Die weiße Festung v. Orhan Pamuk

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Erna
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Die weiße Festung v. Orhan Pamuk

Beitrag von Erna »

Erste Leseeindrücke
Da ich schon mehrere Bücher von O. Pamuk gelesen habe, stellt sich mir zunächst die Frage: Wie lese ich das Buch? Als eine interessante Erzählung aus 1000 und 1 Nacht oder nehme ich mir eine Enzyklopädie dazu und schaue nach, was bestimmte Begriffe bedeuten sollen. Ich habe mich dann dazu entschlossen, es als interessanten Roman zu nehmen.
Angesiedelt ist die Handlung vorwiegend im europäischen Teil des osmanischen Reiches zur Zeit der Wesire Köprülü Mehmed und seines Sohnes Fazil Ahmed. Im Gegenteil zu seinem Vater Mehmed, war Fazil Ahmed großzügiger, freundlicher, ein Förderer von Kunst und Literatur. Diese genaue Zuordnung erweckt den Eindruck, es mit einer authentischen Schilderung zu tun zu haben. Vor allem auch dann, wenn man die Einleitung liest. Aber dort gibt Pamuk dann selber den Hinweis, dass er manche Personen auch bei Nachforschungen nicht gefunden habe. Ich nehme an, er meint den Venezianer und den Hodscha. Beide haben eigenartiger Weise keine Namen sind nur durch ihr "Metier" gekennzeichnet und durch ihre Herkunft: Venedig und Gebze.
Da ich noch nicht viel mehr gelesen habe, will ich für heute hier aufhören. Ich hoffe, dass ich einige Mitleser habe.
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Carmen Stadelhofer
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Beitrag von Carmen Stadelhofer »

Unser kleiner Literaturkreis in Ulm am ZAWiW, darunter einige ViLE-Mitglieder, steht, wie das Online-Leseprojekt bei ViLE, unter dem Thema "Sich Europa durch die Literatur erschließen". Wir treffen uns in regelmäßigen Abständen, oft lesen und diskutieren wir ein Buch parallel zu der Online-Diskussion, wir lassen uns von ihr inspirieren, einzelne mischen sich manchmal dort auch tatkräftig ein. Nur „Der weiße Rabe“ von Andrzey Stasiuk hat zu Beginn einer Leserunde so viel Diskussion ausgelöst wie „Die weiße Festung von Pamuk. Die Reaktionen auf die Lektüre waren ganz unterschiedlich (interessant – gut geschrieben- völlig abgehoben,....). Zunächst versuchten wir den Inhalt zu rekonstruieren, dann arbeiteten wir in der gemeinsamen Diskussion mehrere Ebenen bzw. im Roman enthaltene Gegensatzpaare heraus, die zu untersuchen uns interessant erscheint: Begegnung Ost-West, Islam-Christenheit, Fatalismus- Erkenntnis/Machbarkeitsstreben, Rationalität-Irrationalität, Recht-Unrecht, Abgrenzung-gegenseitige Vermischung/Befruchtung. Auch die fehlenden Frauen, die Beschreibung des Alltagslebens und die Machtbeziehungen waren Thema. Wir gingen auseinander mit dem Bewusstsein, dass wir noch viel in und mit dem Buch gemeinsam zu entdecken haben!
Erna
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Die weiße Festung

Beitrag von Erna »

Ich habe eben die Anmerkungen von Carmen gelesen und kann von mir auch sagen, je intensiver ich über das Buch nachdenke, desto mehr erschließt es sich. Für mich stellt Pamuk sehr gut die Gegensätze zwischen Ost-West dar. Bemerkenswert, beide lernen sofort die Sprache des anderen. Der Hodscha innerhalb von 6 Monaten, zugleich mit dem Lesen sämtlicher vorhandenen Bücher, deren Schrift er auch noch lernen musste. Am Anfang sitzt der Hodscha auf dem Sofa (ein an den Wänden der Räume verlaufenden Bank) auf dem man mit untergeschlagenen Beinen sitzt, was der Student nicht kann und deshalb steht. Er ist als über dem Hodscha (Lehrer). Dann baut der Student Tisch und Bank. Jetzt sitzt man sich in gleicher Augenhöhe gegenüber. Der Umgang miteinander verändert sich. Der Hodscha ist nicht mehr der Fragende, sondern gleichwertiger Partner.
ErnaS

Die weiße Festung

Beitrag von ErnaS »

