• Impressum
  • Kontakt
  • Arbeitskreis Frauengeschichte

Arbeitskreis Frauengeschichte

  • Willkommen
  • Allgemein
  • Wir über uns
  • Projekte
    • Aktuelles Projekt
    • Fortlaufendes Projekt
    • Abgeschlossene Projekte
      • Unlearned Lessons
      • Projekt Frauenportraits
      • Ulmer Straßenprojekt
      • Europäisches Projekt EWA
      • Migrantinnen 60+
      • Gegenwärtige matrilineare Gesellschaftsformen weltweit
  • Veröffentlichungen

Khasi

Frauen leben frei und selbstbestimmt

Zum Volk der Khasi gehören heute über 1,1 Million Menschen. Sie leben im Nordosten Indiens in den  Bundesstaaten  Meghalaya (Hauptstadt Shilong) und Assam, sowie im benachbarten Bangladesch. Die Gesellschaft ist matrilinear geordnet. Dies bedeutet, dass die Kinder der Mutter zugerechnet werden und  die Erbfolge nach der mütterlichen Linie geregelt ist. Dieses System stellt  kein Matriarchat mit weiblicher Vorherrschaft dar. Vielmehr fühlen sich die Khasi-Frauen  gleichberechtigt, weil sie ein freies und  selbstbestimmtes Leben führen können wie ihre Männer. Die matrilineare Lebensweise der Khasi ist verfassungsmäßig in der Gesetzgebung des Landes verankert und ihre Sprache als assoziierte Amtssprache anerkannt. Sie ist der vietnamesischen und der kambodschanischen Sprache verwandt.

Zwei junge Khasi-Frauen

Zwei junge Khasi-frauen

Urheber: Bogman; Lizenz: CC BY-SA 3.0
Quelle: Wikipedia

Die Khaddu

Da die jüngste Tochter erfahrungsgemäß am längsten bei den Eltern lebt, wird sie oft zur Nachfolgerin  ihrer Mutter als Clanführerin ausgewählt und als Khaddu bezeichnet. Alle Verantwortung für die Angehörigen der Sippe, aller Besitz, alle Rechte, Pflichten und eventuelle Privilegien werden an sie vererbt. Traditionell gibt es aber keinen Privatbesitz bei den Khasi, außer dem persönlichen Schmuck von Männer und Frauen.  Zu den Aufgaben der Khaddu gehören auch die religiösen und rituellen Belange der Sippe. Um diesen vielfältigen Aufgaben gewachsen zu sein, erfährt die Khaddu oft eine besonders gute Ausbildung. In der Schule werden Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet. Während der Schulzeit leben sie häufig in der Stadt bei Verwandten und kommen nur alle paar Wochen nach Hause in ihre Dörfer. Viele Frauen studieren und gehen anspruchsvollen Berufen nach.

 

Matrilokaler Wohnsitz

Obwohl heute über 50 % der Khasi Christen sind, pflegen sie ihre alten Bräuche, die aus ihrer naturverbundenen Urreligion stammen, zu der auch der Ahnenkult gehört. Während der Feste, z. B. beim Erntedank oder Frühjahrsfest, finden rituelle Tänze statt zu traditioneller Musik. Die jungen Frauen schmücken sich mit silbernen Kronen, und beide Geschlechter tragen Gewänder und Überwürfe aus sehr bunt gewebten Stoffen. Zu den Festen werden die jungen Männer aus den Nachbardörfern eingeladen. Eheschließungen sind nur außerhalb der eigenen Sippe erlaubt. Ein Kriterium der Frauen bei der Partnerwahl ist, wie gut und elegant ein Mann tanzen kann! Nach der Hochzeit zieht das Paar ins Haus der Braut, und der Ehemann arbeitet überwiegend für seine Frau und deren Familie. Der Ehemann nimmt den Nachnamen der Frau an. Die Kinder leben in der mütterlichen Familie. Sollte sich das Paar trennen, verbleiben die Kinder bei der Mutter.

Neben der Khaddu, dem weiblichen Oberhaupt eines Clans, gibt es männliche Sippenhäuptlinge, oft Verwandte der Sippenmutter. Diese Häuptlinge haben administrative, repräsentative und diplomatische Aufgaben und vertreten den Clan nach außen. Die Männer sind stolz auf dieses System. Traditionell gibt es eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung.

Auch wenn das traditionelle Leben sich langsam ändert, halten die Khasi an ihrer matrilinearen Lebensweise fest, weil sie Frauen und Männern ein freies und  gleichberechtigtes Leben erlaubt.

(Erla Spatz-Zöllner, Mai 2015)

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Khasi_(Ethnie) 2.4.15

 Barbara A. West: Khasi (Cassia… Ki Khasi). In: Encyclopedia of the Peoples of Asia and Oceania. Infobase, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 386–388 (englisch; Seitenansichten in der Google-Buchsuche). 2.4.2015

https://books.google.de/books?id=pCiNqFj3MQsC&pg=PA386#v=onepage&q&f=false

Donna L. Leonetti u. a.: In-law Conflict: Women’s Reproductive Lives and the Roles of Their Mothers and Husbands among the Matrilineal Khasi. In: Current Anthropology. Band 48, Nr. 6, University of Chicago Press, Dezember 2007, S. 861–890 (englisch; PDF-Datei; 450 kB auf unl.edu; doi:10.1086/520976; Feldstudie mit 11 Kommentaren zu Heiratsstrategien und verringerter Kindersterblichkeit durch maternal-großmütterlichen Beistand).

Dokumentarfilme:

Bettina Witte: Khasi – Im Land der Frauen. Nima Productions für ARTE/ZDF, Deutschland 2012 (43 Minuten; Video auf YouTube).

 Uschi Madeisky, Klaus Werner: Die Töchter der sieben Hütten. Matriarchat der Khasi in Indien. Colorama Film für ARTE/ZDF, Deutschland 1997 (56 Minuten; Info).

 

Suchen

Copyright © 2023 ·Lifestyle Pro Theme · Genesis Framework von StudioPress · WordPress · Anmelden