Unter Europäische Identität habe ich bei
www.eduvinet.de folgende gekürzte Beiträge gefunden. Da ich sie sehr aufschlussreich finde, gebe ich sie gekürzt zur Kenntnis.
Was stiftet Identität?
Im wesentlichen sind es wohl drei Elemente, die sich gegenseitig beeinflussen:
Die Geburt, sie begründet die Bindung an eine Familie, Sippe oder ein Volk auch an einen konkreten geographischen Raum.
Die Kultur, sie prägt durch ihre geistigen und emotionalen Erfahrungen Individuen und Gruppen.
Die Akzeptanz gemeinsamer Werte schafft Wertegemeinschaften.
Welche Merkmale kennzeichnen die Europäer?
Sie trennen Religion und Herrschaft (Staat).
Sie üben Toleranz zwischen den Angehörigen verschiedener Konfessionen.
Sie treten ein für persönliche und soziale Menschenrechte (Herrschaft des Rechts).
Sie sind offen für eine pluralistische Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Sie schwanken zwischen Föderalismus und Nationalismus/Zentralismus.
Sie sind Anhänger einer pluralistischen und parlamentarischen Demokratie.
Wenn Europa als eine Gemeinschaft verschiedener Völker oder als gemeinsam handelnde Union überleben will, müssen sich ihre Einwohner mit bestimmten Werten identifizieren (Minimalkonsens).
Identität bedeutet vollkommene Gleichheit zwischen zwei Dingen, eine Wesensgleichheit. Europäische Identität wäre nach diesem Wortsinn eine Wesensgleichheit zwischen allen Einwohnern Europas. Aber welches Europa ist gemeint? Eine geographische Bestimmung Europas ist nicht einfach und ein politisch klar definiertes Staatsgebiet Europa gibt es (noch) nicht. Wie können aber Personen mit etwas wesensgleich sein, was nicht genau definiert werden kann?
Ein europäisches Bürgerrecht, das zumindest eine juristische Identität begründen würde, gibt es nicht. Polen oder Ungarn fühlen sich als Europäer, ebenso wie Franzosen oder Deutsche. Dabei bezieht man die Wesensgleichheit auf einen sehr vagen Begriff einer gemeinsamen historischen Vergangenheit, die aber - bei näherer Betrachtung - häufig eher gegensätzlich als gemeinsam erfahren wurde.
Der tschechische Staatspräsident Václav HAVEL hat 1994 im Europäischen Parlament in Straßburg aus dem beschriebenen Widerspruch einen mutigen Ausweg gewiesen, indem er sagte: "Deswegen scheint es mir, daß die vielleicht wichtigste Aufgabe, der sich heute die Europäische Union gegenüber sieht, einhergeht mit einem neuen, aufrichtigen und klaren Nachdenken über das, was man europäische Identität nennen mag, einer neuen und wahrhaft klaren Benennung europäischer Verantwortung, einem verstärkten Interesse an einer echten europäischen Integration, an all ihren weiteren Verwicklungen in der gegenwärtigen Welt und an eine Erneuerung ihres Ethos oder, wenn Sie so wollen, ihres Charismas.
Es scheint im Wesen des Menschen zu liegen, daß er einen Teil seines Selbstgefühls seiner Identität auch mit überschaubaren Räumen verbindet, in denen er meistens von Kindheit an mit anderen Menschen gemeinsame Erfahrungen gesammelt hat und dadurch in besonderer Weise geprägt wird. In der deutschen Sprache wird dafür meistens der Begriff Heimat benutzt, wobei manchmal Heimat nicht nur räumlich, sondern auch geistig empfunden wird und beide nicht identisch sein müssen. Auch entdecken viele Menschen im Laufe ihres Lebens eine Wahlheimat, die die Bedeutung einer früheren Heimat verblassen läßt.
Heimat ist am besten zu fassen und zu beschreiben als ein ganz persönlicher Entwicklungsprozeß, der mit Orten zu tun hat, mehr noch mit Menschen, die einem vertraut sind, unter denen man sich wohl, das heißt zu Hause fühlt, und besonders mit der Wohnlichkeit des eigenen Kopfes, der eigenen Geisteswelt. Der ganz persönliche Entwicklungsprozeß liefert auch die Erklärung dafür, daß Heimat gleichzeitig existent und nicht mehr existent sein kann."
Diese sehr persönlichen Bindungen der Menschen an bestimmte Regionen sind emotional sicher sehr wichtig, und sie zu schmälern hieße, den Menschen ihre Wurzeln zu nehmen. D.h., die Regionen bedürfen eher des Schutzes durch größere Einheiten, als daß sie selbst in der Lage wären, ihren Bewohnern ausreichend Schutz zu gewähren. Daraus folgt, daß man den Regionen die Pflege der Kultur und der Natur in überschaubaren Räumen überlassen sollte, das dient sicher der Identitätsfindung.
Erna