Inzwischen habe ich ein Stück weiter gelesen.
Der Wissensstand von Hodscha und Sklave ist annähernd gleich. Der Hodscha versucht sich an immer neuen Themen, ohne dass er zu einem positiven Abschluss kommt. Dann sucht er für sich nach mehr Ehre, und meint sie darin gefunden zu haben, dass er die Erziehung des kleinen Sultans anstrebt.
Die Erziehung des kleinen Sultans ist natürlich Männersache. Nur bis zur Beschneidung der kleinen Jungen wohnen diese im Frauenteil bei ihren Müttern. Ein Familienleben, wie wir es kennen, gibt es nicht. Daher hat der Erzieher großen Einfluß auf das Kind.
Die Kontakte zum Sultanshof sind unterschiedlich eng. Als gar der Pascha in Ungnade fällt, hören sie für eine Zeit ganz auf.
Der Hodscha sucht sich in dieser Zeit von seinem Sklaven intellektuel abzusetzen, merkt aber, dass er nichts zustande bringt und bittet ihn wieder zu gemeinsamer Arbeit.
Ihn interessiert die Frage: Warum bin ich, was ich bin? Das zu bedenken, sei in seinem Lande üblich, antwortet der Sklave. Und so setzen sie sich wieder gemeinsam an den Tisch und schreiben ihr Leben auf. Sie erfahren so viel von einander, dass ihnen nichts mehr fremd ist und jeder im Leben des anderen eben so gut Bescheid weiß, wie in seinem eigenen.
Als der Hodscha meint, genügend zu wissen, möchte er dazu angeleitet werden, sich mit seinem Inneren zu beschäftigen. Dabei hat der Sklave die Erkenntnis, dass alle Selbszweifel, das unzureichende Selbstvertrauen, das er dem Hodscha vermittelt, er von diesem gelernt haben muß. Es ist auch jetzt ein Geben und Nehmen. Das Verhältnis der beiden ist zum ersten Mal so gut, dass er den Hodscha bitten möchte, ihn frei zu lassen.
Da bricht die Pest aus.
ErnaS

Letzter Teil "Die weiße Festung"

Beitrag von ErnaS »

Die Pest ist in Istanbul ausgebrochen. Der Sklave kommt vor Angst fast um und wendet sich an einen italienischen Renegaten, der ihm sagt, um hier glücklich zu werden, müsse man Moslem sein. Der Hodscha dagegen fürchtet sich nicht, denn das Leben liegt in Gottes Hand. Die Pestzeit bringt die beiden in ihrer Hassliebe einander wieder näher. Selbst die Gedanken ergänzen sich: Während der eine denkt, er würde meine Stelle einnehmen, denkt der andere, dann würde ich ihn freilassen.
Endlich hält der Sklave es nicht mehr aus und flieht auf die „christliche“ Insel Heybeli. Aber schon bald verspürt er Heimweh und ist glücklich als der Hodscha auftaucht und ihn mitnimmt.
Der Sultan hat den Hodscha beauftragt, zu erkunden, wann die Pest beendet sein würde. Dazu braucht er die Mitarbeit seines Sklaven.
Als zur angegebenen Zeit tatsächlich die Pest erlischt, sind beide in der Gunst des Sultans gestiegen. Während der Hodscha den Auftrag bekommt eine alles vernichtende Kriegswaffe zu entwickeln, geht sein Sklave bei Hofe ein und aus. Er besucht Feste und Trinkgelage und wird dem Hodscha immer unähnlicher. Die Zuwendung des Sultans, der Verbrauch der Gelder für die Waffe, entfacht den Zorn der Umgebung über den Ungläubigen.
Inzwischen ist der Sultan auf einem Kriegszug auf dem Balkan. Endlich ruft er nach der Kriegsmaschine. Die war in all den Jahren so groß geworden, dass sie kaum vom Platz zu bekommen war. Als sie endlich an Ort und Stelle ist, konnte sie den Krieg nicht positiv beeinflussen. Nur von weitem sah man die weiße Festung, die man einnehmen wollte.
Der Padischah ruft den Hodscha zu sich und als er am Morgen zurückkommt, tauschen sie die Kleider, der Sklave gibt ihm sein Medaillon und der Hodscha kehrt in die Heimat seines Sklaven zurück. Hier endet die Geschichte von der weißen Festung.
Der Sklave, der die Identität des Hodschas angenommen hat, heiratet , bekommt Kinder und kann wieder vom Hodscha sprechen. Bei einem Besuch beim Sultan sagte ihm dieser: Muss denn einer Padischah sein, um begreifen zu können, dass die Menschen einander überall in der Welt gleichen. Der Sklave zieht sich vom Hofe zurück.
Eines Tages besucht ihn ein alter Mann „Evliya“. Jedem Türken bekannt als Evliya Celebi, der große türkische Reiseschriftsteller des Mittelalters. (Wieder ein Hinweis auf Authentizität?) Dem muss er in 13 Nächten von 13 italienischen Städten erzählen, damit Evliya noch Italien in sein großes Werk aufnehmen kann. Evliya sagt ihm: Wir müssen das Wundersame und Erstaunliche draußen in der Welt suchen, nicht in uns.
Eines Tages erscheint ein junger Mann, erzählt ihm von dem Sklaven, der nach langen Jahren in der Türkei wieder nach Emboli zurückgekehrt sei und der ihm, vom Hodscha erzählt habe. Nur wie man die beiden verwechseln könne, könnte er nicht verstehen.

