Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster und

Hier diskutieren wir über belletristische Bücher.
Erna
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Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster und

Beitrag von Erna »

Einige von uns haben den "Alten König" bereits fertig gelesen , wir müssen ihn aber noch beim Treff diskutieren. Da "Der Hundertjährige" auch ein Vorschlag gewesen ist und im Augenblick an der Spitze der Bestseller steht, haben wir ihn eingeschoben und hoffen, dass sich einige Leser an unserer Diskussion beteiligen.
Erna
Erna
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Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von Erna »

Es ist schon peinlich, da habe ich mich doch beim Titel des neuen Buches verschrieben. Es heißt natürlich: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster .stieg....
Inzwischen habe ich schon mindestens 60 Seiten gelesen.
Es handelt sich mal wieder um einen alten Mann, nur ist dieser, obwohl 100 Jahre alt, noch sehr lebendig. Gerade an diesem Geburtstage, weil er so gar keinen "Bock" auf eine Feier hat, würde der Autor Jonasson sagen, verschwindet er also aus dem Heim, das sein Zuhause ist. Wie der Zufall es will, soll er auf einen Koffer aufpassen, den er dann mitnimmt, als der Bus, den er besteigen will, um nur irgendwie aus der Nähe des Heims wegzukommen, einfährt. Und damit beginnt dann die Aufregung, denn natürlich sucht man einen 100-jährigen, das kann doch nur an seiner Verworrenheit liegen, das er nicht ins Heim kommt .
Das Buch oder besser die bisher gelesenen Seiten erhalten ihre Komik, indem der Autor manches negativ ausdrückt, was wir eigentlich positiv verwenden.
Bisher macht es viel Spaß, das Buch zu lesen.
Erna
Margret Budde

Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von Margret Budde »

Liebe Erna,
da kann ich nur sagen: nimm's gelassen. Wem passiert so etwas mal nicht?
Liebe Grüße
Margret
Marlis Beutel
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Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von Marlis Beutel »

Liebe Erna,
bis jetzt war ich mit der "Erfindung des Lebens" von Ortheil beschäftigt, freue mich aber auf den "Hundertjährigen". Der beginnt ja wirklich atemberaubend komisch! Es ist eine tolle Idee des Autors, seinen Roman so beginnen zu lassen. Der Leser kann`s kaum glauben und ist gezwungen, immer weiter zu lesen, nicht wahr? Jedenfalls versetzt einen dieser Roman in gute Laune.
Bis demnächst, Marlis
Marlis Beutel
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Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von Marlis Beutel »

Auf den Seiten 42 und 43 wird von einem Professor Lundborg berichtet, der ähnliche Vorstellungen über Menschenrassen hat, wie sie unter Hitler auch propagiert wurden. Ich habe mich gefragt, ob es in Schweden tatsächlich solche Ideen mit ihren Folgen gab oder ob Jonasson diese Geschichte erfand.
Allan Karlsson scheint ein Eigenbrötler zu sein, der sich kaum Gedanken macht über Gut und Böse, auch keine Schuldgefühle empfindet, wenn ein anderer durch ihn zu Schaden kommt. Er hat kaum Schulbildung, lebt von einem Tag zum nächsten
Der Roman pendelt zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die Ereignisse werden nicht ernst genommen, der Autor zeigt eher das Komische auf und macht dem Leser damit klar, dass er (der Leser) immer auch interpretiert bei seiner Wahrnehmung.

