PRO Nationalpark Schwarzwald Mitte-Nord

Antworten
Heinz Pfeiffer

PRO Nationalpark Schwarzwald Mitte-Nord

Beitrag von Heinz Pfeiffer »

PRO
Nationalpark Schwarzwald Mitte-Nord


Die IST-Situation

Es IST erschreckend zu beobachten wie in den Städten und Dörfern des nördlichen und mittleren Schwarzwalds überall rechteckige Schilder mit der Aufschrift

„Nationalpark“

und einem dicken, roten Diagonalstreifen auftauchen. Soll heißen: „Nein zum Nationalpark“!

Was ist passiert? Welche Ängste treiben die Menschen um? Bei der Holzindustrie ist die Ablehnung vordergründig verständlich, denn ihre Existenz basiert überwiegend auf dem Vorhandensein der Fichte. Diese wird aber beim Umbau des Nationalparks stark reduziert werden. Da für den Umbau 20 bis 30 Jahre veranschlagt sind, fällt in diesem Zeitraum verstärkt Fichtenholz an. Und es bleibt genügend Zeit, um neue Strategien zu entwickeln.
Die Fichte wiederum ist im Schwarzwald nicht heimisch. Sie wurde ihres schnellen Wuchses wegen angebaut und ist sehr anfällig für Borkenkäferbefall. Wissen wir heute, ob der Klimawandel die Fichte nicht ganz aus dem Schwarzwald vertreiben wird?

Was unsere liebgewonnenen Gewohnheiten wie Wandern, Radfahren und im Winter Skilaufen betrifft, so werden diese hiervon nicht berührt. Der Kaltenbronn, eines der drei für den Nationalpark vorgesehenen Gebiete, ist das Ski- und Wanderzenrum des Nordschwarzwaldes. Diese Aktivitäten werden davon nicht berührt. Das Sammeln von Pilzen und Beeren ist im Kernbereich allerdings nicht gestattet.


Die Bedeutung des Nationalparks in der EU

Betrachten wir doch einmal die Landkarte mit den 27 EU-Ländern. Außer den beiden Zwergen Malta und Zypern hat jedes Mitglied der EU mindestens einen Nationalpark. Diese Länder verfügen zusammen über mehr als 240 Nationalparks. Spitzenreiter ist Finnland mit 35 Nationalparks, gefolgt von Schweden mit 28, Polen mit 23. Die Bundesrepublik Deutschland verfügt über 14 Parks. Auffallend dabei ist die große Zahl an grenzübergreifenden Nationalparks, wie den deutsch-luxemburgischen Nationalpark oder den erst vor kurzem eröffneten deutsch-schweizerischen Naturpark.

Die Franzosen haben neben anderen in den Seealpen auf einer Höhe zwischen 2000 m und 3200 m den „Parc National du Mercantour“ und direkt daneben auf der anderen Seite der Grenze gibt es den italienischen „Parco Nationale Alpi Marittime“. Diese Art der grenzübergreifenden Nationalparks erlaubt es, der Tier- und Pflanzenwelt in allen Klimazonen zu ihrem Erhalt und ihrem Schutz größere zusammenhängende Flächen zuzuordnen. Und die Natur kennt bekanntlich keine nationalen Grenzen!

An dieser Stelle sollte festgehalten werden, daß fast alle Mitgliedsstaaten der EU - und nicht nur diese! - den offensichtlich festen Willen haben, besonders schützenswerte Gebiete in ihrem Hoheitsbereich vor der Zerstörung durch den Menschen zu schützen. Und wir sollten dabei nicht vergessen, daß viele dieser Parks heute Publikumsmagnete sind. Der südliche Teil des „Parc National du Mercantour“ auf einer Meereshöhe zwischen 2000m und 2400m ist eine vom Tourismus geprägte Gegend.