Hier endet meine Inhaltsangabe des Buches. Ich hoffe, dass sie im Vergleich mit Monikas zu einer Diskussion anregt.
Was mich an dem Buch fasziniert, ist die interessante Beschreibung des zeitgenössischen Lebens im Osmanischen Reich, das für uns so völlig ungewohnt ist. Die Trennung von Harem (Frauenteil) und dem eigentlichen Männer dominierten Hof oder Teil des Hauses.
Daneben läuft die Erzählung des Westlers und Orientalen.
HildegardK

Orhan Pamuk Die weiße Festung

Beitrag von HildegardK »

Ernas Inhaltsangabe zu "Die weiße Festung" finde ich gut. Sie weist auf die Verschiedenheit der Wahrnehmungen in den beiden Kulturen der Hauptpersonen (Hodscha/Sklave) hin. Das Fremde tritt ins Leben des Sklaven und trifft damit voll unser Empfinden gegenüber dem Andersartigen. Verblüffend finde ich die Idee über das äußere gleichartige Aussehen die beiden Kulturen miteinander so zu verweben, daß sich Hodscha und Sklave "vertauschen" können.
Das Buch zeigt auf jeden Fall Persprektiven auf, wie wir uns auf den Weg machen können, um mit fremden Kulturen besser umgehen zu können. Daher ist die Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels zu begrüßen.
Auch ich lese das Buch als Roman. Doch ist meine Neugierde geweckt, es mit Nachschlagewerken in vertiefender Art zu erleben, das heißt es noch einmal zu lesen.
Erna spricht von einer Beurteilung des Buches durch Monika. Leider finde ich von ihr keinen Beitrag im Forum.
Carmen

Inhaltsangabe

Beitrag von Carmen »

Liebe Hildegard, die Inhaltsangabe von Monika findest du auf der Homepage des Lernprojekts zu diesem Buch - dort gibt es eine Biographie zu Orhan Pamuk, eine kurze Inhaltsangabe und dann eine ausführliche von Monika.Gruß, Carmen
Erna
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Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Beitrag von Erna »

Ich freue mich sehr, dass du, Hildegard , auf meine Gedanken zum Buch eingegangen bist. Es war für mich schon frustrierend, dass niemand darauf antwortete. Für mich brachte die Erzählung, wie ich schon gesagt habe, ein schönes Bild der europäischen Türkei, vor allem Istanbuls und des osmanischen Hofes im ausgehenden Mittelalter und daneben die beiden Hauptfiguren. Vor allem ist das Gleich- Werden schön geschildert. Erst der Sklave aus dem Westen, der so viel weiß. Er steht und der Hodscha sitzt - dann die gleiche Augenhöhe, da der Sklave ja Tisch und Stühle gebaut hat - und dann das Gleich- sein, einer kann die Rolle des anderen übernehmen. Ob Orient oder Okzident, beide sind Menschen.
Übrigens finde ich die Übersetzung von Ingrid Iren gelungen.
Gitti

Die weiße Festung

Beitrag von Gitti »

