Europa Global I.

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Heinz Pfeiffer

Europa Global I.

Beitrag von Heinz Pfeiffer »

Im November 2013 nahm ich an einem Internetseminar der Landeszentrale für politische Bildung in Stuttgart teil
Die Euro-Krise – Europa am Abgrund?
Wir hatten im Rahmen dieses Seminars 5 Wochenaufgaben zu lösen. Meine Lösungen stelle ich hiermit allen Interessierten zum Lesen zur Verfügung

Regionalisierung - Antwort auf die Globalisierung ?

Auf dem historischen Hintergrund zweier Weltkriege war die EU zunächst einmal der Versuch den damals freien Teil Europas vor weiteren Katastrophen dieser Art zu schützen. Wie wir heute wissen ein überaus erfolgreicher Versuch und das Ergebnis einer vorausschauenden Politik, wie ich sie heute oftmals schmerzlich vermisse. Begriffe wie Regionalisierung und Globalisierung kamen vielleicht im Duden vor, aber nicht in unseren Köpfen.
Als Student habe ich diese Anfänge in Frankreich miterlebt. Die Diskussionen zu diesem Thema waren mitunter recht heftig. Als Deutscher hatte man oftmals einen schweren Stand, da die anderen sich häufig für die besseren Menschen hielten. Nur in einem Punkt waren wir uns alle einig: 1945 durfte sich nicht wiederholen und Gewalt war der sichere Weg in die nächste Katastrophe. Daß die politische und vor allem auch technologische Entwicklung völlig anders verlaufen würde, wie wir damals glaubten, war für uns nicht vorhersehbar.
Was hat zunächst einmal Regionalisierung mit einem „Europa der Regionen“ zu tun? In diesem Frühjahr fanden zum zehnten Mal die sogenannten „Open Days“ in Brüssel statt. Das Ziel dieser Veranstaltung ist es, die wirtschaftlich schwächeren Regionen an die stärkeren heranzuführen. Auf diesem Weg soll die wirtschaftliche Entwicklung der EU im Inneren gestärkt und weiter entwickelt werden, was wiederum die Außenwirkung positiv beeinflußt. Außenwirkung bedeutet in diesem Zusammenhang das Auftreten eines europäischen Binnenmarktes auf globaler Ebene.
Jedoch die Stärkung des Binnenmarktes und die Rückbesinnung auf regionale Strukturen hat noch einen anderen Aspekt. Eine Staatengemeinschaft von 28 Nationen, von denen jedes Land seine eigene Geschichte und Kultur hat, dazu mindestens eine Landessprache, benötigt allgemein verbindliche Standards und Kooperation z.B. in der Rechtsprechung, bei der Bankenaufsicht, im Finanz- und Steuersektor, in der Forschung, u.a., um auf diesem Weg Mißbrauch und Fehlentwicklungen entgegen zu wirken. Das ist schon schwer genug. Aber Wohlstand der nicht auf Kosten anderer erworben wird, muß erarbeitet werden und das geht am besten bei gleichen Voraussetzungen. In einer Zeit, wo sich viele Bürger von der Institution Europa abwenden, weil sie sich nicht damit identifizieren können, ist es umso wichtiger sich mit der Region zu identifizieren, in der man lebt und wo man u.U. seine Wurzeln hat.
Regionalisierung und Globalisierung bedingen sich gegenseitig. Die verstärkte Regionalisierung ist die Antwort der Nationalstaaten auf die Globalisierung. Letztere wiederum eröffnet dem einzelnen Staat mehr Möglichkeiten durch Stärkung seiner Wirtschaft und seiner Institutionen den Wohlstand seiner Bürger zu sichern.
In den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts betrug der Anteil Deutschlands am Welthandel zwischen 25% und 30%. Der Anteil der EU heute wird auf 20% geschätzt. Eine Projektion besagt, daß dieser Anteil 2030 noch 5% betragen wird, bei immer mehr zunehmendem Welthandel! Und wie groß wird der Anteil Deutschlands dann sein? Die Konsequenz aus diesen Zahlen kann doch nur der Zusammenschluß zu größeren, integrierten Wirtschaftsräumen sein. Eine weitere, zwingende Schlußfolgerung ist aber, daß noch andere große Staaten - wie China, Indien, Brasilien, usw. - auf die Weltmärkte drängen. Die Globalisierung wird weiter gehen und von uns eine verstärkte Regionalisierung erfordern. Je größer und in sich stabiler die EU nach außen auftritt, desto größer die Chancen sich auf den globalen Märkten zu behaupten.
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