Der Bayerische Wald

Eine wiederum andere Situation treffen wir im Nationalpark Bayerischer Wald an, der 1970 als erster bundesdeutscher Nationalpark ins Leben gerufen wurde. Diese Region, direkt an der tschechischen Grenze gelegen, war die wohl strukturschwächste unter den damaligen Zonenrandgebieten. Die einzigen nennenswerten Industrien waren die Glasbläserei und die Holzindustrie. Die klimatischen Bedingungen machten den bayerischen Wald zu einem Eldorado für Skilangläufer. Da bot es sich an, auf die Tourismuskarte zu setzen, vor allem auf junge Familien mit kleinem Geldbeutel. Gleichzeitig trug man dafür Sorge, daß dieser dünn besiedelte Raum in seiner Ursprünglichkeit erhalten blieb.

Wer in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach Bayerisch Eisenstein kam, der konnte sich der trostlosen Atmosphäre dieses Ortes und des direkt hinter dem Ortsschild beginnenden Eisernen Vorhangs nicht entziehen. Die Grenzstation zu Tschechien war einer Festungsanlage nicht unähnlich. Diese Trostlosigkeit hielt auch viele Urlauber davon ab, hier länger zu verweilen.

Wer heute nach Bayerisch Eisenstein kommt, begegnet einem pulsierenden, modern ausgerichteten Ort mit einer verkehrsreichen Grenze. Der Ort ist in der Mitte Europas angekommen. Dasselbe gilt für den gesamten Bayerischen Wald und den Böhmerwald auf tschechischer Seite. Diese beiden Regionen, seit jeher eine geographische Einheit, sind heute dabei zu einer touristischen Einheit zu verschmelzen. Das Wegenetz für Wanderer, Radfahrer und im Winter Skilangläufer ist im Nationalpark Bayerischer Wald und im Nationalpark Sumava auf tschechischer Seite grenzübergreifend angelegt.


Der Schwarzwald

Eine noch andere Situation treffen wir im Schwarzwald an, welcher traditionell eine starke Holzindustrie hat. Kleine und mittlere Unternehmen prägen heute die Wirtschaftsstruktur dieser Region. Viele dieser Betriebe sind in ihrer Branche Weltmarktführer. Zudem ist der Schwarzwald eines der attraktivsten Feriengebiete Deutschlands mit einer allerdings nicht sehr ausgeprägten touristischen Infrastruktur. An seiner Westseite befindet sich eine der fruchtbarsten und wirtschaftlich dynamischsten Regionen Deutschlands, das Rheintal. Geographisch liegt das Rheintal auf der Nord-Südachse der EU, vom Nordkap bis Sizilien. Das alles wirkt wie ein Sog auf die Menschen. Die Gefahr der Zersiedelung ist real gegeben.

Baden-Württemberg zählt zu den wirtschaftlich dynamischsten und innovativsten Regionen in der EU. Das wurde jetzt wieder bei der zehnten Auflage der sogenannten „Open Days“ in Brüssel erkennbar, wo auf Einladung der EU-Kommission über Regionalpolitik in der EU diskutiert wurde. Hier geht es darum, daß die schwächeren Regionen von den erfolgreichen lernen. Baden-Württemberg fällt hier, nicht nur in Fragen der Jugendarbeitslosigkeit, eine Schlüsselrolle zu.

Und nun stellen wir uns vor: Baden-Württemberg, eine der erfolgreichsten Wirtschaftsregionen der EU, ist Schlußlicht beim Naturschutz. Das darf doch nicht wahr sein!

Ich habe hier versucht, die Problematik Nationalpark Schwarzwald Mitte-Nord einmal aus einer anderen Perspektive zu beleuchten. Wer von den Lesern dieses Artikels mehr über die Voraussetzungen wissen will, die zur Gründung eines Nationalparks notwendig sind, den verweise ich auf die Homepage

http://www.pro-nationalpark-schwarzwald.de



Heinz Pfeiffer
Antworten