Marlis
Marlis Beutel
Erna
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Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von Erna »

In Schweden gab es tatsächlich Anhänger der Rassentheorie und Hitler-Anhänger. Es gab da auch Hitler-Freunde. Denke, liebe Marlis, an eine der Wagner-Frauen. Dann kommt mir noch Knut Hamsun und Sven Hedin in den Sinn. Wobei ich ehrlicher Weise nicht genau weiß, sind sie Schweden oder Norweger. Aber die Rassentheorien, die Hitler forcierte, waren in den meisten Ländern bekannt.
Es sind ja sehr skurrile Personen die Johannson beschreibt. Immer so ein bisschen außerhalb der Gesellschaft stehend. z. B. die "schöne Dame" mit ihrem Elefanten.
Erna
Marlis Beutel
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Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von Marlis Beutel »

Die schöne Dame mit ihrem Elefanten ist doch wirklich ein origineller Einfall des Autors, nicht wahr? Wer käme sonst noch auf eine solche Idee!
Der Autor ist Journalist. Was er an geschichtlichen Hintergründen bringt, dürfte gut recherchiert sein (wahrscheinlich auch die Zwangssterilisation). Was Du schriebst, leuchtet mir ein, Erna. Danke!
Bis zum nächsten Mal, Marlis
Marlis Beutel
HildegardN
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Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von HildegardN »

Liebe Marlis,
bisher konnte ich noch nicht mitlesen, weil das bestellte Buch noch nicht bei mir eingetroffen ist.
Natürlich schaue ich oft ins Forum und habe soeben Deinen Beitrag und Deine Frage gelesen. In "google" fand ich hierzu folgende Information:
"Herman Bernhard Lundborg (* 7. April 1868 in Väse, Gemeinde Karlstad; † 9. Mai 1943 in Östhammar) war ein schwedischer Rassentheoretiker.
Lundborg studierte ab 1887 an der Universität Stockholm. 1902 promovierte er an der Universität Lund und wurde 1903 Dozent für Psychologie und Neurologie an der Universität Uppsala, ab 1915 für Rassenbiologie und Medizinische Genetik.
Herman Lundborg stand mit seinen rassetheoretischen Ansichten in der Tradition der schwedischen folk-Ideologie, die sich im 19. Jahrhundert auch unter Einfluss von Arthur de Gobineau und Houston Stewart Chamberlain entwickelt hatte. Danach war das folk als Rassekörper gesund zu halten. Von dieser Norm abweichende Personen sollten unschädlich gemacht werden. Lundborg vertrat die Ansicht, dass bestimmte Volksgruppen rasseuntauglich seien, so z.B. Lappen, Schwarze und Juden.
1921 wurde Lundborg zum Professor und Leiter des neugegründeten Staatlichen Instituts für Rassenbiologie in Uppsala ernannt, dessen Ziel in der Erforschung der Kennzeichen wertvoller Rassen bestand".
Hildegard
Marlis Beutel
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Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von Marlis Beutel »

Liebe Hildegard,

hoffentlich kannst Du bald mitlesen! Dein Beitrag zeigt, wie sorgfältig Jonasson recherchiert hat, dass das Buch keineswegs nur eine Lektüre ist, die den Leser amüsieren kann. Dein Beitrag zeigt aber auch, wir sehr uns die gemeinsame Lektüre tiefer eindringen lässt in die Welt der Literatur. Allein überliest man so manches. Und das ist sehr schade (auch wenn man´s nicht merkt).

Herzliche Grüße nach Bad Homburg, Marlis
Marlis Beutel
HildegardN
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Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von HildegardN »

Inzwischen habe ich die ersten 70 Seiten gelesen und und deshalb nur einen flüctigen Eindruck von unserem Buch. Sehr gefallen hat mir die Feststellung und Formulierung des Autors gleich zu Beginn, dass "Allan Karlsson vor seiner eigenen Geburtstagsfeier ausgebüxt" war. Wer kann das nicht nachvollziehen? Ich bin jedenfalls in meinem Freundes- und Bekanntenkeis immer wieder mit solchen oder ähnlichen Reaktionen konfrontiert worden und habe zum Teil auch mitgeholfen, ein Geburtstagskind zu entlasten.
Im übrigen liest sich das Buch (bis jetzt) wie ein humoristischer Krimi.
Hildegard
Erna
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Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von Erna »