Liebe Erna, ich bin Mitglied der realen Lesegruppe in Ulm, und habe deine Inhaltsangabe schrittweise interessiert verfolgt. Für uns war der erste Leseeindruck der weißen Festung mit vielen Unklarheiten verbunden. Die polnischen, russischen und türkischen zeitgenössischen Romane, durch die wir uns den östlichen Kulturen zu nähern versuchten, haben uns bis jetzt immer neue Erkenntnisse gebracht. Bei Orhan Pamuk rätselten wir erst mal lange, um was es überhaupt geht. Das begann beim Verfasser der Rahmenhandlung: Ist Faruk identisch mit Orhan?
Auf den zweiten Blick habe ich mich gerne eingelassen auf die Gegenüberstellung der christlichen und der islamischen Kultur in diesem wunderbaren märchenhaften Roman. Die gleichzeitige bildhafte Beschreibung des Lebens in Istanbul im 17. Jahrhundert regte mich außerdem an, in der Kulturgeschichte Durant’s nachzulesen. Männer und Frauen lebten im Alltag dort damals tatsächlich voneinander völlig abgeschieden, und folglich ist es nur schlüssig, dass kaum ein weibliches Wesen in diesem Roman aus männlicher Sicht auftritt. Vielleicht müsste der Parallelroman über Kulturvergleich aus weiblicher Sicht noch geschrieben werden. Kulturelle Vorgänge wurden damals ja hauptsächlich von Männern beherrscht und so konnten von Ost nach West und umgekehrt nur deren Taten und Errungenschaften miteinander verglichen werden, auch bis zur heutigen Zeit. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum diese Erzählung auf uns so befremdlich wirkt?
Gitti
Erna
Beiträge: 878
Registriert: Freitag 1. April 2005, 10:47

Die weiße Festung

Beitrag von Erna »

Liebe Gitti,
so weit ich es aus der Biographie Orhan Pamuks entnehmen kann, ist er es nicht. Wobei ich mich so ganz dunkel erinnere, dass auch in einem der anderen Bücher der nach einer Schrift suchende Beamte vorkommt. also könnte er es doch wieder sein.
Wenn man heute ins Innere von Anatolien geht, gibt es diese Trennung von Männer- und Frauenbereich noch oft. z.B. feiern Männer und Frauen die Hochzeit weitgehend getrennt, essen Frauen und Männer bei größeren Zusammenkünften getrennt, die Männer zuerst, die Frauen danach. (Ähnliches gab es bei uns früher auch z.B. in den Kirchen, wo Männer und Frauen getrennt saßen, wo man den Mocca und die Zigarre in nach Geschlechtern getrennten Räumen einnahm.) Wobei es in den islamischen Ländern ja nicht nur in der Türkei so ist.
Zu dieser Zeit gab es in den Wohnungen ja auch kaum Möbel. Die rund um den Raum verlaufende Bank, niedrige Tische, oft nur ein Gestell mit einem großen Messingtablett, Wandschränke und viele Teppiche. Es gab auch keine Bilder.
Ich lese sehr gern Bücher von O. P. Obwohl sie nie einfach zu lesen sind.
Gisa (Gast)

Die weiße Festung

Beitrag von Gisa (Gast) »

Da ich gerne etwas von dem Friedenspreisträger 2005 lesen wollte, fiel meine Wahl auf „Die weiße Festung“: das Taschenbuch war am billigsten und wenig umfangreich. Keine anerkennenswerten Gründe – ich weiß! Dann bin ich auf die Leserunde 8 gestoßen. Welche Gründe hatte man da für die Auswahl?
Ich habe den Roman durchgelesen , freilich noch ohne Erstleseeindrücke zu notieren, bin aber ohnehin zu dem Schluß gekommen, daß ich alles noch einmal von Anfang lesen sollte.
Gerade bin ich dabei und stelle mit Verwunderung fest, daß ich die Widmung: „Für Nilgün Darvinoglu (1961-1980)“ völlig übersehen hatte. Das Buch ist also einer Frau gewidmet!
Ich werde weiter darauf achten, daß Frauen doch viel mehr eine Rolle spielen, als ich bisher dachte.
Das Vorwort des ausgedachten (fiktiven) Herausgebers bringt mich jetzt auch zum Nachdenken. Er will, so scheint mir, die Leser von vornherein verunsichern: Was ist historisch, was phantasievoll erfunden? Allerdings sehe ich, daß mir wenig über die Geschichte des osmanischen Reiches bekannt ist, und beim Suchen im Internet fand ich
Das Virtuelle Museum "Karlsruher Türkenbeute"..( im Badischen Landesmuseum)
www.tuerkenbeute.de/ Dort werde ich mir vor der Zweitlektüre noch weiter Eindrücke verschaffen, damit ich mich mehr in die Atmosphäre des Romans hineinversetzen kann.
Vielen Dank für alle Anmerkungen und Hinweise in diesem Forum! Ist es möglich, eine Liste der Bücher zu erhalten, die Gitti erwähnt und von denen Carmen nur „Der weiße Rabe“ nennt. Ich wäre dafür dankbar
Gisa
Erna
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Die Weiße Festung

