeit. Um nur einige zu nennen.
Ich denke, ändern können wir niemanden. Wir können nur gutes Beispiel geben.
Ich bin überzeugt, diese Botschaft verbreitet sich.
Viele Grüße
Margret
ich möchte einfach nur deinen letzten Satz aufgreifen: "Testen und überprüfen wir unsere eigenen toleranzgenzen und seien wir einfach nett zueinander."
Seit drei Jahren wohne ich in Münster in einem Wohngebiet mit Eigenheimen, Altenheim, Kindertagesstätten, Singlewohnungen, Studentenwohnungen........ Alle Generationen und viele Nationen.
Bei meinem ersten Einkauf im Supermarkt sah die Käuferin - schon an der Kasse - , dass ich nur 1 Teil bezahlen wollte und sagte zu mir: "Sie können mit dem einen Teil gern vorgehen." Eine sehr schöne Geste, würde jeder sagen. Nur zwischen ihr und mir stand ein farbiges kleines Mädchen, auch nur mit einem Teil.
Ich sagte: "Danke, das ist sehr nett von Ihnen. Das dies Kind ja vor mir steht, ist es auch gemeint." Schob das Kind vor und der Kassierer schaltete schnell.
Entsetzen im Gesicht der Frau. Gerade das wollte sie vermeiden. Zustimmende Blicke einiger anderer Käufer. Anschließend ging ich mit viel Herzklopfen nach Hause.
So sind die Menschen!
Einige ältere sagten mir, ich bin froh, dass in unserem Hause keine Kinder wohnen.
Einige sagen, ich bin froh, wenn nach den Ferien der Kindergarten wieder geöffnet wird, mir fehlt das Leben.
Unterschiede überall.
Schon aus meiner Jugendzeit vor 50 Jahren kenne ich Klagen über Egoismus und Rücksichtlosigkeit. Dies wird niemals aufhören, so lang die Menschen sich begegnen. Aber ich kenne auch viele positive Beispiele der Hilfsbereitschaft. Als ich vor einiger Zeit längere Zeit nur mit Gehhilfen laufen konnte, bekam ich Angebote von sehr vielen Menschen. Wenn ich heute im Baumarkt einen schweren Wagen zu schieben habe, kommt mir als ältere Frau mehr als einmal fremde Hilfestellung zu.
Richtig ist, kritisch zu sein in allen Lebenssituationen. Jedoch ist jeder auch gehalten, sich nicht nur allein als Maß aller Dinge und Ansprüche zu sehen. Wir wollen in einer Gemeinschaft leben. Dazu gehört Toleranz und Akzeptanz, aber auch Rücksicht und Freundlichkeit. Um nur einige zu nennen.
Ich denke, ändern können wir niemanden. Wir können nur gutes Beispiel geben.
Ich bin überzeugt, diese Botschaft verbreitet sich.
Viele Grüße
Margret
-
- Beiträge: 148
- Registriert: Freitag 15. April 2005, 15:09
- Wohnort: Cuxhaven
Re: Wird unsere gesellschaft immer egoistischer und intolera
Lieber Helmut,
spätestens seit der Agenda 2010 und der Bankenkrise sind viele Menschen misstrauischer und demzufolge auch kritischer geworden. Ist ihnen ungeachtet aller Vorausplanungen wirklich alles Positive und Negative über ein großes, kostspieliges Projekt offen gelegt worden, oder waren vornehmlich finanzielle Interessen einzelner Unternehmer mit im Spiel? Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgend eine Machenschaft kleineren oder größeren Stils von den Medien aufgedeckt wird. Wem soll der Bürger da noch vertrauen? Redlichkeit und Offenheit scheinen weniger gebräuchlich zu sein als ehedem, obwohl es zu allen Zeiten fragwürdige Praktiken gab. Verliert der Vorbildcharakter maßgebender Persönlichkeiten an Überzeugungskraft, schwindet das gesellschaftliche Vertrauen, und das kann auch im Alltagsgeschehen zu Rücksichtslosigkeit, Egoismus und Intoleranz führen. Wenn die da „oben“ sich alles herausnehmen können, dann tue ich das auch, mögen sich viele Enttäuschte sagen.