Es ist eine gute Formulierung, ein humorvoller Krimi. Vielleicht bekommen wir überhaupt auf humorvolle Weise einen Teil Wahrheit vermittelt. Bei mir löst es immer wieder Aha-Effekte aus. Richtig- so war es einmal. Wenn ich die Beschreibung von Tschankeichek und Kuomintang, Truman und so weiter denke.
Lustig oder humorvoll ist es doch schon, wenn man den Titel liest vom Hundertjährigen und auf dem Umschlag ist ein Elefant, auf einem Buch aus Schweden. Da fragt man sich doch: Was soll das! Meines Erachtens eine gute Einführung.
Erna
Übrigen wurden in Deutschland schon über eine Million Bücher verkauft.
Auch die Übersetzung ist gelungen.
Klaus Rüger

Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von Klaus Rüger »

Endlich kann ich nach längerer Pause auch einen Beitrag in diesem Forum erbringen, da ich dieses Buch vor Kurzem gelesen habe.
Es ist erstaunlich , welchen Erfolg Jonasson mit diesem einen Buch erzielt hat !
An seinem zweiten Werk soll er ja noch schreiben !
Das Buch hat sich erfolgreich verkaufen lassen, sodass die erreichten Einkünfte offensichtlich ein Leben in der Schweiz (Tessin) garantieren.
In unserer überalterten Gesellschaft interessiert das Leben eines Hundertjährigen, wie er seinen Alltag meistert und zu welchen Abenteuern er noch fähig ist !
Der "Spiegel" nennt den Roman einen gelungenen Schelmenroman. Mit viel Humor nimmt er historische Persönlichkeiten auf die "Schippe" , ohne dem Leser irgendeine Weltanschauung aufzuzwingen.
Erzählfreude und Phantasie sind dem Autor wahrlich nicht abzusprechen.
Mfg
Klaus Rüger
Brigitte Höfer
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Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von Brigitte Höfer »

Lieber Klaus,
mir ist Deine leise Ironie nicht entgangen - aber das stimmt, Phantasie hat der Autor, und zwar eine blühende.
Ob der Protagonist hundert ist oder achtzig, was macht das schon - hundert verkauft sich wahrscheinlich besser.
Was würde ich mir wünschen, wenn ich ins Altenheim gekommen wäre, nachdem ich mein Haus in die Luft gesprengt habe - ?
Nun, eigentlich genau das zu erleben, was wir hier lesen.
Ich fand es so spannend, ("was denkt er sich denn jetzt als Nächstes aus?")- dass ich es in einem Rutsch gelesen habe.
Brigitte
Erna
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Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von Erna »

Lieber Klaus,
ja, es ist erstaunlich, welchen Widerhall das Buch findet. Für mich ist die zweite Ebene, die interessantere. Er holt so viele Ereignisse ins Gedächtnis zurück, die ich, und sicherlich auch ein Großteil der Leser , erlebt habe und die aus meiner Erinnerung geschwunden sind. Wie Du schon schriebst macht er das ohne Parteinahme aber doch mit einem gewissen Augenzwinkern, wenn man nur an sein Treffen mit Truman oder auch mit Frau Tchiang-kai-shek denkt. Und alles ist nur möglich, weil er sprengen kann.
Ich lese jetzt gerade von seinem Aufenthalt im Iran des Schahs.
Viele Grüße
Erna
HildegardN
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Re: Jonas Jonasson: Der Hundertjährige stieg aus dem Fenster

Beitrag von HildegardN »

Auch ich habe, wie Brigitte, unser Buch sehr schnell gelesen, und spannend fand ich es auch, allerdings eher, weil es mich interessierte, wie die Reise des Hundertjährigen - oder für den Hundertjährigen - zuende ging. Die so überaus positive Resonanz der anderen Leser, die dies zum Ausdruck gegeben haben, teile ich allerdings nicht. Es ist vor allem die wohl dem Geschehen angepasste, mir als recht grob erscheinende Sprache, die meine Lesefreude hemmte.
Hildegard
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