Beitrag von Erna »

Liebe Gisa,
genau wie du, habe ich das Buch zweimal gelesen. Ich musste feststellen, dass ich beim ersten Mal viel überlesen hatte. Außerdem glaube ich, bei einem dritten Mal, würde ich wieder etwas entdecken, was mir bisher nicht aufgefallen ist.
Warum das Buch ausgewählt wurde? z. T. deswegen, weil ich es für das am leichtesten zu lesende hielt (v. Orhan Pamuks Büchern), weil es nicht so umfangreich ist und natürlich auch, weil es als Taschenbuch zu haben war.
Sonst hätte ich "Schnee" vorgeschlagen. Es spielt in der heutigen östlichen Türkei und wir haben bei dem Thema viel mehr Hintergrundwissen. Außerdem ist es das Buch, für das O.P. den Friedenspreis bekommen hat.
Grüße
Erna
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ellen
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Beitrag von ellen »

Ein bißchen Werbung in eigener Sache: die von Gisa genannte Weseite "tuerkenebeute.de" habe wir im LernCafe 21(http://www.lerncafe.de) "Europäische Kulturen begegnen sich" (Webangebote) vorgestellt. Auch hier kann man sich schon mal vorinformieren.
Ich habe gerade erst ein Viertel des Buches gelesen, werde aber noch versuchen in Eure Diskussion einzusteigen. Ein Punkt bisher war für mich der: mein bisheriges Wissen war eigentlcih auf dem Stand, daß der "Orient" oder die arabische Welt lange in den meisten Wissenschaften dem Okzident voraus war. Das scheint hier nicht so. Denn nicht nur der Hodscha, sondern auch der Hof-Astronom und wohl noch andere, lassen sich vom Sklaven aus Italien so viel erklären. Muß ich da erst weiter lesen oder muß ich mein Wissen auffrischen?
Gitti

Die weiße Festung

Beitrag von Gitti »

Ich habe mich auch gefragt, Ellen, warum die Vergleiche der Kulturen hier ausgerechnet im 17. Jahrhundert stattfinden. Aber es könnte ja sein, dass um die Zeit der Renaissance der Vorsprung der Wissenschaft wieder im Westen war, wo Kopernikus, Galilei usw. ihre Entdeckungen machten. Es war eine Zeit des Umbruchs, wo die östlichen Gesellschaften wieder eher das bequeme Leben suchten. Das ausschweifende Leben wird uns im Roman von Pamuk ja prächtig vorgeführt. Die teuflische Kriegsmaschinerie hat auch nicht mehr funktioniert und die Eroberung der weißen Festung war gescheitert. Und zum Schluss ist der Venezianer, der ehem. Sklave aber ein sehr zufriedener türkischer Familienvater. Wie ich schon an Erna schrieb, hätte ich gerne auch etwas über die weibliche Kultur erfahren, aber das wäre wahrscheinlich ein ganz anderes Kapitel.
Auf die Frage von Gisa, welche östliche Literatur wir bis jetzt gelesen haben, möchte ich kurz unsere letzten Titel auflisten: Die Unwissenheit von Milan Kundera, Briefe der Liebe von Maria Nurewka (Polen), Der weiße Rabe von Stasiuk (Polen), ein fröhliches Begräbnis von Ludmila Ulitzkaja (Russland), die Brücke vom goldenen Horn von Emine Özdamar (Türkei).
Gitti
Erna
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Beitrag von Erna »

Tatsächlich war die arabische Wissenschaft der westlichen Wissenschaft bis ins Mittelalter voraus. Dann gibt es einen eigenartigen Stillstand. Woher er kam, weiß ich nicht und die, die darüber referierten konnten es auch nicht begründen. Vielleicht war das osmanische Reich (wobei arabisch und osmanisch nicht deckungsgleich ist) so groß geworden, dass man alle Mühe hatte, es zusammen zu halten. Dauernd war man in irgend welche Kriege verwickelt. Man war sehr mißtrauisch am Hofe. Brudermorde waren keine Seltenheit. Daher hatte der Sultan auch die Janitscharen als Truppe gegründet. Sie bestand aus den Jungen der Knabenlese und waren nur dem Sultan unterstellt.
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