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Stellungnahmen zu Dohm von ViLE-Lübeck


Ewald



Hedwig Dohm beschreibt mit ihrer Geschichte "Werde, die Du bist" am Schicksal der Frau, der Gattin des Geheimrates Schmidt, das Leben in der Zeit um 1894.
Es ist die Lebensgeschichte eines Mädchens, einer jungen Frau, Ehegattin, Witwe, "alten Frau", die von ihrer Umwelt nicht verstanden wird, in der Heilanstalt landet und stirbt. Ihre Handlungsweise, Gedanken, Erlebnisse und Visionen führen sie in eine Welt, die von ihrer Umwelt nicht verstanden wird. Sie erscheint als illusionär und krank, ist aber von einem klaren scharfsinnigen Geist beseelt, und gibt am Ende Zeugnis über ihr, zu Lebzeiten nicht bekanntes ,Tagebuch.
Die Ursache für ihre Verhaltensweise liegt vermutlich in folgendem:
Als Mädchen/Frau, weiblicher Erdenbürger in damaliger Zeit und Gesellschaft, waren die Prägungen, der" Stellenwert" eines weiblichen Individuums deutlich anders, weit hinter dem männlichen. Als Ehefrau und Mutter erfüllt Frau Schmidt pflichtbewusst und vorbildlich in ihrer Standesklasse ihre Aufgaben und Pflichten ohne eigene Kreativität, Selbstbewusstsein und eigener Initiative. Sie funktioniert als Ehefrau und unterdrückt ihre eigenen Empfindungen und Gedanken. Erst nach dem Tode ihres Mannes findet sie sich. Mit dem Beginn eines Tagebuches , in dem sie sehr detailliert über ihre Begegnungen und Empfindungen ihre Seele zu Papier bringt , wird sie sich Schritt für Schritt klar, wo sie steht, was sie fühlt, wozu sie fähig ist und was sie zu sein scheint. Sie taucht in eine völlig neue geistige, tätige, glückliche Welt ein, mit der Vision und Illusion, die ihr dann eines Tages nach einem großen Schockerlebnis eine tiefe Enttäuschung und Störung versetzt, von der sie sich nicht wieder befreien kann. Kurz vor ihrem Tode wird diese zufällig durch die Begegnung mit dem Verursacher wieder aufgelöst. Sie stirbt und löst das Rätsel ihrer Krankheit für den behandelnden Arzt mit dem Vermächtnis ihres Tagebuches.
Die Geschichte hat einen Bruch, bzw. einen Punkt ,der aus Sicht des heutigen Lesers 100 Jahre danach unverständlich erscheint:
Eine so intelligente, visionäre und initiativreiche Frau ,wie die Witwe Schmidt es nach dem Tode ihres Mannes wird, kann sich eigentlich nicht in ihrem ganzen vorherigen Leben so unterdrücken und unterwerfen lassen.
Oder war es in dieser Zeit nicht anders möglich, oder schildert die Schriftstellerin Hedwig Dohm hier einerseits die Möglichkeiten der "sittsamen Ehefrau" und die Chancen und Erlebnisse einer aktiv intelligenten Witwe, die an einer Enttäuschung zerbricht?
Vielleicht schildert Hedwig Dohm ja hier auch Teile/Auschnitte/Erfahrungen aus ihrem eigenen Leben aus Sicht einer Frau der Zeit.