Dennoch stimme ich mit Margrets Schlussworten überein. Beginnen wir im eigenen kleinen Umkreis mit Freundlichkeit, Toleranz und Hilfsbereitschaft, und wir werden ernten, vielleicht nicht immer, doch immer häufiger, was wir gesät haben.
Herzliche Grüße
Horst G .
spätestens seit der Agenda 2010 und der Bankenkrise sind viele Menschen misstrauischer und demzufolge auch kritischer geworden. Ist ihnen ungeachtet aller Vorausplanungen wirklich alles Positive und Negative über ein großes, kostspieliges Projekt offen gelegt worden, oder waren vornehmlich finanzielle Interessen einzelner Unternehmer mit im Spiel? Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgend eine Machenschaft kleineren oder größeren Stils von den Medien aufgedeckt wird. Wem soll der Bürger da noch vertrauen? Redlichkeit und Offenheit scheinen weniger gebräuchlich zu sein als ehedem, obwohl es zu allen Zeiten fragwürdige Praktiken gab. Verliert der Vorbildcharakter maßgebender Persönlichkeiten an Überzeugungskraft, schwindet das gesellschaftliche Vertrauen, und das kann auch im Alltagsgeschehen zu Rücksichtslosigkeit, Egoismus und Intoleranz führen. Wenn die da „oben“ sich alles herausnehmen können, dann tue ich das auch, mögen sich viele Enttäuschte sagen.
Dennoch stimme ich mit Margrets Schlussworten überein. Beginnen wir im eigenen kleinen Umkreis mit Freundlichkeit, Toleranz und Hilfsbereitschaft, und wir werden ernten, vielleicht nicht immer, doch immer häufiger, was wir gesät haben.
Herzliche Grüße
Horst G .
Re: Wird unsere gesellschaft immer egoistischer und intolera
Liebe Margret,
ich möchte dir aus vollem Herzen zustimmen. Während meiner aktiven Zeit als Lehrer habe ich mich viel mit Psychologie und Selbsterfahrung beschäftigt. Dabei habe ich eine Aussage verinnerlicht: Du kannst die Menschen um dich herum nicht verändern, aber du kannst dich und deinen Blickwinkel auf die Menschen verändern!!!
Herzlichst,
Heinz
ich möchte dir aus vollem Herzen zustimmen. Während meiner aktiven Zeit als Lehrer habe ich mich viel mit Psychologie und Selbsterfahrung beschäftigt. Dabei habe ich eine Aussage verinnerlicht: Du kannst die Menschen um dich herum nicht verändern, aber du kannst dich und deinen Blickwinkel auf die Menschen verändern!!!
Herzlichst,
Heinz
- helmutf-berlin
- Beiträge: 799
- Registriert: Mittwoch 28. Juli 2010, 13:24
Re: Wird unsere gesellschaft immer egoistischer und intolera
Hallo Heinz.
Du hast Recht, niemand kann einen anderen Menschen ändern, aber man kann versuchen einen Menschen zur Einsicht zu bringen, damit er sich ändert. Es muss dann aus ihm selbst heraus geschehen. Hier spielt beispielhaftes Verhalten und eine Vorbildfunktion sicherlich eine bedeutende Rolle.
Gruss helmutf.
Du hast Recht, niemand kann einen anderen Menschen ändern, aber man kann versuchen einen Menschen zur Einsicht zu bringen, damit er sich ändert. Es muss dann aus ihm selbst heraus geschehen. Hier spielt beispielhaftes Verhalten und eine Vorbildfunktion sicherlich eine bedeutende Rolle.
Gruss helmutf.